Hagern. Ohne Anmeldeverfahren dürfen in Hagen wegen Corona keine Gottesdienste stattfinden. Daraufhin wurden in Hagen-Nord die Messen abgesagt.

In den Kirchen des Hagener Nordens werden am Wochenende nun doch keine Gottesdienste stattfinden. Das Ordnungsamt der Stadt Hagen hat dem Pastoralverbund Hagen-Nord untersagt, die Kirchentüren ohne vorheriges Anmeldeverfahren zu öffnen. "Dies können wir nicht leisten, der Aufwand für jede Messe ist einfach zu hoch und für das bevorstehende Wochenende auch viel zu knapp", so Pfarrer Christoph Schneider, Leiter des Pastoralverbundes: "Deswegen müssen wir die geplanten Gottesdienste wieder absagen."

Der Pfarrgemeinderat des Pastoralverbunds, zu dem die die Kirchengemeinden St. Johannes Baptist in Boele, St. Andreas in Helfe, Christ König in Boelerheide und St. Antonius in Kabel gehören, hatte "nach einer intensiven Diskussion und gründlicher Abwägung aller Argumente“ entschieden, dass am 16./17.Januar erstmals nach drei Wochen wieder Messen gefeiert werden sollten.

Ohne Anmeldung geht gar nichts

Eine Anmeldung sei nicht erforderlich, teilte das Gremium mit, doch sobald die Höchstzahl an Teilnehmern erreicht sei, könnten keine weiteren Personen eingelassen werden. Beim Besuch der Messen würden zudem die gängigen Schutzmaßnahmen (Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes während des gesamten Gottesdienstes, Abstand zu weiteren Teilnehmern, markierte Sitzplätze) gelten.

Als die städtische Ordnungsbehörde davon Wind bekam, teilte sie den Kirchen mit, ohne vorheriges Anmeldeverfahren dürften keine Gottesdienste abgehalten werden. Stadtsprecherin Clara Treude verweist auf die Corona-Schutzverordnung des Landes NRW: ​"Demnach sind alle Hagener Kirchen und Religionsgemeinschaften verpflichtet, Gottesdienste und andere Versammlungen vorab beim Hagener Ordnungsamt anzuzeigen und eine ungefähre Teilnehmerzahl mitzuteilen."

Zu hoher organisatorischer Aufwand

Jeder Gläubige, der einen Gottesdienst besuchen möchte, müsste sich also per Mail oder telefonisch anmelden. Das sei organisatorisch einfach nicht zu leisten, so Pfarrer Schneider, der die fest eingeplanten Gottesdienste daraufhin wieder absagte.

Allerdings spart der Geistliche nicht mit Kritik am Vorgehen der Stadtverwaltung: "Ich halte die Vorgabe der Stadt Hagen für falsch und überzogen. Um Corona-Regeln durchsetzen zu wollen, ist es unnötig, Bestimmungen der Corona-Verordnung in Bezug auf Gottesdienste besonders eng auszulegen. Es reicht, in die Innenstadt oder nach Altenhagen zu gehen und eklatante Verstöße zu ahnden."

Pfarrer will Messe anderswo besuchen

Schneider verweist darauf, dass werktags höchstens 15, vornehmlich ältere, Kirchenbesucher zu erwarten seien. Auch sonntags kämen nicht so viele Menschen wie zu Vor-Corona-Zeiten. Niemand wolle in der Corona-Pandemie sich oder andere gefährden: "Schon gar nicht beim Gottesdienst, der dem Heil der Menschen dienen will. Deswegen haben wir zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen umgesetzt. Ich behaupte, dass sich Menschen bei jedem Einkauf im Supermarkt näher begegnen und damit gefährdeter sind als in unseren Kirchen."

Natürlich hätte sich jeder Gottesdienstbesucher in eine Liste eintragen müssen, um etwaige Kontaktverfolgungen zu ermöglichen. Ein aufwändiges Anmeldeverfahren vor jedem Gottesdienst sprenge jedoch den Rahmen des Machbaren, so Schneider: "Selbstverständlich halten wir uns an die Vorgaben und verstoßen nicht gegen sie. Ich habe kein Bedürfnis nach einer Anzeige wegen Verstoßes gegen die Corona-Regeln."

Beim Generalvikariat in Paderborn habe man ihm mitgeteilt, die grundsätzliche Forderung nach einem Anmeldeverfahren sei außer in Hagen nirgendwo gefordert: "Ich werde am Sonntag jedenfalls eine heilige Messe besuchen, bei der ich mich nicht vorher anmelden muss und mich dabei so verhalten, dass ich weder mich noch andere Menschen gefährde", kündigte Schneider an.