Hagen. Marcel Kaßelmann aus Hagen ist Inhaber einer Kfz-Werkstatt. Vom Lockdown gebeutelten Unternehmen bietet er eine kostenlose Kfz-Reparatur.

Viele Unternehmen geraten wegen des Corona-Lockdowns in Existenznot. Die Umsätze gehen bis auf Null zurück, Beschäftigte verlieren ihren Job und ihr Einkommen. „Es gibt so viele Leute, denen es sehr schlecht geht“, berichtet Marcel Kaßelmann (37), Besitzer einer Autowerkstatt im Hagener Lennetal: „Da habe ich überlegt, wie ich helfen kann.“

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Sein Angebot: Alle Unternehmer, die auf ein Auto angewiesen sind, denen aber infolge des Lockdowns das Geld für eine Reparatur fehlt, können ihren Wangen in seiner Werkstatt unentgeltlich reparieren lassen. „Wenn es hilft und das Auto gerade gebraucht wird, die Kohle aber einfach zusammengehalten werden muss, um weiterhin die Familie zu ernähren“, sagt Kaßelmann, der selbst Vater von zwei Kindern ist: „Betroffene Unternehmer können zu uns kommen und wir werden für sie da sein. Wir werden nichts berechnen.“

Ehefrau unterstützt großherzige Aktion

Nachdem Kaßelmann am Wochenende einen entsprechenden Facebook-Post veröffentlicht hatte, meldeten sich bereits mehrere Betriebsinhaber bei ihm. Ein Gastronom, an dessen Auto die Bremsen den Dienst versagen und der deshalb zurzeit kein Essen ausliefern kann: „Und für neue Bremsen hat er kein Geld.“ Eine Friseurin, wegen Corona arbeitslos geworden, mit kaputtem Wagen: „Sie sagte, sie wolle sich ganz hinten anstellen, da sie ihren Beruf zurzeit sowieso nicht ausüben dürfe.“ Allen, die ihr Auto zum Geldverdienen brauchen, will Kaßelmann helfen: „Ich hoffe, dass das jetzt niemand ausnutzt und wirklich nur diejenigen kommen, die auf ihr Auto angewiesen sind.“

Von seiner Frau Janine (37), die im Betrieb die Bücher führt, wird der Hagener bei seiner großherzigen Aktion unterstützt: „Durch die Pandemie ist uns erst bewusst geworden, wie gut wir es haben, da wir arbeiten dürfen. Dadurch haben wir irgendwie die Verpflichtung, etwas zurückzugeben.“

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In einer Werkstatt komme man ja mit vielen Kunden ins Gespräch, so Janine Kaßelmann, daher wisse sie, dass es vielen Menschen derzeit richtig schlecht gehe: „Jetzt ist es Zeit, etwas zu tun.“

Zeit zum Zusammenhalten

Die Eheleute hoffen, dass ihr Beispiel Schule macht und sich andere Handwerker und Unternehmer ihrer Initiative anschließen. Der Gastronom könnte für die kostenlose Reparatur seines Autos zum Beispiel einen Gutschein für sein Restaurant hinterlassen, die Friseurin einen kostenlosen Haarschnitt anbieten. Diese Gutscheine würde Kaßelmann dann an andere Kunden weitergeben: „Aber das ist nur so eine Idee. Die Autos repariere ich auch ohne Gutschein.“

Werkstätten nicht vom Lockdown betroffen

Kfz-Werkstätten gehören nicht zu jenen Handwerksbetrieben, die laut Corona-Schutzverordnung NRW geschlossen werden müssen.

In der Verordnung heißt es: „Handwerker- und Dienstleistungen, die den Mindestabstand einhalten und nicht ausdrücklich verboten sind, bleiben zulässig.“

Jetzt sei die Zeit gekommen, um zusammenzuhalten, sagt Kaßelmann: „Wir kriegen das hin, Leute. Wenn das hier vorbei ist, freuen wir uns alle auf euch. Und 1000 Dank an alle Läden in unseren Straßen, dass ihr unser Leben so lebenswert macht. Damit ihr wieder aufmacht, sind wir an eurer Seite. Packen wir‘s an.“