Hagen-Haspe. Was es im Rahmen der Online-Vernissage der Hagener Künstlergruppe Kooperative K zu sehen gibt und was mit den Jahresgaben für Förderer passiert.

Die Künstlergruppe Kooperative K versteht sich gerade in der Coronazeit als Künstler-Familie. Die Mitglieder der Produzentengalerie in Haspe gehen in dieser für kreative Köpfe düsteren Zeit neue Wege. „Schon im Juli stand die Planung für unsere traditionelle Jahresausstellung in unserem Atelier in der Karlstraße 26. Aufgrund der Pandemie haben wir die Veranstaltung verschoben – auf Dezember, auf Januar, auf Anfang Februar. Nun ist Schluss – wir bieten unsere Jahresausstellung, die mit „La familia“ betitelt ist, diesmal ausschließlich online an“, sagt Dietmar Schneider.

Der Sprecher der Kooperative K sieht die Online-Vernissage am heutigen Samstag, 27. Februar, ab 19 Uhr aber keinesfalls als 1-b-Ausstellungseröffnung an, „es ist für uns kein Notnagel. In Zukunft – wenn Corona vorbei ist – werden wir wohl zweigleisig fahren, sprich, Interessierte und Förderer zu Vernissagen bei uns vor Ort einladen und das Ganze auch als Stream anbieten.“

Ein virtuelles Zusammenrücken

Apropos Förderer: Die 70 Unterstützer gehen auch diesmal nicht leer aus, sondern können ihre Jahresgabe (Förder-Kunstwerke) online auswählen. Am Samstag werden die Kooperative-K-Mitglieder also virtuell zusammenrücken und ihre Werke in einem knapp zehnminütigen Ausstellungsvideo online präsentieren.

Die Künstlerin Sandra Letzing zeigt in der Galerie in Haspe Arbeiten rund um das Thema „Reinwaschen von Schuld“.
Die Künstlerin Sandra Letzing zeigt in der Galerie in Haspe Arbeiten rund um das Thema „Reinwaschen von Schuld“. © WP | Michael Kleinrensing

Dietmar Schneider stellt Bilder des G7-Gipfels 2017 in Hamburg einer Demo mit 900.000 Teilnehmern in Hongkong im Dezember 2019 gegenüber. „Während in Hongkong die Gewalt von der Polizei ausging, ging sie in Hamburg von den Demonstranten aus“, betont der Künstler. Flankierend zu seinen großformatigen Bildern wird ein Video gezeigt – ein Statement von Dietmar Schneider zu Gewalt und zum Zusammenrücken während der Coronazeit.

„Tausend und eine nackt“

Klaus Binke, eigentlich für seine Holzskulpturen bekannt, zeigt unter dem Titel „Tausend und eine nackt“ Aktbilder als Liebeserklärung an das Leben. Der Künstler betont, dass seine Bilder – entstanden nach einem Schicksalsschlag – nicht respektlos und unpassend erscheinen sollen, sondern als eine Hommage­ an die Schönheit der Frauen. „Außerdem“, unterstreicht Binke, „fühle ich mich als Künstler der Aufgabe verpflichtet, in Zeiten der Pandemie der Niedergedrücktheit durch den grauen Corona-Alltag etwas Schönes entgegenzusetzen, nämlich Bilder der Lebendigkeit und der Lebenslust.“

Reinwaschen von Schuld

Sandra Letzing präsentiert unter dem Ausstellungstitel „Soll ich dein Judas sein?“ eine sechsminütige Videoinstallation. Die Künstlerin behandelt das Thema­ „Reinwaschen von Schuld“, indem sie selbst gefertigte Seifenobjekte in limitierter Auflage und Fotografien ausstellt.

Fotografin Bebe Ilic behandelt das Thema Sinnlichkeit.
Fotografin Bebe Ilic behandelt das Thema Sinnlichkeit. © Michael Kleinrensing

Street-Art-Künstler Martin Benders­ Bilder, die in der Kooperativen K gezeigt werden und somit online zu sehen sind, sind erst vor vier Tagen fertiggestellt geworden. Der 35-Jährige, dessen Werke inzwischen deutschlandweit Hauswände zieren, bereichert die Jahresausstellung mit einer neuen Serie von Frauenporträts­, „die Arbeiten waren­ vorher noch nirgends zu sehen­“, so Ateliersprecher Dietmar Schneider stolz.

Kooperative-K-Mitglied Beba Ilic spielt unter dem Titel „Me myself“ mit dem Begriff der Sinnlichkeit. Die Fotografin zeigt Schwarz-Weiß-Fotografien, die im Raum förmlich „schweben“.

Installation aus zwölf Sandsteinen

Und was steuert die Biologin und Steinbildhauerin Kathrin Harloff-Weidner bei? Die aus Herdecke stammende Künstlerin präsentiert eine aus zwölf Sandsteinen bestehende Installation und beschreibt ihre Arbeit mit den Worten „aus ihrer Tiefe unter großem Druck entstanden“ – die Anspielung auf die Probleme während der Coronazeit ist überdeutlich. Die Installation versteht sich als Spirale, die durchlaufen werden kann, eine Art Labyrinth.

Produzentengalerie wurde 1989 gegründet

Die Produzentengalerie Kooperative­ K wurde 1989 gegründet und zählt derzeit sechs Mitglieder und 70 Förderer.

Die Jahresausstellung „La familia“ ist ab Samstag, 27. Februar, 19 Uhr, online unter kooperative­-k.com zu sehen und läuft bis zum 13. März.

Als Gastkünstler sitzt der Wittener Kreative „Herr Choko“ mit im Kooperative-K-Boot. Seine Arbeit besteht aus strengen Abstraktionen im Street-Art-Style, „ein genaues Hinsehen lohnt sich bei ,Herrn Chokos‘ Werken auf jeden Fall, so kann man beinahe versteckt ein Peace-Zeichen, eine Rakete oder ein Frauenhinterteil entdecken“, verrät Dietmar Schneider.