Hagen. Mit der Sanierung des Strandhauses beginnt jetzt die Umgestaltung am Freibad in Hengstey. Das Millionen-Projekt steigert die Seepark-Vorfreude.
Tief hängende Wolken, unter die Haut kriechender Wind, Regen waagerecht: Für den offiziellen Sanierungsstart eines aus der Zeit gefallenen Strandhauses hätte man sich kaum absurderes Wetter vorstellen können. Die Vorfreude auf das am Familienbad Hengstey entstehende Gastronomie- und Beherbergungskonzept konnte am Donnerstag das usselige Wetter beim HVG-Aufsichtsratsvorsitzenden Erik O. Schulz dennoch nicht schmälern: „Neben der Fahrradbrücke über die Volmemündung ist diese Investition die wichtigste Initialzündung für den künftigen Seepark“, zeigte sich der Oberbürgermeister überzeugt, dass dort eine Aufenthaltsqualität entstehen werde, die Lust zum gemütlichen Verweilen schaffe. „Die Faszination von Wasser in der Nähe von Gastronomie ist ja quasi ein Selbstläufer“, sprach Schulz gar von einem „Juwel“.
„Hier musste dringend was getan werden“, freute sich auch HVG-Geschäftsführer Christoph Köther (Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft) über den nun beginnenden Umbau des maroden Strandhauses und die damit einher gehende Wiederbelebung eines touristischen Magneten. „Dass diese Investitionsentscheidung zur umfassenden Aufwertung des Freizeitgeländes an der Ruhr getroffen wurde, ist nicht nur gut für die Bürger unserer Stadt, sondern wertet auch unsere Freizeiteinrichtung des Hengsteybades deutlich auf und verbessert die Aufenthaltsqualität am See.“ Seit dem Frühjahr liegt die Baugenehmigung vor, um aus der Gaststätte mit dem Mitropa-Plastik-Charme der 70er-Jahre eine attraktive Genuss- und Kulinarik-Adresse mit gehobenem Aufenthaltsflair zu machen.
Eröffnung für das Frühjahr 2022 geplant
Das designierte Pächter-Duo Mike Henning und Stephan Ley freut sich bereits auf die für das Frühjahr 2022 angepeilte Eröffnung: „Ein Objekt am See ist ein Projekt, das sich eigentlich jeder wünscht“, wollen die Betreiber gemeinsam mit dem Architekten-Hirnschmalz aus der „Neuen Färberei“ den Gästen ein besonderes Gastronomieerlebnis anbieten. Stilistisches Ziel ist das Ambiente holländischer Strandhäuser mit einem flexiblen Raumkonzept, das neben einem A-la-Carte-Bereich auch Veranstaltungsräume, einen zu allen Seiten offenen Kamin, ein tägliches Frühstücksbuffet sowie eine kombinierte Terrassen- und Indoor-Bar umfasst. Zu der großen Außenfläche gehören auch gemütliche Tische unter einer Pergola, an denen die Gäste sich ebenso mit Nudelgerichten, Steak, Pizza, Fisch, Salaten sowie veganen Speisen verwöhnen lassen können wie an den 160 Sitzplätzen im Innenbereich.
Die einstigen Wohnungen im bereits bis zum Dachgebälk entkernten Obergeschoss des Freibad-Strandhauses werden zudem noch in sieben Gästezimmer mit insgesamt zwölf Betten umgewandelt. Diese verfügen allesamt über eine eigene Terrasse, die eine fantastische Aussicht über den See bietet.
Gesamtkosten von 4,7 Millionen Euro
Statt des ursprünglich angedachten Kostenrahmens für die Sanierung des Strandhauses, den Steg-Neubau sowie die Gestaltung des Beachclubs von 2,7 Millionen Euro hat die Politik inzwischen eine Investitionssumme von 4,7 Millionen Euro bewilligt.
Den Löwenanteil übernimmt die Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (HVG), während die Stadt Hagen lediglich 16,5 Prozent der Summe trägt (775.500 Euro).
Einer der wesentlichen Kostentreiber ist die energetische Sanierung des ursprünglich aus den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammenden Strandhauses. Ein Fachgutachten hatte festgestellt, dass sowohl das Dach als auch die Außenwände sowie die Terrasse der Immobilie unzureichend gedämmt sind und auch zahlreiche Fenster nicht mehr dem Standard der Zeit entsprechen.
Obendrein kristallisierte sich heraus, dass die ausladende Steganlage mit Aussichtsplattform, die von der künftig großzügigen Uferpromenade über das Ruhrwasser und die Beachlounge hinweg zum Strandhaus führt und als charakteristischer Blickfang gilt, eine 6,50 Meter tiefe Brunnengründung im Seewasser erfordert. Dies treibt die Kosten um eine weitere halbe Million in die Höhe.
Im zweiten Bauabschnitt geht es dann um den landschaftsbildprägenden Steg zum Seeufer sowie den Beachclub, der zwischen Freibad und See entstehen wird. Dazu muss allerdings zunächst der Bebauungsplan geändert werden. „Hier machen wir uns selbst Druck – das Projekt genießt höchste Priorität“, will Oberbürgermeister Schulz zügig Planungsrecht schaffen. Denn der wirtschaftliche Erfolg des neuen Strandhauses, das sich zu einem Ganzjahresmagneten mausern soll, hängt auch von der direkten Anbindung zur Promenier- und Radler-Meile am Seeufer ab.