Holthausen. Viel Moos bedeckt die Ruinen der Raffenburg im Wald. Eine neue Broschüre des Landschaftsverbands feiert nun das historische Baudenkmal
Über die Raffenburg ist ein neuer Burgenführer erschienen. Dieser soll die bemooste Ruine im Idealfall wieder mehr ins Bewusstsein rücken, so der Wunsch von Stadthistoriker Ralf Blank, der mit Archäologin Eva Cichly die Broschüre vorlegt. Schließlich handele es sich um ein Baudenkmal, dass in seinem Erhalt selten bis einzigartig sei – und von einer Zeit erzählt, als sich östlich von Holthausen noch eine hart umkämpfte Grenze befand. So prallten dort vor rund 770 Jahren die Territorien des Erzbischofs von Köln und der südwestfälischen Adelshäuser zusammen.
Wann und warum genau die Befestigungsanlage entstand, dazu fehlen gesicherte Erkenntnisse. „Aber da haben wir eine historisch-logische Entwicklung aufgezeigt, dass die Raffenburg parallel zur Hohenlimburg entstanden ist“, so Ralf Blank.
"Gegenburg" zur Hohenlimburg
Eine Art „Gegenburg“ des Kölner Erzbischofes, der mit der Grenzanlage die Grafen von Limburg in Schacht halten wollte. „Es war auch eine Anlage, die höfische Standards erfüllt hat“, so Blank. Man stelle sich einen Besuch des Kölner Erzbischofs zu jener Zeit vor, der mit einem Hofstaat von bis zu 200 Personen anreiste. „Die Menschen musste versorgt und untergebracht werden.“ Von den Ausmaßen her sei die Raffenburg in ihrer Hochzeit durchaus mit der Hohenlimburg vergleichbar, wenn nicht sogar etwas größer gewesen. „Klar, der Erzbischof war ja auch etwas reicher als die Herren von Limburg“, fügt Blank augenzwinkernd hinzu. Von den Ausmaßen der Raffenburg biete sich der Blick zur älteren, aber ähnlich ausgestalteten Burg Volmarstein an. Eine Burg, aus deren vorgelagerter Siedlung das heutige Volmarstein hervorgehen sollte. „Wer weiß, wäre die Raffenburg nicht eingenommen worden, hätte sich vielleicht aus dem Vorgelände auch eine größere Siedlung entwickeln können, vielleicht sogar eine Freiheit oder eine Stadt.“
Eroberung im 13. Jahrhundert
Die Geschichte ging jedoch einen anderen Weg: Im Jahr 1288 wurde die Raffenburg vom Grafen von der Mark belagert und erobert. Zwar wurde sie danach noch etwa ein Jahrhundert lang genutzt, verlor jedoch immer mehr an Bedeutung. Das Gebiet zwischen den neuen Herren von der Mark und den Limburgern war machtpolitisch gefestigt, die Zeit der Fehden ging zuende. Und aus den harten Schlachten an der Grenze wurden Scharmüzel: „Im Staatsarchiv haben wir eine Quelle aus dem 14. Jahrhundert gefunden, die von einem Streit über Honig berichtet.“ Weil die Limburger sich den Honig beschafft hätten von Bienenvölkern, die ihren Honig auf dem Gebiet der Grafschaft Mark gesammelt haben. „Um solche Kleinigkeiten ging es dann teilweise.“
In Vergessenheit geraten sei die Raffenburg aber dennoch nie.
Exkursionen geplant
Mit dem neuen Burgenführer sollen daher Interessierte animiert werden, tiefer in die Geschichte einzutauchen – verbunden mit der Einladung, sich die Ruinen selbst anzusehen. Sobald sich die Corona-Situation entspanne, wolle man deshalb Exkursionen anbieten, bei denen die Historie vor Ort erläutert wird, so Blank. „Man kann auch selbst vor Ort wandern und sich die Ruinen angucken.“ Dabei gelte es jedoch, achtsam mit dem Baudenkmal umzugehen – und auffällige Beobachtungen zu melden: “Es sind leider bis heute Raubgräber unterwegs. Solche Leute zerstören viel und machen sich zudem strafbar“, appelliert Blank an Spaziergänger, verdächtige Beobachtungen in dieser Richtung der Polizei zu melden.
Broschüre erhältlich beim Landschaftsverband
Die Broschüre „Die Raffenburg in Hohenlimburg“ ist als Band 44 der Reihe 'Frühe Burgen in Westfalen' erschienen und als archäologischer Führer konzipiert, so dass Interessierte die Raffenburg sowohl bei einer Wanderung als auch von zuhause aus über die Texte, Bilder und Pläne erkunden können. Erhältlich ist die Broschüre für 3,50 Euro bei der Altertumskommission für Westfalen, An den Speichern 7 in 48157 Münster, Tel.: 0251 591-8990, Mail: altertumskommission@lwl.org