Hagen. Die Mitarbeiter des Ambulanten Hospizdienstes begleitenden Sterbende auf ihrem letzten Weg – in Corona-Zeiten eine zusätzliche Herausforderung.
Der Bedarf ist immer da. Es wird gestorben, weil der Tod irgendwann für jeden (der letzte) Teil des Lebens wird. Und doch sind diese Tage, diese Monate anders. „Ich begleite jemanden, der gerade mitten in einer Chemotherapie steckt“, sagt Sandra Zyche. „So eine Krebserkrankung aber wirft eine ganze Familie aus dem funktionierenden System. Und dann kommt der Corona-Wahnsinn in all seinen Facetten noch oben drauf.“
Ein Wahnsinn, dessen Auswirkungen auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Ambulanten Hospizdienstes der Caritas in Hagen spüren. „Das Menschelnde fehlt“, sagt Sandra Zyche. „Den anderen zu trösten, wenn er traurig ist. Ihn in den Arm zu nehmen. Ihm einfach mal die Hand zu streicheln. All das fällt weg.“
Dazu kommen Besuchsverbote oder Einschränkungen in den Kliniken. „Mal eben spontan nach Feierabend im Krankenhaus vorbeizuschauen – das funktioniert nicht“, sagt Sandra Zyche, die sich erst vor einigen Monaten entschlossen hat, sich – zu großen Teilen online – ausbilden zu lassen.
Mehr Abstand als Nähe
Jetzt hält sie Abstand, wo Nähe gefragt ist. „Ich greift oft zum Telefon“, sagt Sandra Zyche. „Aber ich gehe viel spazieren. Entweder mit Betroffenen selbst, aber auch mit Partnern. Letztlich bin ich froh, dass eine solche Begleitung überhaupt möglich ist.“
Weiterbildung startet im August
Im August startet der nächstre Kursus für Ehrenamtliche beim Ambulanten Hospizdienst der Caritas.
Vor dem Start möchten die Verantwortlichen um Antje Sendzik die Teilnehmer gerne persönlich kennenlernen. Erste Gespräche finden ab sofort statt.
Der Weiterbildungskurs zum Hospizhelfer umfasst 80 Stunden.
Wer sich als Ehrenamtlicher einbringen möchte, kann sich unter 02331/8039180 oder per E-Mail unter hospiz@caritas-hagen.de melden. Hier gibt es auch weitere Hintergrundinformationen.
Eine Begleitung, die wichtig für die Betroffenen ist. Weil das Thema Tod ohnehin zu Distanz führen kann. Weil es sein mag, dass Freunde, Verwandte und Bekannte unsicher werden, nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen und sich einfach zurückziehen. Genau hier setzt der Ambulante Hospizdienst, deren ehrenamtliche Mitarbeiter speziell für solche Situationen ausgebildet worden sind, an. „Wir scheuen uns nicht, wir halten auch Schweres aus“, sagt Sandra Zyche. „Und auf der anderen Seite können wir auch Dinge offen an- und aussprechen, die sich aus der Familie niemand traut.“
Sterben in der Einsamkeit
Das Sterben in Isolation und Einsamkeit hat in der Corona-Zeit aber rasant zugenommen. Wenn Kontakte eingeschränkt oder gar verboten sind, wenn Ausgangssperren greifen, damit Menschen einander nicht mehr treffen, dann spüren das jene besonders, denen das die letzte Chance nimmt, Abschied von jemandem zu nehmen, der ihnen besonders wichtig ist. „Das ist für viele Menschen am Ende des Lebens eine zusätzliche Belastung“, so Antje Sendzik, Leiterin des ambulanten Hospizdienstes, die sich auch um die rund 70 Mitarbeiter kümmert, die sich in ihrer Freizeit einbringen.
Mitarbeiter wie Sandra Zyche, die letztlich die Erfahrungen mit einem Sterbefall in der eigenen Familie zum ambulanten Hospizdienst gebracht hat. „Aus dieser ehrenamtliche Tätigkeit kann man selbst sehr viel mitnehmen“, sagt sie, „man muss bereit sein, dass eigene Ego zurückzustellen. Diese Begleitung empfinde ich auch nicht als Belastung. Sie ist für mich ein Gewinn. Natürlich denkt man über Dinge nach. Aber die Dankbarkeit derjenigen, denen man in dieser schwierigen Situation hilft, wiegt vieles wieder auf. Wir müssen Dinge nicht tun, wir dürfen sie tun.“
Lebensbegleitung im Mittelpunkt
Dabei geht es weniger um Sterbe- als viel mehr um Lebensbegleitung. „Wir regeln Dinge gemeinsam“, sagt Sandra Zyche. „Wir kaufen Blumen, bepflanzen den Balkon. Wir sortieren Fotoalben. Es gibt viele schöne Aspekte.“
Der Bedarf ist da, weil der Tod irgendwann für jeden (der letzte) Teil des Lebens wird. Die Zeiten werden sich normalisieren. Und deshalb sucht die Caritas wieder Ehrenamtliche, die bereit sind, diese besondere Aufgabe zu übernehmen.