Hagen. Die Corona-Pandemie bringt die Finanzpläne der Stadt Hagen erheblich durcheinander. Wir erklären, woher die Ausfälle kommen.

Angesichts der erheblichen finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie bleibt die Kassenlage in Hagen auch im Frühjahr sehr angespannt. Die Liquiditätskredite des Kämmerers (städtischer Dispo) addieren sich derzeit auf einen Schuldenstand von etwa 980 Millionen Euro. Hinzu kommen noch einmal 78 Millionen Euro an Investitionskrediten, knapp 900.000 Euro weniger als im Vorjahr.

Beim Thema Gewerbesteuer muss Kämmerer Christoph Gerbersmann in diesem Jahr den Gürtel deutlich enger schnallen. Statt der ursprünglich erhofften 100 Millionen Euro hat der Finanzdezernent mit Blick auf die von den Covid-19-Auswirkungen arg gebeutelten Unternehmen seine Erwartungshaltung auf 80,2 Millionen Euro abgesenkt: „Ich glaube schon, dass wir das erreichen können“, erwartet er, dass diese Gelder bis zum Jahresende auch tatsächlich fließen.

417 Stundungen

Darüber hinaus hat die Stadt Hagen seit Beginn der Pandemie 417 coronabedingte Stundungen von Gewerbe- und Vergnügungssteuern mit einem Gesamtvolumen von 8,7 Millionen Euro ausgesprochen, die unbürokratisch und in der Regel zinslos bewilligt wurden. Bei einigen handelt es sich sogar um Anschlussstundungen, weil die Betriebe auch nach einem halben Jahr noch nicht wieder ausreichend flüssig waren.

Von den gesamten Stundungen – die Regelung gilt zunächst einmal bis 30. Juni 2021 – entfallen 115 auf Vergnügungssteuern mit einem Volumen von etwa 1,2 Millionen Euro. Immerhin sind die Spielhallen seit Anfang November wieder geschlossen.

Industrie kurbelt Konjunktur an

Ansonsten entwickeln sich die Wirtschaftszweige durchaus unterschiedlich: Von den Lockdown-Maßnahmen sind vor allem der Einzelhandel und weite Teile des Dienstleistungssektors betroffen, die allerdings nur einen relativ geringen Anteil an der gesamten Wertschöpfung beisteuern. Da sich der Industriesektor derweil insgesamt eher positiv entwickelt, ist in der Gesamtbetrachtung noch immer eine aufsteigende Konjunkturentwicklung zu erwarten, so die Einschätzung der Hagener Kämmerei. Dies spiegelt sich auch in einem moderaten Zinsanstieg wider, der sich insgesamt aber noch immer auf niedrigstem Niveau bewegt und für die Stadt Hagen sogar – egal bei welcher Laufzeit – ein Minuszeichen vor dem Zinssatz bedeutet. Daran soll sich so bald nichts ändern.