Hagen. Corona hat Hagen wieder im Griff, die Inzidenz steigt. Kitas und Schulen gehen zurück in einen Notbetrieb. Die Belastung für die Kinder ist groß.

Die dritte Corona-Welle ist längst in Hagen angekommen. Die Inzidenz (aktuell 161,6) steigt unaufhörlich und strebt wieder auf ein Niveau jenseits der 200er-Marke zu. Die Stadt hat bereits am Montagabend reagiert, das Land die Maßnahmen am Dienstag abgesegnet.

Kindergärten wechseln nach zweieinhalb Wochen normaler Öffnung wieder in den eingeschränkten Pandemiebetrieb, Tausende Schüler müssen wieder in den Distanzunterricht.

Stadt Hagen will sich mit dem Land abstimmen

Die letzte Entscheidung liegt bei den Eltern

Die Hagener Kitas kehren ab Mittwoch zum eingeschränkten Pandemiebetrieb zurück. Das heißt, Eltern sollten ihre Kinder möglichst selbst betreuen. Die Kindergärten bleiben jedoch geöffnet. Die Eltern entscheiden letztlich eigenverantwortlich.Auf Initiative der Schulleitungen kann Schülern aller Klassen, die zu Hause nicht erfolgreich am Distanzunterricht teilnehmen können, weiterhin angeboten werden, ihre Aufgaben unter Aufsicht in den Räumen der Schule zu bearbeiten.

„Ob die Maßnahmen über das Ende der Osterferien hinaus gelten werden, wird von der weiteren Entwicklung der Infektionszahlen in Hagen abhängen“, teilt die Stadt mit.

Und: „In der zweiten Ferienwoche wird es dazu erneut eine Abstimmung mit dem Land über das Vorgehen geben.“ Der Entschluss, den Regelbetrieb einzuschränken, war im Krisenstab gefallen.

Vorschulkinder trifft die Schließung besonders

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„Ich möchte nicht mit denen, die so etwas entscheiden, tauschen“, sagt Sylke Hasenack-Bein, Leiterin der Kita Schatzkiste an der Bebelstraße in Haspe, ist aber gleichzeitig offiziell bemüht um eine vornehme Beschreibung der Gemütslage: „Dass wir den Betrieb jetzt wieder einschränken müssen, ist ärgerlich und traurig zugleich. Wir freuen uns auf die Kinder. Und die Kinder freuen sich auf uns. Die Einrichtung war in den letzten Tagen voll. Wie die Kinder das jetzt verpacken, dass sie wieder nicht kommen sollen, müssen wir schauen.“

Besonders betroffen seien die Vorschulkinder. Das Programm, mit dem sie im letzten Kindergartenjahr auf den Schulbesuch vorbereitet würden, falle nun weg. Hinzu komme, dass für das Kita-Team eine verlässliche Planung derzeit nicht möglich sei.

Viele Eltern auf Betreuung angewiesen

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Das beklagt auch Marion Zastruw, Leiterin der Kindertagesstätte der Dreifaltigkeitsgemeinde in Eppenhausen: „Wir wissen einfach nicht, wie es weitergehen soll. Das ist auch psychisch eine Belastung. Man fühlt sich manchmal innerlich erschöpft.“

Die Kita werde von vielen Kindern besucht, deren Eltern beide berufstätig seien. „Die können mal drei- bis vier Wochen überbrücken, dann geraten sie an ihre Grenzen.“ Wichtig sei vor diesem Hintergrund das Signal: Niemand, der sein Kind weiter schicke, müsse ein schlechtes Gewissen haben.

Oberbürgermeister bindet Sprecher der Schulformen ein

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Auch die Schulen wurden von der Ankündigung aus dem Hagener Rathaus überrascht, wenngleich Schüler, Lehrer und Eltern während der Corona-Krise gelernt haben, gelassen auf kurzfristig getroffene Entscheidungen zu reagieren. Oberbürgermeister Erik O. Schulz hatte zudem die Sprecher der verschiedenen Schulformen vorab in den Entscheidungsprozess miteinbezogen. „Und was der OB letztlich entschieden hat, deckt sich mit meiner Sichtweise“, so Frank Grabowski, Leiter der Gesamtschule Eilpe und Sprecher der Gesamtschulen in Hagen, zu der ab Mittwoch geltenden Regelung, dass in der Grundschule Wechselunterricht, in der Sekundarstufe I jedoch Distanzunterricht stattfindet (lediglich Abschlussklassen werden wie gewohnt unterrichtet).

Dennoch fühle er sich in dieser Frage zerrissen, so Grabowski, denn Distanzunterricht, das habe das zurückliegende Jahr gezeigt, sei nur eine Notlösung. Einzelne Schüler kämen damit wunderbar zurecht: „Das hängt maßgeblich von der Unterstützung durch ihre Eltern und den technischen Voraussetzungen, die sie zu Hause haben, ab.“ Aber es gebe eben auch jene Schüler, die ihren Tag-Nacht-Rhythmus verloren hätten, weil niemand darauf achte, wann sie aufständen.

Gesundheit der Kinder geht vor

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Aus pädagogischer Sicht sei die Entscheidung der Stadt daher nicht zu befürworten, so Grabowski. Vom gesundheitlichen Aspekt her und mit Blick auf die Inzidenz in Hagen könne er jedoch nur sagen: „Wir müssen schließen.“ Und die Gesundheit sei in der Endabwägung sicherlich vordringlich.

So sieht es auch Natascha Veneziano, Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft: „Wir haben alle Verständnis für den Oberbürgermeister.“ Allerdings wünschten sich viele Eltern statt des Zickzackkurses der letzten Wochen und Monate mehr Planbarkeit und eine klare Linie: „Für manche Väter und Mütter ist es jetzt echt schwierig, die Betreuung ihrer Kinder so kurzfristig zu organisieren.“ Die Grundschuleltern treibe zudem die Frage um, ob der Stadt die Gesundheit ihrer Kinder nicht so wichtig sei, weil in der Primarstufe der Wechselunterricht fortgesetzt und die Kinder somit einem gewissen Risiko ausgesetzt würden.

Schulleiter stehen hinter dem Beschluss

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Doch Barbara Brück, Rektorin der Grundschule van de Velde und Sprecherin der Grundschulen in Hagen, verteidigt diese Entscheidung: „Es ist uns ein Anliegen, den Schulbetrieb mit Blick auf die letzten Tage bis Ostern aufrechtzuerhalten.“ Denn wären die Grundschulen auch komplett in den Distanzunterricht geschickt worden, hätten sie die umfangreiche Notbetreuung wieder öffnen müssen: „Und das hätte erneut wechselnde Gruppen bedeutet.“ Im Sinne des Infektionsschutzes wäre das auf jeden Fall kontraproduktiv gewesen.

Auch Theo Kleinhofer, Leiter der Sekundarschule Altenhagen, steht hinter dem Beschluss von OB Schulz: „Ich bin froh, dass die Sicherheit einen hohen Stellenwert genießt.“ Wenn es nach ihm gegangen wäre, so Kleinhofer, wären die Schulen vor zwei Wochen gar nicht wieder geöffnet worden: „Sondern, von den Abschlussklassen abgesehen, bis zu den Ferien im Distanzunterricht geblieben.“ Dann hätte die Stadt sich die jetzt vollzogene Notbremse sparen können.