Hagen . Corona-Auswirkungen zeigen sich auf dem Markt erst zeitverzögert. Die Nachfrage nach Immobilien ist aber weiter groß. Büros geben einen Einblick.

Eine gewisse Unruhe macht sich auf dem Immobilienmarkt breit. Noch sind die Auswirkungen von Corona kaum zu spüren, die heimischen Büros blicken dennoch besorgt auf die Entwicklungen. Denn gerade in dieser Branche zeigen sich Auswirkungen oft zeitverzögert.

Daten vom Hagener Gutachterausschuss können bislang nur einen Einblick ins Jahr 2019 liefern, die Daten für 2020 werden noch ausgewertet. Die Anzahl der Kaufverträge und der Geldumsatz waren gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen: 2018 lag der Ertrag mit 1361 Kaufverträgen bei 315 Millionen Euro, 2019 mit 1454 Verträgen bei 389 Millionen.

Der Immobilienmarkt in Hagen.
Der Immobilienmarkt in Hagen. © Manuela Nossutta / Funkegrafik NRW

Der Gutachterausschuss beobachtet generell weiter steigende Baulandpreise. Die Geld- und Flächenumsätze für Bauplätze für Eigenheimmaßnahmen und Geschosswohnungsbau lagen in 2019 mit 6,7 Millionen Euro und 4,4 Hektar deutlich unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre (11,1 Millionen Euro und 6,1 Hektar Bauplatzfläche).

Letzte Grundstücke in bisherigen Neubaugebieten wurden 2019 überwiegend verkauft; weitere Neubaugebiete sind am Kuhlerkamp, Haßley, Ischeland und Emst geplant.

Fünf Hagener Immobilien-Büros geben einen Einblick in die aktuelle Lage und ihre Einschätzung zu den Corona-Entwicklungen.

Casa Immobilien

Kevin Roggenkamp
Kevin Roggenkamp © Kevin Roggenkamp | Casa Immobilia

Nach einem geringen Nachfragerückgang im Frühjahr, hat sich die Lage etwas stabilisiert: „Die Interessenten waren sehr vorsichtig. Diese Vorsicht ist wieder zu spüren. Größere Investitionen werden sowohl bei den Interessenten als auch bei den finanzierenden Banken gründlicher auf den Prüfstein gelegt“, sagt Immobilienkaufmann Kevin Roggenkamp von Casa Immobilien.

„Die Preise sind stabil und steigen sogar tendenziell noch hier und da.“ Gerade die grünen Lagen profitieren in der Krisenzeit: „Man merkt, dass Ein- und Zweifamilienhäuser oder Eigentumswohnungen mit Garten sehr gefragt sind.“

Aber der Blick auf 2021 bereite der Branche Sorgen. Denn je nachdem, wie viele Menschen in ihrem Job durch Kurzarbeit oder Arbeitsplatzverlust betroffen sind, könnte das negative Auswirkungen haben: „Kredite können möglicherweise nicht getilgt werden, oder es könnte Schwierigkeiten bei Mietzahlungen geben“, so der Sachverständige für Immobilienbewertungen. Würden dann zahlreiche Angebote auf den Markt kommen, könnte das dazu führen, dass die Preise wieder sinken. „Dies sind aber nur Mutmaßungen. Wir persönlich blicken zuversichtlich in die Zukunft, da die Nachfrage immer noch höher als das Angebot ist und das sicherlich weiter anhalten wird.“

Büro „Meine Maklerin“

Angela Gehrmann
Angela Gehrmann © Angela Gehrmann | Angela Gehrmann

Auch Immobilienmaklerin Angela Gehrmann, die sich vor zehn Jahren mit ihrem Immobilienbüro in Boele selbstständig gemacht hat, beobachtet noch keine gravierenden Auswirkungen. „Es gibt zwar Einschränkungen bei Besichtigungen, aber ansonsten halten sich Auswirkungen in Grenzen.“ Bei Besichtigungen würden Interessenten nun gebeten, höchstens zu zweit zu kommen. „Vorher war es durchaus üblich, dass Kinder oder Eltern sie begleiten.“

