Hagen. Mit dem Medien-Manager Christian Nienhaus will die Hagener CDU das Direktmandat bei der Bundestagswahl erobern. Aber wer ist dieser Mann?

Mit dem in Hagen aufgewachsenen Medien-Manager Christian Nienhaus möchte die Hagener CDU im Herbst dieses Jahres in den Bundestagswahlkampf ziehen. Der 61-Jährige, der inzwischen mit seiner Frau im Breisgau wohnt, aber als Geschäftsführer im Springer-Verlag ebenso über eine Wohnung in der Hauptstadt sowie auch in Dortmund verfügt, hat sich am Dienstagabend in einer Digitalrunde dem Hagener Kreisvorstand der Union präsentiert. „Ich habe meine politische Heimat stets an der Ruhr, Volme und Lenne gehabt“, versichert der BVB-Fan im Gespräch mit der Stadtredaktion, deren lokale Berichterstattung er aus alter Hagen-Verbundenheit weiterhin täglich im E-Paper verfolgt.

Unterschrift bei Wilfried Horn

Nienhaus trat als 16-Jähriger noch bei Alt-OB Wilfried Horn in die Hagener CDU ein. „Ich muss sicherlich keine Regierungsämter mehr anstreben, möchte allerdings als unabhängiger Geist im Parlament meine Erfahrungen einbringen.“ In der Runde der Hagener CDU-Spitze wurde der Personal-Vorschlag des Kreisvorsitzenden Christoph Purps, von dem der Kandidat in der vergangenen Woche selbst noch nichts ahnte, mit großem Wohlwollen goutiert.

Der Medien-Manager

Der studierte Wirtschaftswissenschaftler Christian Nienhaus war zu Beginn seines beruflichen Wirkens von 1984 bis 1995 für den Verlag Gruner+Jahr tätig.

Von 1995 bis 2000 agierte er als Geschäftsführer des Badischen Verlages in Freiburg und von 2000 bis 2001 als Geschäftsführer der Süddeutschen Zeitung GmbH. Danach wechselte er zur Axel Springer AG.

Von 2008 bis 2014 war er in Essen als Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe tätig und maßgeblich an ihrer Umstrukturierung zur Funke Mediengruppe beteiligt.

2015 kehrte er wieder zu Springer zurück und wurde sowohl Vorsitzender der Geschäftsführung von Sales Impact als auch von Media Impact. Aktuell ist Nienhaus Geschäftsführer des Verlagsbereiches News Media Print.

Damit scheint das Feld der aussichtsreichsten Bewerber für das Direktmandat im Wahlkreis Hagen/EN-Süd für Berlin klar: Während sich für die Sozialdemokraten in einer denkbar knappen Kampfabstimmung der Unterbezirksvorsitzende Timo Schisanowski gegen den etablierten Genossen René Röspel durchsetzen konnte, schickt die FDP erneut die Bundestagsabgeordnete Katrin Helling-Plahr ins Rennen. Die Liberale verfügt bereits über einen aussichtsreichen Platz auf der Landesliste und dürfte somit angesichts der aktuellen Wahlprognosen für die FDP erneut den Sprung in den Bundestag schaffen. Ähnliches gilt für den Grünen-Bewerber Janosch Dahmen, der als Medizin-Experte seiner Bundestagsfraktion ebenfalls auf der Landesliste prominent platziert wurde.

Springer-Vorstand ist vorgewarnt

Der neue designierte Kandidat der CDU Hagen, der voraussichtlich am 27. April im Rahmen einer Aufstellungsversammlung offiziell nominiert werden soll, verdient zurzeit noch in der Geschäftsführung des Springer-Verlages sein Geld: „In diesem Medienhaus bin ich inzwischen mit Abstand der Älteste“, freut sich der 61-Jährige sehr, sich künftig nicht bloß mit Chefredakteuren über politische Fragen austauschen zu können. Gestern hat er in Berlin bereits den Springer-Vorstand „vorgewarnt“, dass er im Herbst ein Bundestagsmandat anstrebe.

Ähnliches hat Nienhaus in Hagen bereits im Jahr 1994 versucht, war jedoch seinerzeit im Duell mit dem damaligen Oberbürgermeister Dietmar Thieser (SPD) gescheitert. Dennoch ist der Kontakt an die Volme und zur örtlichen CDU nie abgerissen. Der bundesweit exzellent vernetzte Wirtschafts- und Medienexperte stammt gebürtig aus Hamm, kam jedoch bereits mit vier Jahren nach Hohenlimburg, als sein Vater die Leitung der Volksschule in Elsey übernahm: „Ich habe bis heute noch einen Freundeskreis in Hagen, Hohenlimburg und Bochum“, blickt Nienhaus zudem auf sein Wirken als Jung-Unionist im Hagener Rat (1984) zurück. 2014 war der finanziell längst unabhängige Manager zuletzt als Oberbürgermeister-Kandidat der Hagener CDU im Gespräch, bevor dann der parteilose Erik O. Schulz von der Allianz als Spitzenbewerber ausgeguckt wurde.

Bundesweite Netzwerke

Dass Nienhaus nun ins Rennen geht, entsprach zumindest bis zur vergangenen Woche keineswegs seiner Karriere- und Lebensplanung. Doch nachdem der ursprüngliche CDU-Favorit Prof. Marc Eulerich aufgrund eines äußerst attraktiven beruflichen Angebotes überraschend seine Bewerbung zurückgezogen hatte, kontaktierte Kreisvorsitzender Purps den ehemaligen Hohenlimburger, der dort einst auch sein Abitur ablegte und im Anschluss Wirtschaftswissenschaften an der Ruhruniversität in Bochum studierte. Wie eine zweite Wahl kommt sich der 61-Jährige dennoch nicht vor: „Ich bin selbstbewusst genug, um nicht als B-Lösung daherzukommen“, freut sich Nienhaus bereits darauf, mit einem Votum der CDU-Delegierten im Rücken inhaltlich in den Wahlkampf einsteigen zu können. Und Kreisvorsitzender Purps zeigt sich wie auch bei Marc Eulerich überzeugt: „Wir präsentieren einen aussichtsreichen Kandidaten, der den Wahlkreis sicherlich direkt holen kann.“