Hagen. Die Suche nach einem neuen Umweltdezernenten scheint beendet: Der Politik wird ein Kandidat aus Menden präsentiert. Hier die Details.
Der künftige Umweltdezernent für Hagen scheint gefunden: Sebastian Arlt (47), bislang Erster Beigeordneter in Menden und dort verantwortlich für den Fachbereich Umwelt, Feuerschutz- und Rettungsdienst, Recht sowie die Abteilung für Bürgerdienste, Sicherheit und Ordnung, soll an diesem Donnerstag im nicht-öffentlichen Teil des Haupt- und Finanzausschusses präsentiert werden. Es gilt, ihn für die nächsten acht Jahre zum Nachfolger seines im September ausgeschiedenen Vorgängers Thomas Huyeng dem Rat zu empfehlen.
Klimaprozess im Blick
Die Hagener Politik hatte im Jahr 2020 entschieden, den im vergangenen Herbst auslaufenden Vertrag von Thomas Huyeng (CDU) nicht mehr zu verlängern. Hintergrund war, dass die Fraktionen dem Rheinländer die vielfältigen Zukunftsherausforderungen im Umweltbereich nicht zutrauten.Immerhin hat der Rat zuletzt strategische Leitlinien und Ziele zur Mobilitätsentwicklung in der Stadt schon auf den Weg gebracht. Hinzu kommen umfassende umwelt- und verkehrspolitische Programme, um dem Klimawandel zu begegnen und die Energie- und Verkehrswende in der Stadt voranzutreiben.Hier liegt der Schwerpunkt der künftigen Arbeit des neuen Umweltdezernenten in enger Abstimmung mit dem Bauressort von Henning Keune sowie dem neuen Umwelt-Fachbereichsleiter Thomas Köhler: Es geht vor allem darum, die bestehenden konzeptionellen Ideen in die Praxis umzusetzen.
Die Grünen haben den parteilosen Bewerber, der bei der Kommunalwahl im September in der sauerländischen 53.000-Einwohner-Stadt auf dem CDU-Ticket sich mit einer krachenden Niederlage gegen Einzelbewerber Roland Schröder vergeblich um das Bürgermeisteramt beworben hatte, den übrigen Fraktionen als ihren Favoriten vorgeschlagen. „Er hat uns fachlich und menschlich überzeugt“, lässt Grünen-Fraktionssprecherin Nicole Pfefferer keinen Zweifel zu, einen überzeugenden Kandidaten für Hagen gefunden zu haben. „Herr Arlt bringt sowohl eine langjährige Verwaltungserfahrung mit und ist zugleich mit dem geforderten Ressortzuschnitt bereits vertraut. Für uns stand die Qualifikation der Bewerber immer im Vordergrund“, sieht die Ratsfrau bei dem Familienvater eine hohe Affinität zu grünen Themen: „Er ist mit Abstand das Beste, was auf dem Markt ist.“
Präsentation vor der Politik
Die Ausschreibung der Stelle des neuen Hagener Beigeordneten für Umwelt, Ökologie, Klimaschutz, Mobilität, Gesundheit & Verbraucherschutz, Recht, Ordnung und Bürgerdienste sowie Brand- und Katastrophenschutz in Kooperation mit dem Bonner Zentrum für Management- und Personalberatung (ZFM) hatte sich ausgesprochen zäh gestaltet. Nachdem die bei der Kommunalwahl erstarkten Grünen innerhalb der Ratsallianz für sich zuletzt das erste Vorschlagsrecht für den Job auserbeten hatten, stellte sich schnell heraus, dass ein Parteimitglied, das zugleich auch noch die Qualifikation des Volljuristen mitbringt, auf dem Markt schwer zu finden ist. Bis zuletzt blieb das Bewerberfeld übersichtlich bis dünn. Zumal viele interessante grüne Parteimitglieder nach den Erdrutsch-Siegen bei den September-Wahlen in deutlich attraktiveren Städten eine neue Aufgabe gefunden haben.
So blieb aus der ohnehin kleinen Schar an Interessenten zuletzt bloß nur noch ein Duo übrig. Dabei ließ der letzte Arlt-Konkurrent zwar jegliche Verwaltungserfahrung vermissen, hätte allerdings als Quereinsteiger den Hagener Verwaltungsvorstand bereichern können – doch auf dessen Präsentation verzichtet das Bonner Headhunter-Büro am Donnerstag. Letztlich wird ZFM-Geschäftsführer Edmund Mastiaux der Hagener Politik bloß den Mendener Kandidaten vorstellen – zur ursprünglich angedachten Vorauswahl durch eine Findungskommission kommt es angesichts des Mangels an Bewerbern gar nicht erst.
Mit oberschlesischen Wurzeln
Der 47-Jährige wurde ursprünglich in Oberschlesien geboren (spricht fließend polnisch) und kam als Aussiedler nach Deutschland. Nach dem Jura-Studium an der Ruhr-Uni Bochum (2. Staatsexamen) und seiner Ausbildung an der Verwaltungshochschule Speyer durchlief er zahlreiche Verwaltungsstationen. Arlt kam 2003 als Rechtsdezernent zur Stadt Menden, wo er seit 2006 im Stadtteil Lendringsen mit seiner Frau Ewa sowie Sohn und Tochter lebt. Der passionierte Fußballer, der sich ebenso im Mendener Karneval tummelt, hat sich zuletzt im Wahlkampf ausdrücklich und mit großer Leidenschaft zu seiner Heimatliebe bekannt. Die Neubesetzung des Spitzenpostens im Hagener Rathaus sieht allerdings vor, dass Arlt seinen Wohnsitz nach Hagen verlegt, um die notwendige Nähe zur Stadt und ihren Menschen zu entwickeln.
Für überregionale Schlagzeilen sorgte er im Frühjahr vergangenen Jahres, als er in seiner Rolle als Ordnungsdezernent zu Beginn der Corona-Krise Quarantäne-Sünder in einer Sporthalle einsperren lassen wollte. Die Halle wurde zu diesem Zweck tatsächlich eingerichtet, aber letztlich nie genutzt. Jetzt soll er in den Sommermonaten seine vielfältigen Aufgaben in Hagen übernehmen.
In Menden kommt die Nachricht auch für viele Vertraute überraschend. Selbst enge Weggefährten waren bislang nicht über den mögliche Karriereschritt informiert. Arlt selbst hat seine Ambitionen auch noch nicht bestätigt und ließ entsprechende Anfragen bis Redaktionsschluss unbeantwortet.