Hagen-Selbecke. Was Förster Robin Doennges über den Borkenkäfer sagt und wie der Abtransport der zerstörten Fichten aus dem Hagener Freilichtmuseum abläuft.
„In ganz Hagen findet man keine Ecke, wo eine gesunde Fichte steht“, sagt Robin Doennges betrübt, „es ist eine Katastrophe, der Borkenkäfer leistet ganze Arbeit.“ Doennges ist als Förster beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) beschäftigt. Jetzt rückten er und einige Kollegen zum Freilichtmuseum aus, um bei der Abfuhr des Schadholzes, das der Borkenkäfer hinterlassen hat, dabei zu sein. „270 Festmeter, also etwa 270 Bäume, werden in neun Überseecontainern auf Lkws weggeschafft“, erklärt Robin Doennges.
Erste Abfuhr im Oktober
Es handelt sich um die zweite Abfuhr toten Holzes aus dem Freilichtmuseum innerhalb kurzer Zeit, „wir sammeln auf dem Museumsgelände am oberen Teich seit Monaten Schadholz, die erste Abfuhr war im Oktober, da wurden knapp 700 Festmeter verladen“, blickt der Förster zurück.
Der Borkenkäfer ist auf Fichten spezialisiert, und die stehen zuhauf im Mäckinger Bachtal. In hiesigen Gefilden ist eine Käferart aus der Unterfamilie der Borkenkäfer - der Buchdrucker (auch Großer Achtzähniger Fichtenborkenkäfer genannt) - besonders aktiv. „Und mit dem Kupferstecher haben wir es in unserer Region ebenfalls zu tun“, ergänzt Experte Doennges. Dieser Forstschädling (auch Gewöhnlicher Kupferstecher oder Sechszähniger Fichtenborkenkäfer genannt), bevorzugt junge Bäume, die oftmals durch Wind oder Schnee geschädigt sind. Ältere Bäume werden vom Kupferstecher nur in den oberen Stammteilen, in der Krone und den Zweigen mit dünnerer Rinde besiedelt und zerstört.
Vermarktungssituation schwierig
Aber zurück zum Polterplatz, also dem Lagerplatz, wo das geerntete Fichtenholz für den Abtransport bereit liegt. „Das Holz ist in Sortimente sortiert. Wir verkaufen es an einen Zwischenhändler, der es nach Asien exportiert“, sagt Robin Doennges. Der Exporteur organisiert einen Verlader, „im Stundenrhythmus kommt ein Lkw auf dem Holzlagerplatz im Freilichtmuseum an, der Überseecontainer wird mit etwa 30 Festmetern Schadholz beladen und macht sich dann auf den Weg nach Rotterdam, Amsterdam, Antwerpen oder Hamburg.“ Von dort aus werden die Container nach Asien verschifft.
„Die Vermarktungssituation ist schwierig, die Preise für Schadholz sind im Keller“, sagt Hans-Joachim Bihs, Vorstand des Wirtschaftsbetriebs Hagen. Durch den Verkauf des vom Borkenkäfer zerstörten Holzes nach Asien, meist China, könne man die Kosten für die Holzernte zumindest refinanzieren, „in China wird das Schadholz häufig zu Dachschindeln verarbeitet“, so Bihs.
Die Holzernte im Freilichtmuseum samt Abtransport der toten Fichten wird besonders sensibel gehandhabt, da auch rund um das Areal viele Spaziergänger anzutreffen sind. Die Holzernte soll Ende März abgeschlossen sein, denn wenn die Einrichtung im Frühling (wenn es Corona erlaubt Anfang April) wieder öffnet, drehen zahlreiche Besucher ihre Runden über das Museumsgelände. Deshalb müssen auch die Wege, um verkehrssicher zu sein, im Vorfeld instand gesetzt werden.
„Die Menge an Transportfahrzeugen, die aufgrund der Forstschäden jetzt hier in wenigen Monaten über die Wege gefahren ist, ist enorm. Sonst geht hier nicht in einer Dekade so viel über die Wege“, erläutert Robin Doennges.
WBH beschäftigt zwei Förster
Der WBH beschäftigt zwei Förster – Martin Holl und Robin Doennges. Beide kümmern sich um Aufforstung, Holzeinschlag und Wildgehege.
Martin Holl, 37, seit 2014 in Hagen und als Fachleiter Forstwirtschaft beschäftigt, Robin Doennges, 28, seit Mai 2020 beim WBH.
Das Freilichtmuseum im Mäckinger Bachtal hat in der Regel von Anfang April bis Ende Oktober geöffnet.
Welche Arbeiten der WBH außerdem im Freilichtmuseum ausführt? „Wir setzen den Bachlauf instand“, so der Förster. Und im Herbst würden am Bachlauf dann etwa 300 junge Erlen und Ulmen gepflanzt.
„Uns ist eine naturnahe Gestaltung wichtig. Der natürliche Standort von Erlen und Ulmen ist ein feuchtes Gebiet, eben wie am Bachlauf.“ Am Nord- und Südhang solle ein stabiler Mischwald entstehen, „dort pflanzen wir Laub- und Nadelbäume“, sagt Robin Doennges dazu.