Hagen. Gegen die Empfehlung der städtischen Fachverwaltung drängt in Hagen die Politik darauf, an den Schulen Luftentkeimer einzusetzen.

Trotz permanent geöffneter Fenster – ein zusätzliches Luftfiltersystem hätte am Donnerstag auch nicht geschadet, als die ausnahmslos maskierten Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) im mit etwa 50 Köpfen gefüllten Ratssaal über Stunden die proppenvolle Tagesordnung abarbeiteten. Aufgrund der fehlenden Fachausschuss-Beratungen, die im Juni wieder starten sollen, ist das Programm für die Politik inzwischen so prall, dass die nächste Ratssitzung am 20. Mai in der Karl-Adam-Halle voraussichtlich schon um 14 Uhr beginnen soll, damit man pünktlich um 22 Uhr zur Ausgangssperre wieder daheim sitzt.

Nicht zuletzt aufgrund dieses Selbstversuches hat der HFA gegen das ausdrückliche Votum des Oberbürgermeisters die Verwaltung einhellig aufgefordert, sich der Beschaffung von Raumluftentkeimern/Luftfiltern für die Hagener Schulräume zu widmen. Dazu sollen, so der Antrag der Allianz aus CDU, Grünen, Hagen Aktiv und FDP, sämtliche Fördermöglichkeiten abgeklopft und eine Prioritätenliste mit Blick auf die bauliche Situation in den einzelnen Gebäuden erstellt werden. Einen ähnlichen Vorstoß der SPD hatte die Verwaltung vor wenigen Wochen noch mit dem Hinweis darauf, dass der Nutzen dieser Geräte umstritten sei und die Gebäudewirtschaft bereits dafür gesorgt habe, dass in sämtlichen Klassenzimmern die Fenster geöffnet werden könnten, weggebügelt. Und auch diesmal hieß es aus dem Verwaltungsvorstand launig-lapidar: „Lüften statt Lüfter.“

Politik drängt Stadt zum Handeln

„Diese Antwort ist eine Unverschämtheit“, wetterte entsprechend FDP-Ratsgruppensprecher Claus Thielmann. Solche Anlagen seien nach einem Jahr Pandemie in Büros, in der Industrie, aber auch in Diskotheken längst üblich. Zudem betonte er gemeinsam mit CDU-Fraktionschef Jörg Klepper, dass die Politik weniger an klassische Lüfter, sondern vielmehr an weitgehend wartungsfreie UVC-Luftentkeimer denke. Statt Virenpartikel aufwendig über häufig zu wechselnde Filter aus der Luft zu entfernen, zerstören diese Kombigeräte die Virenpartikel durch hochenergetisches UVC-Licht. Dennoch bleibt es geboten, trotz dieser technischen Unterstützung auch im Winter nicht auf das Stoßlüften zu verzichten.

OB Erik O. Schulz und Stadtbaurat Henning Keune machten deutlich, dass die Umsetzung dieses politischen Vorstoßes in den 1300 Klassenräumen in Hagen – Beschaffung der Geräte, Installation möglichst unter der Decke sowie Wartung und Montage – einen hohen Aufwand bedeute. Zudem sei ausgereifte Technik auf diesem Markt sehr teuer und die Geräte zum Teil viel zu laut, um parallel Unterricht abzuhalten.

SPD-Ratsherr Dietmar Thieser empfahl deshalb, Kontakt mit anderen Städten aufzunehmen, die mit Luftentkeimern bereits arbeiten, und deren Erfahrungen abzufragen. Sein FDP-Kollege Thielmann mahnte prompt zur Eile: „Die Viren werden uns im Sommer nicht verlassen.“