Hagen.„Wir akzeptieren einfach nicht, dass behinderte Kinder bei Bildungs- und Kulturangeboten außen vor bleiben.” Doch beim Beklagen der Zustände haben es Carla Klimke und Klaudia König-Bullerjahn nicht belassen, sind stattdessen aktiv geworden. Gemeinsam mit „ihren” Kindern.
Die Frauen, beide Lehrerinnen an der Oberlinschule für Schwerbehinderte, nahmen schon vor ein paar Jahren mit ihren Schülern an den Hagener Schul- und Theatertagen teil. Und hatten 2007 gemeinsam mit Werner Hahn, dem Leiter der Jungen Bühne Lutz, die Idee zum Musikvermittlungsprojekt „Beinah die Zauberflöte”. „Mit allen Sinnen erleben - das war unser oberstes Ziel. Und die Kinder sollten in ihrem geringen Radius selbst aktiv werden”, erläutern die Pädagoginnen, die nur einige Monate später ein Lyrik-Projekt, das 14 Gedichte behandelte und 2009 das musikalische Märchen „Beinahe Peter und der Wolf” gemeinsam mit den geistig und körperlich behinderten Kindern in Angriff nahmen.
Junge Ohren Preis 2009
Das jüngste Kooperationsprojekt zwischen Oberlinschule und Stadttheater erwies sich als überaus erfolgreich und wurde mit dem „Junge Ohren Preis 2009” sowie mit dem Sonderpreis der Landesanstalt für Medien ausgezeichnet.
Auch Antje Haury, Koordinatorin des Orchesters, und Florian Ludwig, Generalmusikdirektor, saßen begeistert mit im Boot. „An der Aufnahme der Musik war das komplette Orchester beteiligt”, betont Florian Ludwig und lobt die fruchtbare Zusammenarbeit mit den 28 Schülern. „Das Orchester hat Dienste freigeschaufelt, wo immer es ging”, ergänzt Antje Haury. „Acht Musiker haben die Kinder besucht - es war auch für die Musiker eine gute und wichtige Erfahrung.”
Große Ehre
Zur Junge-Ohren-Preisverleihung ins WDR-Funkhaus nach Köln fuhren nicht nur Klaudia König-Bullerjahn, Carla Klimke sowie Vertreter des Theaters, sondern auch Christopher, Schüler der Oberlinschule. „Unser musikpädagogisches Projekt wurde aus 120 Bewerbungen ausgewählt - das war für uns alle eine große Ehre”, blicken die Beteiligten gern zurück.
Aber auch nach vorn: „Unser neues Schul-Theater-Projekt im Rahmen von ,Kulturhauptstadt 2010' heißt ,Kinder Auf Ruhr' und ist eine spannende Erkundung von der Quelle der Ruhr bis zu ihrer Mündung”, verrät Carla Klimke. Mit neun Kindern werde man an den Fluss fahren, um das Element Wasser zu erleben, und dem Bergbau kämen die Kinder beim Besuch der Zeche Nachtigall näher. „Die gesammelten Erfahrungen verknüpfen wir dann mit Musik, Gedichten und Geschichten.” Am 21. Mai (Premiere), sowie am 18. und 25. Juni werde „Kinder Auf Ruhr” schließlich im Theater Lutz aufgeführt.
„Kinder haben keine Grenzen - wir machen die Grenzen”, resümiert Werner Hahn. Und alle - Lehrerinnen, Musiker, Theaterleute - nicken zustimmend.