Hohenlimburg. Die Bandstahltradition in Hohenlimburg prägt nicht nur den Wirtschaftsstandort, sondern auch den Alltag der Menschen vor Ort.

Niemals wird Jochen Eisermann diesen Satz vergessen. 1971 war das. Er war gerade an das Hohenlimburger Gymnasium gekommen, als ein Lehrer an die Schüler appellierte: „Wer nicht richtig mitzieht, der muss später zu Krupp an die Walze gehen.“ Als der Lehrer die ehrwürdige Maloche der vielen Hohenlimburger Stahlarbeiter damit herabwürdigte, bewirkte er bei Jochen Eisermann das Gegenteil. „Ich machte mir nach diesem Spruch bewusst, wie viele Menschen in Hohenlimburg von der Walzenindustrie abhängig waren und sind und was für eine wertvolle Arbeit das ist“, sagt er. Und genau deshalb will Eisermann eben dieser Industrie ein neues Denkmal setzen.

Bei allem Respekt vor universitären Weihen: Es ist nicht die Statue eines Akademikers, die man am 12. Dezember 1959 an der Stennertbrücke aufgestellt hat, sondern die eines Warmwalzers. Und zwei Jahre später, auf der anderen Brückenseite, die eines Kaltwalzers. Beide Skulpturen stehen seit jeher für das, was die einstige Kleinstadt Hohenlimburg und den heutigen Hagener Stadtbezirk seit Anfang des 19. Jahrhunderts groß gemacht hat: die Kaltwalzindustrie. Die Skulpturen standen einst für den Aufbruch in die Moderne und sind heute Sinnbild der großen Stahltradition an der Lenne.

Hightech-Produkt für den Weltmarkt

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Wenn Jochen Eisermann im Rahmen unserer Serie „Bei uns ums Eck“ als zweites langfristiges Projekt (das erste ist, wie berichtet, die Öffnung der Lenne nach Altenaer Vorbild) die „Erlebbarkeit des Wertes der Bandstahlindustrie“ vorantreiben möchte, dann blickt er dabei nicht zurück. „Ich will das Know-how zeigen, das wir hier haben. Bandstahl ist heute in vielen Bereichen ein Hightech-Produkt, das von Hohenlimburger Weltunternehmen produziert wird. Ich will die Fortschrittlichkeit dieses Produkts im öffentlichen Raum sichtbar machen. Die Leute sollen stolz sein, an einem Ort zu leben, der das kann. Sie sollen stolz sein, hier zu arbeiten“, adressiert Eisermann vor allem an Tausende Stahlarbeiter und ihre Familien in Hohenlimburg.

Das beginne mit vermeintlichen Kleinigkeiten, wie den neuen Blumenkübeln, die die steinernen Töpfe vor dem Hohenlimburger Rathaus ersetzen sollen. „Wir haben welche in Auftrag gegeben, die aus Bandstahl bestehen“, beschreibt Eisermann das futuristisch anmutende Design.

Auch eine Route ist möglich

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Wie schon bei der angestrebten Lenneöffnung zu einer Promenade blickt der Bezirksbürgermeister dabei erneut nach Altena, das mit seiner Drahtbaumallee auf die große Tradition der Drahtfertigung hinweist und die Drahtbäume in das attraktive Herz der Stadt verpflanzt hat: auf die Lennepromenade. „Wie und wo solche Kunstwerke oder gefertigte Gegenstände in der Öffentlichkeit präsentiert werden können und ob das eine Route wird oder nicht, das möchte ich noch offen lassen. Ich möchte aber erst mal das Bewusstsein dafür schaffen. Bandstahl gehört zur Identität Hohenlimburgs und das sollte auch an möglichst vielen Stellen sicht- und erlebbar sein. Vielleicht auch mit dazugehörigen Erklärungen und vielleicht ja auch in Zukunft an einer geöffneten Lenne in der Altstadt.“

Dass Bandstahl daneben auch eine kunstvolle Wirkung haben kann, sieht man vor dem Verwaltungsgebäude des Kaltwalzunternehmens Bilstein in Hohenlimburg, wo sich Eisermann exemplarisch mit Tina Prinz, Assistentin der Geschäftsführung traf. Zahlreiche Menschen stehen und gehen auf der Bandstahl-Skulptur, was symbolisch für die große Nähe der Hohenlimburger zu „ihrem“ Produkt gedeutet werden kann.