Hagen. Osterglück bei Familie Kallenci: Nach Monaten im Krankenhaus können ihre zu früh geborenen Zwillinge nach Hause. Hier die ganze Geschichte:

Es war kein leichter Start, den Dilara und Nala ins Leben hatten. Bereits in der 26. Schwangerschaftswoche und damit viel zu früh kamen die eineiigen Zwillinge kurz vor Weihnachten im Agaplesion Allgemeinen Krankenhaus auf die Welt. Eine ungeplante Überraschung für ihre Eltern Christina und Ömer Kallenci, die nun drei Monate später – quasi im Osterkörbchen – ein Happy End gefunden hat.

Perinatalzentrum

Die Frühgeborenenintensivstation des Agaplesion Allgemeinen Krankenhauses Hagen ist ein entscheidender Teil des Perinatalzentrum Level 1. Mit ihren 21 Betten ist sie eine der zwei größten in NRW.

Als Perinatalzentrums Level 1 betreuen die Experten der Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe auch Risikogeburten mit kleinsten Frühgeborenen unter 500 Gramm Geburtsgewicht.

Insgesamt werden in der Klinik jährlich knapp 12.000 Kinder zwischen 0 und 18 Jahren stationär sowie ambulant behandelt. Das Leistungsspektrum deckt dabei fast alle Erkrankungen des Kinder- und Jugendalters ab.

Es war der Vorabend des vierten Advents, als Mutter Christina mit starken Bauchschmerzen das AKH aufsuchte. „Ich wusste, dass da was nicht stimmt“, erzählt die Hagenerin rückblickend. Es waren Wehen, die die Schmerzen verursachten. Und diese ließen sich nicht aufhalten. „Als Perinatalzentrum ist es unser oberstes Ziel, die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrecht zu erhalten“, erklärt Dr. Jan-Claudius Becker, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am AKH. Doch manchmal seien – wie eben bei Christina Kallenci – selbst modernste medizinische Möglichkeiten und die vorhandene Expertise gegen den Willen der Natur machtlos. „Dann ist unser erfahrenes Team zu Stelle, um selbst den Kleinsten der Kleinen einen möglichst guten Start ins Leben zu ermöglichen“, so der erfahrene Neonatologe weiter. „Und bei Dilara und Nala wussten wir von Anfang an: Die Mädels wollen leben.“

Nur 640 und 600 Gramm schwer

So erblickten die beiden Mädchen am 20. Dezember das Licht der Welt – 640 bzw. 660 Gramm leicht und 34 bzw. 31 Zentimeter klein. Als einen Tag nach der Geburt Mama Christina sie erstmals besuchen durfte – sie hatte bis dato nur Fotos von den Mädchen gesehen –, „war ich geschockt. Sie waren so klein, die Haut so durchsichtig und beide an so viele Maschinen angeschlossen. Das war schlimm“, berichtet sie in der Rückschau.

Als beruhigend dagegen hat sie die Situation auf der Neugeborenenintensivstation empfunden. „Es war so ruhig dort und wir sind so freundlich und überaus kompetent aufgenommen worden, dass das Stationsteam mittlerweile zu einer Art Familie geworden ist“, erzählt die 38-Jährige. Die Ruhe ist dabei Programm. „Wir ahmen dabei die Stille, Dunkelheit und Wärme des mütterlichen Bauches nach“, erklärt Chefarzt Becker. Denn insbesondere Frühgeborenen fällt es schwer, sich an die mitunter helle, kalte und laute Wirklichkeit nach der Geburt anzupassen.

Lärmampeln gegen den Krach

Um dieses Konzept nachhaltig zu unterstützen, hatte die Klinik zuletzt extra Inkubatoren der neuesten Bauart und sogenannte Lärmampeln angeschafft, die visuell Alarm schlagen, falls der Lautstärkepegel zu stark steigt. „So können wir bei Frühchen wie Dilara und Nala die optimale Gehirnreifung bestens unterstützen“, erläutert Becker weiter. Und Dilara und Nala entwickelten sich optimal. „Man kann wirklich von einer idealtypischen Entwicklung sprechen.“

Schritt für Schritt meisterten sie gemeinsam jede Hürde für Frühgeborene: Die ersten vier Tage überstanden sie ohne Hirnblutung, die Atmung funktionierte schnell und auch sonst entwickelten sich die beiden kleinen Damen im Eiltempo – immer unterstützt und begleitet von ihren Eltern, auch wenn das nicht immer einfach war. „Wenn die medizinischen Geräte Alarm schlugen, blieb mir oft genug das Herz stehen“, berichtet Mama Christina. „Doch die Mitarbeiter haben uns immer einbezogen, gleichzeitig aber auch das Gefühl vermittelt, wie gut sie das hier im Griff haben“, so die Hagenerin weiter. Das habe ihr und ihrem Mann sehr geholfen.

In den vergangenen drei Monaten sind die zwei Mädchen schon richtig groß geworden, haben ihr Gewicht fast vervierfacht, schauen mit offenen Augen in die Welt und erkunden selbige mit Eifer – zwei ganz normale Babys eben. Seit Ostern können sie daheim in ein ganz normales Familienleben starten.