Hagen. Der beim Hagener DRK angestellte Hochstapler, der sich dort als Arzt eingeschlichen hatte, verfügt über ein langes Vorstrafenregister.

Nachdem der DRK-Kreisverband Hagen sich von einem Hochstapler getrennt hat, der als angeblicher Arzt die organisatorische Entwicklung des künftigen Impfzentrums in der Stadthalle betreute, kündigt jetzt auch die Stadt Hagen an – abhängig von den noch laufenden polizeilichen und staatsanwaltlichen Ermittlungen – Anzeige gegen den 32-Jährigen zu erstatten. Dabei betont die Stadt ebenso wie das DRK, dass der schon wiederholt als Blender aufgetretene deutsche Staatsbürger an keiner Stelle Tätigkeiten ausgeübt habe, die ausschließlich einem Mediziner vorbehalten sind. Derweil prüft die Hagener Staatsanwaltschaft neben dem Hagener Fall zurzeit, ob der als notorischer Betrüger bereits mehrfach auffällig gewordene Mann eventuell an anderer Stelle schon als ärztlicher Gutachter illegal aufgetreten ist.

DRK sitzt einem notorischen Blender auf

Die peinliche Posse war am vergangenen Wochenende bekannt geworden, als der DRK-Kreisverbandsvorsitzende Udo Stroh offensiv einräumte, dass sein Haus über Monate einem dreisten Blender aufgesessen sei. Aufgrund einer Anzeige war aufgeflogen, dass der ursprünglich für das DRK in Haspe tätige Mann sich mit gefälschten Approbationsunterlagen als promovierter Mediziner ausgegeben hatte. Als solcher hatte er an der Seite der Stadt Hagen und der Kassenärztlichen Vereinigung zuletzt als Koordinator für das nicht-ärztliche Personal das Impfzentrum im Wasserlosen Tal organisatorisch mit aus der Taufe gehoben.

Aufgrund der Urkundenfälschung sei eine Weiterbeschäftigung des Mediziners nicht vorstellbar gewesen, betonte Stroh, der die Aufgaben des angestellten Mitarbeiters inzwischen selbst koordiniert und somit zur Chefsache gemacht hat. "Die Urkunden und Facharztbescheinigungen sowie die Promotionsnachweise waren nicht in Ordnung", berichtete der DRK-Chef nach einer Überprüfung der Zulassungen durch die Ärztekammer und die Bezirksregierung im Gespräch mit der Stadtredaktion. Das DRK habe daraufhin Anzeige erstattet und der Mann dürfe seitdem nicht mehr im Namen des DRK auftreten.

Personal eingestellt und geschult

Der Kreisverband hat im Auftrag der Stadt Hagen im vergangenen Monat das für den Betrieb des Impfzentrums notwendige, nicht-ärztliche Personal eingestellt und geschult. Als Koordinator für diese Aufgaben sowie als Schnittstelle zwischen dem DRK und der Stadt Hagen fungierte hier der angestellte Mitarbeiter. „Die Arbeiten des betreffenden Mitarbeiters waren rein organisatorischer und administrativer Natur“, erzählte Stroh, dass die fehlende Qualifikation des als selbstständiger Arzt agierenden Betrügers auch im Miteinander mit den übrigen Trägern des Impfzentrums nicht aufgefallen sei. Die Personalentscheidungen des angeblichen Psychiaters und Notfallmediziners sind in der Zwischenzeit alle noch einmal hinterfragt und sogar von der Polizei überprüft worden.

Doch auch in den Monaten zuvor war der DRK-Angestellte bereits an anderer Stelle für die Stadt Hagen tätig. So unterstützte der 32-Jährige als angeblicher Mediziner seit Mitte Juli im Rahmen der Corona-Pandemie die Covid-19-Testungen der Stadt und schulte, neben Verwaltungstätigkeiten, unter anderem auch das dafür erforderliche Personal. Er verfügte ab Oktober sogar über ein eigenes Büro im Haus Busch im Lennetal, wo unter anderem auch die bei der Nachverfolgung der Infektionsketten eingesetzten Bundeswehrkräfte untergebracht sind. Dabei fiel seine mangelnde Qualifikation ebenfalls niemandem auf. Seitdem der Hochstapler mit seinen gefälschten Approbationsdokumenten von der Bezirksregierung in Arnsberg enttarnt wurde, hat die Stadt Hagen sämtliche Verbindungen zu dem Mann (Handy- und E-Mail-Konto) gekappt, die Schlüssel einkassiert und ein Hausverbot für sämtliche städtischen Gebäude ausgesprochen.

Bewährungsfrist der Vorstrafen läuft noch

Nach Informationen der Stadtredaktion ist der angebliche Mediziner in den vergangenen Jahren bereits wiederholt wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Verleumdung aufgefallen und auch einschlägig vorbestraft. Mehrere zur Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafen (14 und 23 Monate) laufen erst im September dieses Jahres aus, zwei weitere bereits fertiggestellte Anklagen sind noch nicht einmal verhandelt worden.

So soll der in Hagen lebende Hochstapler vor Jahren sich schon einmal als Referent des Duisburger Oberbürgermeisters ausgegeben, in eine Flüchtlingsunterkunft in Selm-Bork als Diplom-Psychologe agiert, auf Kosten eines Obdachlosenvereins in Dortmund illegal Tankkarten belastet und in Düsseldorf ein Verwaltungsgerichtsurteil gefälscht haben, um sich einen Kredit zu erschleichen. In Ermittlerkreisen geht man davon aus, dass der aktuelle Hagener Fall ihn jetzt endgültig hinter Gitter bringt.