Hohenlimburg/Letmathe. Kuriosität im Corona-Regelwerk: Weil das „Schlesierland“ in Hohenlimburg auf MK-Territorium steht, darf das Hagener Restaurant schon öffnen.

Wenn man zum Restaurant „Haus Schlesierland“ fährt, muss man den Weg über die Berliner Allee von Elsey aus nehmen, anders geht es nicht. Anschrift und Telefonvorwahl verweisen auf Hagener Stadtgebiet. Dass das Restaurant am Samstag trotz Corona-Lockdowns dennoch seine Außengastronomie öffnen durfte, erscheint daher auf den ersten Blick absurd – doch formal ist alles korrekt. „Territorial betrachtet gehören wir zu Letmathe, zum Märkischen Kreis“, so Wolfgang Nestler, Besitzer des Nestler-Restaurants. Da der MK-Inzidenzwert seit mehr als fünf Tagen unter 100 liegt, sind Lockerungen erlaubt, auch für die Gastronomie im Außenbereich. Die Besitzerfamilie Nestler hat gemischte Gefühle – eine Wiedereröffnung zwischen Kritik und Freude.

„Als es hieß, dass die Öffnung wieder möglich sei, haben wir uns durchgefragt, beim Ordnungsamt informiert und entschieden, wieder zu öffnen.“ Dass das bei vielen Menschen auf Kritik trifft, war abzusehen, so Nestler: „Ich habe zwar noch keinen Menschen getroffen, der mir das persönlich ins Gesicht gesagt hat, aber das ist ja das Schlimme am Menschen, er fragt lieber dritte und beschwert sich dort.“

Aktuell stehen in der Außengastronomie an der Berliner Allee 85 Plätze zur Verfügung. Am Samstagabend waren rund 80 Plätze davon ausgebucht. „Viele sind anfangs vermutlich zögerlich“, glaubt Monique Nestler, „aber die Reservierungen läppern sich langsam.“

Restaurant Schlesierland
Restaurant Schlesierland © WP | Rübel, Wiebke

Um das Nestler Restaurant zu besuchen, bedarf es eines Tests, der nicht älter ist als 48 Stunden, einer Genesungsbescheinigung oder einer vollständigen Impfung, die nachweislich über zwei Wochen zurückliegt. Oft treffen diese Anforderungen auf Kritik und Unverständnis. „Aber wir sind auch immer für das, was hier passiert, verantwortlich. Wenn unsere Gäste vorsichtig oder unsicher sind, möchten wir uns besonders viel Mühe geben, ihnen zu zeigen, dass sie hier alle Abstände und Hygienemaßnahmen einhalten können“, so Wolfgang Nestler, „deshalb sind wir hier stundenlang mit einer Messlatte rumgelaufen, haben Tische korrekt angeordnet und Verweise auf die Luca-App zusätzlich installiert.“ Damit können sich die Gäste über einen QR-Code auf den Tischen im Restaurant freiwillig für eine Kontaktpersonennachverfolgung und Risikokontaktbenachrichtigung eintragen.

Gastronomie unbenannt

Als „Haus Schlesierland“ ist das Restaurant in der Nähe vom Kirchenbergstadion bekannt. Künftig soll der Betrieb unter „Nestler Restaurant“ laufen, wie bereits auf der Internetseite und an der Eingangstür vermerkt.

Wenn irgendwann die Öffnung der Innengastronomie erlaubt wird, fühlt sich die Familie Nestler gut vorbereitet: Im Innenbereich des Restaurants wurden in allen Räumen Luftreiniger sowie zusätzlich Trennwände zwischen den Tischen installiert. Auch bei weiteren, zusätzlichen Vorgaben wollen die Betreiber des Schlesierlands diese umsetzen. Ein paar Veränderungen gibt es – neben den Hygienemaßnahmen – im Restaurant möglicherweise auch. Während der Schließung war es möglich, im Restaurant zu bestellen und die Speisen abzuholen, sogar auf dem Geschirr des Restaurants, das später wieder zurückgebracht wurde. Für Gäste, die nicht mehr mobil sind, bot Nestler auch einen Lieferservice an. Jetzt überlegt die Familie, eine Zeitschiene einzuführen, in der solche Bestellungen und Abholmöglichkeiten über die Pandemie hinaus möglich sind – zusätzlich zum üblichen Catering. „Manchmal hat man schließlich Lust auf ein richtiges Rumpsteak oder ein Schnitzel und eben nicht auf die Tiefkühlpizza“, so Wolfgang Nestler, „deshalb hat es uns umso mehr gefreut, wie überraschend gut die Abholbestellungen angenommen wurden. Das hat uns viel Freude gemacht.“

Heute ist die Familie Nestler, die das Restaurant in dritter Generation führt, dankbar dafür, seine acht Festangestellten (darunter ein Azubi) während der Pandemie halten zu können und seit dem Wochenende seine Pforten wieder öffnen zu dürfen. „Wir verspüren eine Besinnung auf das, was man jahrelang als Automatismus gemacht hat. Nach der zweiten Welle war es schmerzlich, wieder schließen zu müssen, aber wir freuen uns unfassbar, wieder Gäste begrüßen zu dürfen“, so Wolfgang Nestler. Tochter Mara und Frau Monique freuen sich ebenfalls: „Auch, wenn die Erlaubnis sehr überraschend kam, freuen wir uns sehr auf den persönlichen Kontakt mit den Menschen. Nach sieben Monaten ohne Gäste war es fast schon gruselig hier. Die Freude ist groß.“