In der Coronazeit sei noch mehr Flexibilität gefragt: „Man muss darauf eingestellt sein, dass mal jemand aus dem Team ausfällt, oder Kunden wegen einer verhängten Quarantäne spontan nicht kommen können.“

Im Jahr 2020 habe sie ausschließlich leergezogene und unbewohnte Immobilien vermittelt, was auch Besichtigungen vereinfache. Auch sie beobachtet, dass die Nachfrage in den „beliebten Lagen“ steigt, trotz parallel steigender Preise. „Der Markt ist umkämpfter als früher, weil viele Immobilien als Investitionsmöglichkeit sehen. Dass die Preise tendenziell steigen ist aber nicht ausschließlich auf Corona zurückzuführen“, sagt Gehrmann. Auch sie blickt optimistisch auf 2021: „Das Frühjahr könnte einen Aufschwung für die Branche bringen, weil viele Verkäufer sich zurückgehalten haben.“

Gebler Immobilien

Lucas Gebler, Geschäftsführer
Lucas Gebler, Geschäftsführer © Gebler Immobilien

Auch Makler Lucas Gebler beobachtet, dass sich die Nachfrage weiter auf die „Top-Lagen wie Emst, Halden oder Berchum verdichtet. Wir erwarten da in der nächsten Zeit einen weiteren Anstieg“, gibt er seine Einschätzung.

Bei den Besichtigungen setzte Gebler Immobilien schon länger auf Digital-Angebote: „Wir bieten 360-Grad-Besichtigungen online an.“ Das ist gerade jetzt hilfreich, um bei der Vorauswahl zu helfen, auch wenn es die persönliche Besichtigung nie ganz ersetzt: „Es hilft den Kunden, sich zu orientieren“, betont der Geschäftsführer.

Auch Gebler beobachtet, dass die Banken die Kreditvergaben gründlicher auf den Prüfstein legen: „Von unseren Kunden bekommen wir gespiegelt, dass die Prüfung deutlich länger dauert.“

Vor allem aber um die Zukunft von Einzelhandelsflächen sorgt er sich: „Einige Eigentümer könnten insolvent gehen. Nachfolger für die Ladenlokale zu finden, ist oft nicht leicht“, erklärt Gebler. „Die Zukunft müssen wir aber abwarten. Was aber ein positiver Aspekt ist: Wir beobachten in der letzten Zeit, dass immer mehr Pendler Interesse an Immobilien in Hagen haben. Sie schätzen die grünere Lage und nehmen dafür auch Fahrtwege in Kauf.“

Niessen Immobilien

Immobilienmakler Christian und Bernd Niessen
Immobilienmakler Christian und Bernd Niessen © Niessen Immobilien

Da das Geld seit Jahren günstig ist, stieg die Nachfrage nach Immobilien über die letzten Jahre immer stärker an. Durch diese hohe Nachfrage steigen die Immobilienpreise.

Darüber hinaus wird die Auswahl der verfügbaren Immobilien auch immer eingeschränkter“, erklären die Makler Bernd und Christian Niessen. Besichtigungen fänden aktuell ausschließlich mit Maske und natürlich nur mit einem Hausstand statt.

Die beiden Makler beobachten ebenfalls wie ihre Kollegen, dass die Nachfrage am Markt ungebrochen hoch und die Akquise von Immobilien dadurch ebenfalls ein umkämpfter Markt geworden ist.

Das Maklerbüro hat neben dem bisherigen seit zehn Jahren bestehenden Büro in Hohenlimburg eine weiteres Büro neben dem Hagener Stadttheater, Elberfelder Straße 67, eröffnet.

„Die Nachfrage ist hoch, und wir werden mit diesem neuen Standort den Kunden im gesamten Stadtgebiet noch mehr gerecht“, sagt Juniorchef Christian Niessen.