Hagen. Bis zum Sommer soll im Hagener Rathaus ein eigener Fachbereich Integration aus der Taufe gehoben werden. Dabei geht es auch um Geld.

Um dem Thema Integration eine zentralere Bedeutung und im städtischen Handeln mehr Effizienz zu verleihen, hat die Stadtspitze beschlossen, in Hagen einen Fachbereich für Zuwanderung und Integration zu etablieren. In den Augen von Sozialdezernentin Margarita Kaufmann habe die anhaltende Zuwanderung der vergangenen Jahre den entscheidenden Ausschlag dafür gegeben, Überlegungen anzustellen, sich organisatorisch neu aufzustellen.
Ziel sei es, in integrationsfachlichen Aufgaben neu zu strukturieren und miteinander zu verzahnen. Ein Blick auf die Bevölkerungsstruktur in Hagen macht die Brisanz des Themas eindrucksvoll deutlich: Mit einem Migrantenanteil um die 40 Prozent belegt Hagen seit Jahren einen Spitzenplatz in Nordrhein-Westfalen. Dabei handelt es sich neben Ausländern, die zum Teil schon in der zweiten und dritten Generation in der Stadt leben, vor allem um Flüchtlinge aus Krisen- und Kriegsgebieten sowie EU-Zuwanderer, die zunehmend die Bürgerschaft bilden.

Geänderte Förderpolitik des Landes

Zuwanderung hält an

Vor allem die Gruppe der EU-Zuwanderer wächst in Hagen – trotz des anhaltenden Kontrolldrucks durch die Behörden – kontinuierlich an.

So sind allein im vergangenen Jahr etwa 1000 weitere Südosteuropäer in Hagen registriert worden. Die Zahl der Bulgaren stieg im Vergleich zum Jahr 2019 von 1814 auf 2009 Menschen, die der Rumänen von 3337 auf 3685.

Die inhaltliche Grundlage für die Formierung eines neuen Fachbereichs bildet eine veränderte Förderpolitik des Landes Nordrhein-Westfalen. Nach Angaben von Reinhard Goldbach, Leiter des Fachbereichs Jugend und Soziales, verfolgt Düsseldorf mit der CDU/FDP-Regierung eine Integrationsstrategie, bei der die unterschiedlichen Bedarfe der einzelnen Migrantengruppen in den Mittelpunkt rücken. Demnach soll das eingesetzte Personal sich künftig spezialisiert um die einzelnen Gruppen kümmern.

Entsprechend werden explizit Stellen von sogenannten Case-Managern gefördert, die zurzeit noch beim kommunalen Integrationszentrum angesiedelt sind. Dabei stehen für entsprechende Fachkräfte immerhin Finanzmittel von 56.000 Euro pro Jahr und Kopf im Raum, was quasi die kompletten Gehaltskosten abdeckt. Allerdings ist noch unklar, wie lange diese politisch eigentlich unumstrittene Förderung läuft. Bislang wurden bereits fünf derartige Stellen in Hagen gefördert, fünf weitere wären in den Jahren 2021/22 noch möglich. Hinzu kommen noch Koordinatoren-Funktionen sowie Extrapersonal beim Ausländeramt.

Breites Aufgabenfeld gebündelt

Unter dem Dach des neuen Fachbereichs, der frühestens nach der Sommerpause seine Arbeit aufnehmen wird, sollen die Themen Leistungsgewährung, Unterbringung, Quartiersmanagement, aber auch Flüchtlings- und Asylbewerberangelegenheiten sowie die Wohnraumsicherung gebündelt werden. Offen ist derzeit noch, wie die Schnittstelle zur Ausländerbehörde gestaltet wird. Hier sollen die künftigen Leitungskräfte des Ressorts bei der Entwicklung des künftigen Miteinanders ihre Gestaltungsideen einbringen.
„Wir versprechen uns insgesamt einfach mehr Schlagkraft, kürzere Wege und weniger Doppeltätigkeiten“, erwartet Goldbach, dass der letzte Feinschliff erst im operativen Betrieb des Fachbereichs erfolgt. Dabei ist auch vorgesehen, dass die Freien Träger in einer gemeinsamen Lenkungsgruppe eng in die künftige Integrationsarbeit der Stadt eingebunden werden.