Breckerfeld. Nach Jahren auf Reisen kam Ernst-Günter Böving zurück nach Breckerfeld. In der Hansestadt engagiert er sich mit Herz und Leidenschaft.

Er war mit Passagierschiffen wie der TS Hanseatic auf der ganzen Welt unterwegs, passierte den Panama-Kanal, sah Kanada, Südamerika, Japan, bis hin zu Singapur, arbeitete als Steward für mehr als drei Jahre in der Karibik auf einer Segeljacht. Aber irgendwann vermisste er das Grün der Breckerfelder Wiesen – und dann kam Ernst-Günter Böving zurück. Das war 1980. Das Jahr, in dem er auch das gleichnamige Familienhotel im Breckerfelder Ortskern übernahm – und in dem er in den Wirteverein eintrat. In Breckerfeld engagiert sich Böving mit Herz und Leidenschaft. Er blickt im Interview der Woche auf die Arbeit des Wirtevereins, Veränderungen in der Gastro-Szene und die Corona-Herausforderungen.

Warum sind Sie nach Breckerfeld zurückgekommen? War es anderswo in der Sonne nicht schöner?

Ernst-Günter Böving: Es war eine tolle Zeit und ich schwelge gerne in Erinnerungen an meine Reisen. Aber am Ende hängt das Herz an der Heimat – und vor allem am Familienhotel, welches meine Frau und ich mittlerweile in vierter Generation betreiben. Als mein Vater verstarb, stand für mich außer Frage, dass ich das Hotel weiterführen werde. Und jetzt möchte ich auch gar nicht mehr aus Breckerfeld weg. Die Arbeit im Hotel und im Ort, wie unter anderem im Wirteverein, halten mich jung und fit.

Seit Sie nach Breckerfeld zurückgekommen sind hat sich hier viel verändert. Unter anderem auch Ihre Arbeit im Wirteverein, der jetzt aufgelöst wurde. Wie ist die aktuelle Situation?

Das Hotel wurde schon vor Jahren ausgebaut - mittlerweile gibt es 27 Zimmer.
Das Hotel wurde schon vor Jahren ausgebaut - mittlerweile gibt es 27 Zimmer. © WP | Michael Kleinrensing

Als ich damals als Kassierer anfing, hatten wir noch mehr als 20 Mitglieder. Ich musste die Mitgliedsbeiträge tatsächlich noch bar in den Betrieben einsammeln (lacht). Aber mit den Jahren wurden die zahlenden Mitglieder weniger, auch das Interesse an unserer Arbeit.

Zuletzt waren es nur noch drei zahlende Betriebe, obwohl es natürlich trotz einiger Schließungen deutlich mehr als drei Betriebe in Breckerfeld gibt. Das war dann der ausschlaggebende Grund zu sagen, dass es so keinen Sinn mehr macht. Deswegen haben wir unsere Konten aufgelöst, und der Wirteverein wurde in das Breckerfelder Stadtmarketing integriert. Unsere Arbeit läuft also weiter.

Was genau ist denn die Arbeit des Wirtevereins? Und können Sie sich den Mitgliederschwund erklären?

Es ist natürlich ein Phänomen, das viele Vereine trifft. Viele Menschen wollen sich nicht mehr irgendwo engagieren oder sich Verpflichtungen ans Bein binden. Vereine haben überall Nachwuchs- und Mitgliederprobleme. So war es auch hier - was ich als sehr schade empfinde. Der Verein dient zum Austausch unter den Betrieben und ist in gewisser Weise Ansprechpartner. Trotzdem haben wir immer, auch wenn jemand kein Mitglied werden wollte, unsere Hilfe und unseren Rat angeboten. Beispielsweise bei Neueröffnungen, wenn es um Konzessionierungen oder Ähnliches ging. Ziel war immer, Breckerfeld für Touristen und Besucher attraktiv zu halten. Aber natürlich hat sich hier in der Gastro-Szene in den letzten Jahren viel verändert. Ich glaube, man kann schon sagen, dass es mitunter schwierig ist, Tagesgästen an den Wochenenden ein zuverlässiges Gastro-Angebot in der Fläche zu machen. Die Versorgungsstrukturen haben sich einfach geändert.

Zur Person

Ernst Günter-Böving ist in Hagen geboren und gelernter Koch.

Der 72-Jährige ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

Das Hotel in Breckerfeld leitet Böving seit 1980 in vierter Generation.

Seit 1980 ist er auch Mitglied im Wirteverein Breckerfeld, der nun ins Stadtmarketing integriert wurde.

Das Hotel umfasst 17 Zimmer mit 27 Betten.

Als Verein waren wir auch immer bei verschiedensten Veranstaltungen vertreten – zum Beispiel auf den westfälischen Hansetagen, verschiedenen Breckerfelder Festen oder beim Anwandern vom EN-Kreis. Wir haben mehrere Flyer entworfen, die die Wanderwege oder Betriebe hier aufzeigen. Das wollen wir auch weiterhin beibehalten. Wir arbeiten jetzt Hand in Hand alle zusammen im Stadtmarketing. In der Arbeit gibt es und gab es ohnehin viele Überschneidungen und gleiche Interessen.

Was sind Projekte, die gerade auf der Agenda stehen?

Wir arbeiten im Stadtmarketing weiter an der Beleuchtung der Häuser im Zentrum, aber bauen auch die Online-Breckerfeld-Karte aus, auf der Bürger, Zuzügler oder Besucher alle wichtigen Infos finden zum Handel, zur medizinischen Versorgung, Übernachtungsbetrieben, zur Gastronomie bis hin zu Sitzbänken und Spielplätzen im Ort. Wanderwege können jetzt auch per QR-Code abgerufen werden. Wir setzen viel daran, uns für die Zukunft modern aufzustellen und Breckerfeld für Gäste attraktiv zu halten. Natürlich ist hier auch der Breckerfelder-Einkaufsgutschein zu erwähnen, der an insgesamt 64 Stellen hier eingelöst werden kann und jetzt noch mal neu aufgesetzt wurde.

Apropos Gäste. Sie betreiben ja auch eins der wenigen Hotels in Breckerfeld. Wie sieht bei Ihnen die Situation mit Blick auf die Coronazeit aus?

Es ist natürlich eine schwierige Zeit. Die Übernachtungszahlen sind dramatisch eingebrochen, man musste an die Rücklagen gehen. Ich denke, wir sind in der gleichen Situation wie alle Hotelbetriebe. Aber bei all den negativen Aspekten sehen wir doch auch das Positive: Wir konnten die Zeit zum Entschleunigen nutzen. In den letzten Jahren hatten meine Frau und ich dazu kaum eine Gelegenheit. Die Zeit hat uns bei all den Schwierigkeiten und dem Verzicht irgendwo auch gut getan. Wir hoffen aber dennoch - ich glaube da kann man für alle in der Branche sprechen - auf baldige Öffnungen. Und ich hoffe, dass viele der kleinen Betriebe Breckerfeld noch lange erhalten bleiben. Genau wie unser Hotel.