Haspe. Die Pandemie macht erfinderisch: Die Evangelische Kirchengemeinde lädt zum österlichen Passionsweg über die Höhen des Stadtbezirks ein.

Dass im Kursbrink auf den Hasper Höhen lautes Eselsgeschrei ertönt, ist dort nicht bloß Kirmeskundigen vertraut. Schließlich gehören die Graurücken von Karin Thoma-Zimmermann dort einfach in die Nachbarschaft wie der Eversbusch ins Tal der Ennepe.

Doch jetzt baut sich am Wegesrand vor einem stilisierten Tier in Lebensgröße ein hölzernes Stadttor auf, dessen Eingangsschild auf eine eher unvermutete Örtlichkeit hinweist: Jerusalem. Bibelkundige erinnert die Szenerie längst an den triumphalen Einzug des Herrn in Jerusalem in den Tagen vor dem letzten Abendmahl. Ein Ereignis, das den Beginn seiner Passion, seiner Zeit des Leidens, des Todes und der Auferstehung markiert. Denn irgendwie war Jesus im tiefsten Herzen auch ein Hasper, ist das Team der evangelischen Kirchengemeinde überzeugt, mit dem charmanten Passionsweg quer durch den Stadtteil gerade in Pandemie-Zeiten den Nerv der Zeit getroffen zu haben.

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„Irgendwie war es eine Mischung aus Bauchgefühl und weiser Voraussicht“, freut sich Pfarrer Jürgen Schäfer, dass die Kirche auf diesem Wege trotz des Corona-Lockdowns in den Gotteshäusern eine reizvolle Alternative nicht bloß für passionierte Gottesdienst-Gänger anbieten kann. Denn als die Idee zur Hasper Passionsweg-Premiere in coronagerechten Internet-Zoom-Konferenzen geboren wurde, war nicht absehbar, dass in der Osterwoche die Inzidenzwerte tatsächlich wieder jenseits der 200er-Marke liegen. Auf dem so entstandenen Weg können sich Spaziergänger aller Generationen auf dem Leidensweg Jesu bewegen. Vom ev. Gemeindezentrum in der Frankstraße aus, wo Informationsunterlagen zu allem Wissenswerten bereitliegen, führt die Strecke über Gelling, Kursbrink und evangelischen Friedhof wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Videoszenen, Lesungen und Bastelei

„Die Stationen haben wir ganz pragmatisch gewählt“, erzählt Schäfer, dass man durchweg Privatgrundstücke als Anlaufpunkte gewählt habe, um dem ordnungsbehördlichen Genehmigungswahnsinn zu entgehen. An den Stationen erwarten die österlich gestimmten Entdecker neben Lese- und Rätselmaterialien auch QR-Codes, die wiederum zu biblischen, selbstins­zenierten Videosequenzen, Lesungen oder musikalischen Beiträgen auf den Smartphones führen. Darüber hinaus können sich die Kinder auf Malangebote und Sammelperlen für eine Kette freuen.

„Mit diesem Angebot wollen wir – Pfarrer, Presbyterium sowie Ehrenamtliche – versuchen, kirchliches Leben auch zu Zeiten des Pandemie-Lockdowns zu ermöglichen, bis wieder Normalität einkehrt und mehr persönliche Nähe möglich wird“, beschreibt Hans-Peter Schlien stellvertretend für die vielen Unterstützer aus der Hasper Gemeinde seine Motivation, diesen Themenweg mitzugestalten. Wer die gesamte Runde mit ihren vielfältigen Überraschungen komplett miterleben möchte, sollte ruhig zwei Stunden Zeit mitbringen. Natürlich sind auch Etappen-Touren denkbar. „Der Weg zwischen den Stationen gibt zudem Gelegenheit zur Reflexion und Erbauung“, hofft Pfarrer Schäfer, den Menschen in der Osterwoche ein wenig Pilgererfahrung schenken zu können. Und wer es nicht pünktlich schafft: Die Stationen sollen auch nach Ostern noch zwei Wochen weiterbestehen – wenn die Vandalen von den Inszenierungen ihre Finger lassen.