Hagen-Haspe. Die Polizei- und Verwaltungshochschule im Gewerbepark Kückelhausen wächst. Wir erklären, welche Umstrukturierungen dort geplant sind.
Es ist eine Wette auf die Zukunft, aber deswegen noch lange kein hochriskantes Glücksspiel: Unter Federführung der Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) wird in den nächsten Monaten die Immobilie der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (HSPV NRW) für die Belange der Studierenden optimal ausgebaut, um die Einrichtung möglichst über das Jahr 2025 hinaus in Hagen halten zu können. Dafür müssen die Agentur-Mark kurzfristig sowie die Kreishandwerkerschaft mittelfristig ihre Domizile in der architektonisch repräsentativen Immobilie im Gewerbepark Kückelhausen räumen. Die entsprechenden Weichen sind bereits gestellt.
Bereits im Spätsommer vergangenen Jahres hatte HEG-Geschäftsführer Hans-Joachim Bihs der finanziell strauchelnden Hagen-Agentur gut die Hälfte des etwa 4600 Quadratmeter großen Baus für 2,5 Millionen Euro abgekauft. Inzwischen ist auch die Übernahme der restlichen 2000 Quadratmeter durch die HEG gesichert, die zurzeit noch im Besitz der Kreishandwerkerschaft sind. Dafür wurde ein Kaufpreis von 2,1 Millionen Euro plus acht Prozent Nebenkosten (Notar und Grunderwerbsteuer) ausverhandelt. Doch zunächst wird bereits im ersten Quartal 2021 die Agentur-Mark, Untermieter der Kreishandwerkerschaft, ihre Büros räumen müssen und nach Informationen der Stadtredaktion sich in Richtung Wippermann-Passage nach Eilpe orientieren. Im Anschluss kann der geplante Umbau beginnen, so dass der HSPV allein in Kückelhausen künftig bis zu zehn Seminarräume zur Verfügung stehen.
1020 Studierende am Standort Hagen
Darüber hinaus nutzt die Hochschule nach eigenen Angaben noch bis 2025 weitere Flächen im Stadtwerk an der Rehstraße, wo zu Beginn des aktuellen Studienjahres im September gerade erst drei neue Kursräume eingerichtet worden sind. Immerhin liegt die Zahl der Studierenden allein in Hagen bei 1020 – etwa 20 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren.
Die Kreishandwerkerschaft wiederum, die sich ohnehin in einem Verschmelzungsprozess mit der Handwerkskammer in Dortmund befindet und künftig lediglich noch Büroflächen für ein halbes Dutzend Verwaltungsmitarbeiter benötigt, wird ihre Flächen in dem Komplex voraussichtlich erst im Frühjahr 2022 leerziehen. Bis dahin soll das nebenan stehende Teamwerk-Haus einen Anbau erhalten, um dort das Raumangebot zu erweitern: „Das ist bauordnungsrechtlich möglich“, versichert Michael Plohmann, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, und verweist zugleich auf eine Vereinbarung, dass sein Haus den großen Versammlungsaal der HSPV, der als Aula weitergenutzt werden soll, auch künftig bei Bedarf mitnutzen könne.
Außenstelle liegt ideal für die gesamte Region
Bei der HEG liegt derweil der aktuelle Fokus auf dem passgenauen Umbau für die Bedürfnisse der Hochschule. Dafür allein sollen weitere 350.000 Euro in die Hand genommen werden plus 50.000 Euro für eine anstehende Dachsanierung. Damit einher geht die Hoffnung, dass die HSPV, trotz ihrer Neubauambitionen an einem Zentralstandort, auch nach dem Auslaufen des Mietvertrages den Standort Hagen weiternutzen möchte. Schließlich sind die aktuellen Studierendenzahlen so hoch, dass eine gut erreichbare Außenstelle für Studierende aus dem Sauer- und Siegerland durchaus Perspektive hätte. Dafür müssten die fraglichen Kommunal-, Kreis- und Landespolitiker allerdings in Düsseldorf noch die notwendige Lobbyarbeit leisten.
Und sollte die HSPV sich nach 2025 tatsächlich komplett aus Hagen verabschieden, wäre die zeitgemäße Immobilie in Kückelhausen sicherlich auch als Schulstandort nutzbar – der Bedarf dafür ist in Hagen allemal gegeben.
Außenposten für den neuen Hochschul-Campus
An der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW absolvieren aktuell an zehn Studienorten (Aachen, Bielefeld, Duisburg, Dortmund, Gelsenkirchen, Hagen, Herne, Köln, Münster und Mülheim) etwa 12.000 Studierende ein duales Studium, das sie für eine berufliche Tätigkeit bei der Polizei sowie bei Landes- und Kommunalverwaltungen oder der Rentenversicherung qualifiziert. Für den künftigen Zentralsitz ist ein Komplex mit etwa 20.000 Quadratmetern Nutzfläche angedacht. Dort sollen die Hochschulleitung und die Zentralverwaltung untergebracht werden. Er soll nach heutigem Stand entweder in Gelsenkirchen, Herne, Bochum oder Dortmund liegen, da sich alle vier Städte in dem Einzugsgebiet der bisherigen Verbundabteilung Gelsenkirchen befinden und zentral gelegen sind. Zudem soll der künftige Hochschulcampus, der im Jahr 2025 stehen wird, Platz für etwa 4500 Studierende bieten. Eine Größenordnung, die angesichts der Gesamtstudierendenzahl bereits deutlich macht, dass absehbar weitere Dependancen benötigt werden. Hier sieht Hagen seine Chance, sich auch für die Zukunft unentbehrlich zu machen.