Einen Brückenschlag vom Heiligen Josef zur aktuellen Corona-Pandemie versucht der Diplom-Theologe Gerhard Steger.

Als vor einem Jahr in ganz Europa alle öffentlichen Aktivitäten infolge der Corona-Pandemie heruntergefahren wurden, leerte sich auch der Terminkalender des Papstes. Franziskus nahm die von außen erzwungene Unterbrechung seiner Amtsgeschäfte zum Anlass, sich Gedanken über die biblische Gestalt des Josef von Nazareth zu machen, einem Heiligen, dem der Papst schon seit langem großes Vertrauen entgegenbringt. Das Ergebnis seiner Betrachtung ist das Apostolische Schreiben Patris corde („Mit väterlichem Herzen“), das am 8. Dezember 2020 veröffentlicht wurde. Damit hat der Papst zugleich ein Josefsjahr ausgerufen.

Für Papst Franziskus ist der stille und unauffällige Josef eine Gestalt, die ihn an die vielen Menschen erinnert, die seit dem Beginn der Corona-Pandemie im Verborgenen einen wertvollen Beitrag für die Bewältigung dieser Krise leisten. „Wie viele Menschen üben sich jeden Tag in Geduld und flößen Hoffnung ein und sind darauf bedacht, keine Panik zu verbreiten, sondern Mitverantwortung zu fördern“, so der Papst in seinem Schreiben. Es sind seiner Ansicht nach nicht die Wichtigtuer und Lautschwätzer, die sich im öffentlichen Rampenlicht sonnen, auf die es in der Gegenwart ankommt. Geschichte schreiben heute stattdessen all jene, die im Schatten der Öffentlichkeit stehen: Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, Supermarktangestellte, Reinigungspersonal, Betreuungskräfte, Spediteure, Ehrenamtliche in der Nachbarschaftshilfe und viele andere. Sie alle leisten tagtäglich ihren Dienst ohne viel Aufhebens und helfen so, dass wir gemeinsam diese herausfordernde Zeitdurchstehen, denn – wie Papst Franziskus hervorhebt - niemand kann sich allein retten.

Demut als Engagement für die Gemeinschaft

Was hier zum Ausdruck kommt, kann man mit dem Begriff der Demut beschreiben. Leider wird diese Haltung oft falsch verstanden, man betrachtet sie als Schwäche oder als Unterwürfigkeit. Diese Sichtweise trifft aber nicht den ursprünglichen Sinn. Denn das deutsche Wort Demut bedeutet eigentlich „Dienmut“, das heißt dieses Wort verknüpft den Gedanken des Dienens eng mit dem Gedanken des Mutes und drückt so eine besondere Art des Dienstes aus: Man widmet sich beherzt und engagiert einer Aufgabe, verbunden mit dem Bewusstsein, mit seiner Leistung einen wichtigen Beitrag für die Gemeinschaft zu erbringen.

Einen Lernprozess auf dem Feld der Demut durchläuft auch der Heilige Josef. Als Maria, die mit Josef verlobt ist, plötzlich für jedermann sichtbar ein Kind in ihrem Leib trägt, das nicht von ihm stammt, fällt er aus allen Wolken. In dieser Situation wäre es naheliegend gewesen, gemäß dem damaligen jüdischen Gesetz, einen Scheidungsbrief auszustellen. Damit hätte er allerdings die werdende Mutter dem Vorwurf ausgesetzt, eine Ehebrecherin zu sein. Um Maria öffentlich nicht bloß zu stellen, reagiert Josef trotz seiner Enttäuschung besonnen und will sich in aller Stille von ihr trennen. Nachdem ihm im Traum ein Engel erscheint, wie der Evangelist Matthäus berichtet, und ihn über die Bewandtnis der Schwangerschaft in Kenntnis setzt, findet er den Mut, Maria zu retten. Ohne irgendwelche Vorbedingung nimmt er sie öffentlich als seine Frau an und übernimmt die Vaterschaft des fremden Kindes.

Vorbild an Mut und Fürsorge

Durch seine Bereitschaft, sich von Gott in den Dienst nehmen zu lassen, leistet er nicht nur einen wichtigen Beitrag für den Verlauf der Heilsgeschichte, sondern er ist – wie viele stille Helden in der Pandemie – ein Vorbild an Mut und Fürsorge, an Einsatzfreude und Verantwortung. Deshalb können wir, so die hoffnungsvolle Zusage des Papstes, gerade in diesen schwierigen Zeiten im Heiligen Josef einen wichtigen Fürsprecher und Helfer finden.

Übrigens: In der nächsten Woche, am 19. März, feiert die katholische Kirche den Gedenktag des Heiligen Josefs. Wenn Sie einen Josef oder eine Josefa in der Familie oder im Bekanntenkreis haben, vergessen Sie nicht, zum Namenstag zu gratulieren.

Gerhard Steger ist Dekanatsreferent im Dekanat Hagen-Witten