Breckerfeld. Mike Braumann und seine Frau Annett gehen ins dritte Jahr als Königspaar bei den Bauernschützen. Ein Blick auf eine ungewöhnliche Regentschaft.

Die Dimension der Krise machen manchmal auch Dinge deutlich, die man gemeinhin als Nebensächlichkeit abtun würde. Aber: So etwas hat es bei den Bauernschützen Breckerfeld seit 82 Jahren nicht mehr gegeben. Da klafft nämlich beim Blick auf die Würdenträger eine Lücke in der Historie. Nachdem Otto Höller im Jahr 1939 König wurde, musste er zehn Jahre lang auf einen Nachfolger warten.

Nun führt niemand Krieg. Höchstens einen Krieg gegen ein Virus, das unseren Alltag seit mehr als einem Jahr dominiert. Corona allerdings beschert Mike Braumann soeben seine dritte Amtszeit. Was dazu führt, dass seine Frau Annett, die Königin, sich schon Vergleiche mit der britischen Queen gefallen lassen musste.

Breckerfelder vermissen das Feiern

Es ist eine dritte Amtszeit, die der König der Bauernschützen Breckerfeld, der noch im Jahr 2019 am Morgen am Frühstückstisch Stein und Bein geschworen hatte, dass er keinesfalls um die Königswürde schießen würde, sich so nun nicht gewünscht hätte. Womit wir bei dem wären, was die Breckerfelder (zumindest mehr als die Hagener) vermissen. 50,5 Prozent der Breckerfelder (Frauen sogar noch mehr als Männer, junge und alte Menschen noch mehr als die zwischen 41 und 60 Jahren) vermissen das Feiern. Und damit hebt sich dieser Wert deutlich vom Hagener (35,3 Prozent) und dem in der Region (43,3 Prozent) ab. All das sind Ergebnisse, die der Corona-Check dieser Zeitung hervorgebracht hat.

Wobei die repräsentative Umfrage unserer Zeitung damit im Grunde unterstreicht, was zu vermuten war: Er feiert gern, der Breckerfelder. Bei den Schützenfesten, aber auch im privaten, im kleineren Kreis. Und gelegentlich – wie bei den Bauernschützen – lässt sich das eine vom anderen gar nicht so genau trennen.

Nach dem Lockdown ist alles anders

Der Terminkalender eines Schützenkönigs ist normalerweise voll. Weil sich die großen und die kleinen Feiern nur so aneinanderreihen. Beispiel gefällig? „Die Einladungskarten für den Königsabschied liegen noch drinnen im Karton“, sagt Mike Braumann. Der sollte eigentlich im Frühling 2020 stattfinden. Die Karten waren gedruckt, das Bier bestellt. Dann kam der Lockdown. Und alles war anders.

Ein Treffen beim Corona-Test

„Wenn man sich das mal überlegt – wir gehen jetzt ins dritte Jahr“, sagt Mike Braumann. „Und im Moment kann noch niemand sagen, ob wir denn 2022 so feiern können, wie es schön ist und wie wir es gewohnt sind.“ Mit Party, mit Schützenzelt und mit all den kleinen Festlichkeiten, die sich um das große Fest ranken.

Jetzt, so formuliert es Königin Annett, trifft man sich beim Corona-Test. Aber nicht beim Bier. „Und das macht ja auch was mit den Menschen“, erklärt die Königin, „früher wusste man immer, was wer gerade tut, wie es wem geht. Natürlich versuchen wir, Kontakte zu pflegen. Aber irgendwie wird man sich durch diese Corona-Zeit auch fremd.“

Also bleibt zunächst nur die Erinnerung – an all die schönen Feste (das letzte übrigens bereits in Amt und Würden beim Besuch der Schützen Boele) und an jenen Tag, als beim Frühstück eigentlich abgesprochen war, dass Mike Braumann – der Herr des Hauses – auf keinen Fall um die Königswürde schießen würde. „Ich kam dann zum Schießstand“, erinnert sich Annett Braumann. „Und da hat man mir dann auf einmal erzählt, dass mein Mann im Schießkeller sei. Da habe ich dann doch gehofft, dass es klappt.“

Seit mehr als einem Jahr liegen Kette und Krone jetzt im Schrank. „Ich werde sie dieser Tage noch einmal polieren“, sagt Annett Braumann. Mike nickt und lächelt: „Ich weiß nicht einmal mehr, wie man sich richtig an einen Bierwagen stellt.“ Es wird Zeit für ein Schützenfest. Höchste Zeit.