Hagen. Kann man heutzutage noch an die Auferstehung glauben? Und wie vermittelt man das jungen Menschen? Religionslehrer Christian Haase versucht es.
Auf dem Hof des Hildegardis-Gymnasiums steht ein gusseisernes Kreuz. Seine Balken sind durchbrochen, das Licht der Sonne scheint hindurch und bohrt sich in die Erde. Theologen operieren ja gerne mit Symbolen und Gleichnissen, und dieses Kreuz scheint Christian Haase (42), katholischer Religionslehrer, ein passendes Bild zu sein: „Gott scheint in unser Leben hinein.“
Man könnte das durchbrochene Kreuz freilich auch ganz anders deuten. Haase nickt. Natürlich, der Glaube besteht aus Versatzstücken, er ist nie einheitlich, er enthält Bruchlinien, mehr noch: Er lädt zum Zweifeln geradezu ein. Wie war das noch mit der Auferstehung? Wie erkläre ich jungen, kritischen, zweifelnden Menschen heutzutage, im Zeitalter von Wissenschaft und Internet, dass vor 2000 Jahren ein Mensch von den Toten auferstanden ist? Wie erkläre ich Ostern?
Den Zweifel kennen gelernt
Vor Christian Haase sitzen im Unterricht Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, ihnen allen erzählt er die Auferstehungsgeschichte. Nicht nur, weil er Lehrer ist, sondern weil er selbst daran glaubt. Er sagt, er könne sich noch genau an jenen Moment erinnern, als er mit einem anderen Messdiener vor einem Kreuz mit dem leidenden Jesus gestanden habe und der andere sagte: „Daran kann ich nicht glauben.“ Und seit jenem Tag kenne er selbst den Zweifel und wie schwierig es bisweilen sei mit dem Glauben und dass man nicht alles blind hinnehmen dürfe.
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„Aber es ist der Glaube, der mich stets getragen hat“, sagt Haase. Mit diesem persönlichen Ansatz bringt er die Ostergeschichte seinen Schülern näher. Das Hildegards-Gymnasium ist zwar eine katholische Schule, aber vom überzeugten Christen bis zum totalen Atheisten sind dort alle Standpunkte vertreten. Mit den jüngeren Kindern sei es einfach, sagt Haase, sie liebten die Geschichten aus der Bibel und hinterfragten sie nicht: „Sie glauben.“
Skepsis, Unglaube, Provokation
Doch in der Mittelstufe beginnen die Fragen. Skepsis, Unglaube, Provokation, aber auch Desinteresse und Naivität begegnen dem Lehrer. Die Religion ist keine Wissenschaft, es gibt keine Beweise für die Auferstehung, sagt Haase. Der Glaube sei ein lebenslanger Prozess, sagt er und greift wieder zu einem Bild, das den Schülern nahekommt, weil es aus ihrer Welt stammt: „Wenn ihr ins Fitnessstudio geht, habt ihr auch nicht nach der ersten Einheit ein Sixpack. Ihr müsst trainieren und trainieren, immer wieder gibt es Durststrecken, aber irgendwann stellt sich ein Ergebnis ein.“
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Irgendwann enden die Vergleichsmöglichkeiten, dann spricht Haase die Jugendlichen direkt an. Er erzählt von seinem Glauben und seinen Zweifeln, vom Tod seiner Großmutter, die ihm so viel bedeutet hat, oder er fragt die Schüler, was denn Tod und Auferstehung von Jesus mit Blick auf ihr eigenes Ende für sie persönlich bedeuten: „Dann wird es existenziell, und dann hören alle zu, wenngleich sie zunächst nicht gern darüber sprechen. Aber letztendlich muss sich jeder Mensch damit auseinandersetzen, dass er einmal sterben wird.“
Die entscheidende Frage
Die entscheidende Frage sei denn auch, warum wir die Bibel nach 2000 Jahren immer noch lesen und was sie mit unserem rational-aufgeklärten Leben eigentlich noch zu tun habe: „Weil sie so viel Weisheit und Trost enthält. Und Ostern ist die Krönung des Ganzen und eben nicht Weihnachten.“
Gläubige in Hagen
In Hagen leben derzeit 49.863 Katholiken (ohne Dahl und Rummenohl). Die größte katholische Gemeinde ist Boele mit 9829 Mitgliedern vor St. Bonifatius Hohenlimburg (5485) und St. Bonifatius Haspe (4969).
Dem evangelischen Kirchenkreis Hagen (mit Wetter, Herdecke Breckerfeld) gehören 64.000 Christen an.
Haase sagt, er akzeptiere es, wenn ein Schüler nicht glauben könne oder glauben wolle: „Das ist berechtigt und nachvollziehbar. Es gibt gute Gründe gegen die Auferstehung.“ Doch niemand könne ihm weismachen, dass Wissenschaft und Glaube einander ausschlössen. Natürlich sei die Welt nicht in sieben Tagen erschaffen worden, aber das bedeute nicht, dass es keinen Schöpfergott, kein „höheres Geheimnis“ hinter dem Universum“ gebe.
Der Glaube sei nichts, das man rational erklären könne, sagt Christian Haase.