Hagen. Tausende Computer sind in Hagen für die Schüler und Lehrer eingetroffen. Wir erklären, nach welchen Kriterien die Geräte verteilt werden.

Skeptiker hatten ja bereits befürchtet, dass die Auslieferung der neuen Computer an die Hagener Schüler- und Lehrerschaft angesichts des überhitzten Marktes und der immensen Nachfrage erst zu den Osterferien was werden würde. Doch die Stadt kann inzwischen Entwarnung geben: Die etwa 7000 Geräte für die Mädchen und Jungen sind inzwischen in Hagen eingetroffen, und die 2000 bestellten Lehrer-Rechner sollen ebenfalls in diesen Tagen eintreffen und dann umgehend verteilt werden.

Warten auf die passenden Netze

Die Bereitstellung der neuen Endgeräte bedeutet weiterhin nicht, dass die Hagener Schulen auch ausreichend ans Breitbandnetz angeschlossen und in den Gebäuden funktionierende WLAN-Netze vorhanden sind.

Neben einigen privaten Initiativen hat die Stadt die WLAN-Technologie bislang lediglich an der Overbergschule etablieren können.

Oberbürgermeister Erik O. Schulz geht davon aus, dass frühestens Ende dieses Jahres sämtliche weiterführenden Schulen mit Breitbandanschlüssen versorgt sind. Weitere Grundschulstandorte werden sogar erst bis 2023 eine Glasfaseranbindung erhalten, wenn der Wirtschaftsbetrieb auch das Ampel-Netz in Hagen erneuert.

Die erforderlichen WLAN-Netze in den Schulen, die wiederum die Breitbandsignale stabil in jeden Klassenraum weiterverteilen, stehen nach Angaben des Verwaltungschefs sogar erst im Jahr 2025 flächendeckend zur Verfügung.

Zurzeit wird seitens des Fachbereichs für Informationstechnologie in den Schulen noch die technische Situation begutachtet. Im Anschluss werden die erforderlichen baulichen Maßnahmen – vorzugsweise Verkabelungen – von der Gebäudewirtschaft praktisch umgesetzt.

Durchaus überraschend hatte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) kurz vor den Sommerferien 2020 angesichts der Corona-Situation das Füllhorn des Landes über den Städten ausgeschüttet und Hagen 2,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Ihre Idee: Auch Kinder aus weniger finanzkräftigen Haushalten sollen in Zukunft für den digitalen Unterricht adäquat ausgestattet sein. Doch aufgrund der ohnehin hohen Bestellquote in Pandemie-Zeiten und der zeitgleichen Nachfrage aus sämtlichen anderen NRW-Kommunen, gestaltete sich die Beschaffung kompliziert.

Auslieferung zieht sich in die Länge

Letztlich brachte Hagen Mitte September die Ausschreibung für die Schüler- und Lehrergeräte (Apple iPads) in zwei Losen auf den Weg und erteilte einen Monat später den Zuschlag. Während die Schülergeräte nach Angaben der Stadt bereits in der ersten Januar-Woche in Hagen eingetroffen sind, ließen die Computer für die Pädagogen noch einmal vier Wochen auf sich warten. „Die ursprünglich angepeilte Auslieferung im November oder Dezember hat leider nicht geklappt“, verwies Kämmerer Christoph Gerbersmann jüngst im Haupt- und Finanzausschuss auf die angespannte Marktsituation.

Obwohl die Geräte derweil geliefert sind, bedeutet dies längst nicht, dass diese direkt verteilt werden können. „Vor Inbetriebnahme der Geräte sind umfangreiche technische Vorarbeiten und Sicherungsmaßnahmen seitens des Fachbereichs für Informationstechnologie und Zentrale Dienste notwendig, so dass eine Auslieferung an die Schulen für Ende Januar/Anfang Februar geplant wurde“, skizzierte Oberbürgermeister Erik O. Schulz den Zeitplan. Immerhin müsse jedes Gerät separat zunächst beim Apple-School-Manager angemeldet werden. „Ich gehe inzwischen davon aus, dass die Geräte in den Schulen angekommen sind und ausgegeben werden können“, berichtete Schuldezernentin Margarita Kaufmann. Sobald die Kinder nach der anhaltenden Lockdown-Phase wieder in den Schulen sind, sollen die Geräte verteilt werden – die entsprechenden Leihverträge seien seitens der Schulverwaltung versandt worden, so die Ressort-Chefin.

Schulsozialindex ist ausschlaggebend

Um soziale Ungleichgewichte zu vermeiden, sollen die Geräte vorzugsweise Schülern mit entsprechendem Bedarf entgeltfrei für die Nutzung daheim zur Verfügung gestellt werden, wenn diese nicht ohnehin schon zu Hause auf einen Computer zugreifen können. Dazu wird ein sogenannter Schulsozialindex herangezogen, der letztlich dafür sorgt, dass auf diesem Wege etwa ein Drittel der Kinder mit iPads versorgt wird und somit verlässlich vom Digital-Unterricht profitieren kann. In den Förderschulen wird sogar fast die Hälfte der Kinder auf diesem Wege mit Computern ausgestattet.

Die Lehrer werden übrigens allesamt mit neuen Apple-Endgeräten beliefert. Dass es dort kaum ein Bedürftigkeitskriterium geben könne, vermochte FDP-Gruppensprecher Claus Thielmann im Haupt- und Finanzausschusses angesichts des Gehaltsniveaus der Pädagogen zwar nachzuvollziehen. Dass aber auch Pädagogen mit neuer Hardware versorgt werden, die daheim womöglich schon mehrere Computer besitzen, wollte ihm dann allerdings nicht mehr einleuchten.