Für eine landesweite konsequente und engmaschige Corona-Teststrategie à la Hagen plädiert WP-Kommentator Martin Weiske.

Eine gewisse Dunkelziffer zum Pandemie-Geschehen gibt es in jeder Stadt. Aber durch gezielte Nicht-Tätigkeit die schleichende Corona-Ausbreitung – quasi nach dem Drei-Affen-Prinzip – auszublenden und somit Inzidenzzahlen abseits der Wirklichkeit zu präsentieren, ist nicht bloß fahrlässig, sondern vorsätzlicher Realitätsverlust.

Welchen Sinn macht es bei der Bekämpfung der Virusausbreitung, wenn sich Städte und Kreise mangels systematischer Nachverfolgung mit niedrigen Infektionszahlen brüsten, nur um nach Wochen des Lockdowns frühzeitig erste Lockerungen in Aussicht stellen zu können? Es ist höchste Zeit, in Abstimmung mit dem Robert-Koch-Institut strenge und ehrliche Test-Standards ohne kulante lokale Ermessensspielräume zu etablieren, um sich dem wahren Corona-Geschehen wieder anzunähern und mit echten Zahlen zu operieren.

Allerdings darf in einem Bundesland, in dem der Ministerpräsident Ambitionen hegt, im Herbst an der Pforte des Bundeskanzleramtes zu rütteln, bezweifelt werden, ob dort wirklich mit letztem Engagement eine engmaschigere Teststrategie etabliert wird. Schließlich kann ein Regierungschef Laschet, der sich als Krisenmanager profilieren möchte, eines nicht brauchen: zwar wirklichkeitsnahe, aber eben relativ hohe Inzidenzwerte.