Boele. Karneval mit Tritsche und Tratsche in Hagen-Boele: Die diesjährige Boeler Stehung wurde im Internet übertragen. So bekam der Schwips einen Sinn.

Es ist 19.11 Uhr, zu sehen ist buntes Konfetti, ein Teller frischer Berliner, reichlich helle Pülleken und zwei Männer, die in blau-grün schimmernden Seidenanzügen und Zylinder-Hüten in die Kamera strahlen. Doch statt auf der großen Bühne stehen die beliebten Karnevalisten Julian Reffelmann und Patrick Engelbert, besser bekannt als Tritsche und Tratsche, hinter dem heimischen Keller-Tresen.

Die anhaltende Corona-Pandemie beschert wenig Grund zum Feiern und davon bleibt auch der Hagener Karneval nicht verschont. Doch statt gänzlich auf das bunte Treiben zu verzichten, versuchten die Sitzungspräsidenten des Boeler Schützenvereines den Menschen in dieser tristen Zeit ein bisschen Freude zu bereiten. Online-Formate stehen in dieser schwierigen Situation besonders Hoch im Kurs, dementsprechend wurde die diesjährige Boeler Stehung im Internet übertragen.

Ausgelassene Stimmung

Mit einem Stream auf der Videoplattform Twitch erlebte auch das Moderatoren-Duo eine ungewöhnliche Art der Herrenstehung. „Wir gucken den ganzen Abend in die Kamera statt in 600 Gesichter. Trotzdem wollen wir mit euch kommunizieren und selbstverständlich zwischendurch kontrollieren, ob ihr noch steht oder schon einen sitzen habt“, so Patrick Engelbert.

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Trotz fehlender Präsenz unterhielten sich die Zuschauer per Live-Chat, lachten zusammen, grüßten sich und allen voran prosteten sie sich gegenseitig zu. Bei Tritsche und Tratsche am heimischen Tresen war die Stimmung ausgelassen. Das Bier floss und auch der erste Obstler ließ nicht lang auf sich warten.

Neben Danksagungen an etliche Hagener Sponsoren, die das ungewöhnliche Ereignis erst möglich gemacht hatten, folgten Videoeinschnitte von nicht gänzlich unbekannten Gesichtern. Die Kölschrock-Band Kasalla meldete sich aus dem Museum des 1. FC Köln und schien angetan von dem Moderatoren-Duo des Abends: „Tritsche und Tratsche, euch wollen wir kennenlernen.“

Grüße vom Hagener Oberbürgermeister

Auch Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz richtete sich mit ein paar aufmunternden Worten an die Karnevalsliebhaber: „Ich hoffe, dass bei euch dieselbe gute Stimmung herrscht wie die letzten Jahre und ich bin mir sicher, dass Tritsche und Tratsche euch mit bester Laune durch den Abend bringen werden“, sagte das Stadtoberhaupt.

Techniker Sebastian Kobus sorgte für den reibungslosen Ablauf der digitalen Stehung.
Techniker Sebastian Kobus sorgte für den reibungslosen Ablauf der digitalen Stehung. © WP | Michael Kleinrensing

Sowohl Videobotschaften von Kölner Karnevalsvereinen, Tanzauftritte und ein Zahlendreher des Festkomitees-Vorsitzenden Moritz Padberg als auch Musikeinlagen der Hagener Drömmelköppe und Friedrich Hirsenkötter heiterten immer wieder die Stimmung auf. Mit ihrer Online-Variante der Stehung schafften es Julian Reffelmann und Patrick Engelbert, gute Laune zu verbreiten und den Menschen Spaß zu schenken: „Einfach nur genial, was ihr möglich gemacht habt. Der Schwips bekommt jetzt einen Sinn“, schrieb ein Zuschauer in den Live-Chat.

Organisatoren gehören zum Boeler Schützenverein

Bereits zum fünften Mal haben Patrick Engelbert und Julian Reffelmann die Boeler Stehung organisiert. Die Veranstaltung, die traditionsgemäß immer am Karnevalsfreitag stattfindet, gab es wegen der Corona-Krise in diesem Jahr digital.

Im vergangenen Jahr war noch mit mehr als 650 Leuten in einem großen Festzelt am Hilgenland geschunkelt, gesungen und gefeiert worden.

Die beiden jungen Männer sind Mitglieder im Boeler Schützenverein, der hinter der ganzen Veranstaltung steht. Reffelmann gehört gleichzeitig noch den Heidefreunden Boelerheide an und Engelbert den Loßröcken Boele.

Neben positiven Kommentaren zeigten die Karnevalsliebhaber ihren Dank in Form von Geldspenden für einen guten Zweck, der Boeler Schützenverein wird die Summe an die Suppenküche übergeben.

Im nächsten Jahr wird die sechste Stehung hoffentlich wieder in Präsenzform stattfinden und kann als Jubiläum auch ordentlich zelebriert werden. „Man muss ja manchmal auch Jubiläen feiern, die keine sind, denn man sieht, wie schnell die Feierei vorbei sein kann“, betont Patrick Engelbert.