Hohenlimburg. Der neue Bezirksbürgermeister hat sein Büro im Rathaus Hohenlimburg bezogen. Wie Jochen Eisermann das Amt antritt und was er angehen will
Der Nachfolger von Hermann-Josef Voss ist in sein neues Büro eingezogen. Knapp zwei Wochen hat Hohenlimburg nun mit Jochen Eisermann einen neuen Bezirksbürgermeister. Das erste Gespräch mit dem Amtsträger, für den die Lokalpolitik bereits seit Jahrzehnten zum Alltag gehört.
Sie wurden 1994 das erste Mal in die Bezirksvertretung gewählt und kennen die Lokalpolitik seit Jahrzehnten. Kann Sie das Gremium noch überraschen?
Jochen Eisermann: Ja, schon. Ich habe noch nie eine Sitzung geleitet und hoffe, dass da die erste Zeit alle ein bisschen nachsichtig sind. Ich bin als Bezirksbürgermeister der, der den Degen aus der Hand gibt. Die anderen müssen fechten, und ich muss versuchen, das Schiff auf Kurs zu halten. Dabei kriege ich sicher auch mal einen ab. Ich lasse mich überraschen.
Als ihr Vorgänger vor elf Jahren ins Amt kam, da verwaltete die Bezirksvertretung einen Etat von rund 30.000 Euro. Derzeit sind es knapp 70.000 Euro. Viel Platz zum Gestalten?
Für gestalterische Dinge bleibt wenig Geld...
Wo geht denn das meiste Geld hin?
In die Vereine. Und ich will die Vereine weiter unterstützen. Ich finde aber auch, wir sollten es als Bezirksvertretung schaffen, eine Summe X in die Hand zu nehmen, um größere Projekte in Hohenlimburg umzusetzen. Ich möchte, dass die Menschen auch sehen, was die Bezirksvertretung mit finanziellen Mitteln erreicht hat.
Was läge Ihnen da am Herzen?
Für mich ist der Brunnen am Marktplatz eine Herzensangelegenheit. Wir haben in der Innenstadt sehr wenig für Kinder und Wasser übt auf Kinder eine Faszination aus. Deswegen ist es wichtig, dass die Brunnen auch vernünftig laufen. Wenn man da sitzt ist es schön, wenn es ein bisschen plätschert, aber für die Kinder ist das nix. Da muss man sich was einfallen lassen.
Reicht der Etat, um Vereine und Stadtgestaltung gleichermaßen zu berücksichtigen?
Ich möchte mehr Ordnung in die Förderanträge an die Bezirksvertretung bringen. Die Anträge müssen Hand und Fuß haben. Wir haben einen Eid geschworen, die Gesetze zu achten und da gehört auch dazu, dass Form und Ordnung gewahrt sind, wenn Fördergelder beantragt werden. Das möchte ich mir in Zukunft genau angucken, alle Anträge sammeln und das Gespräch mit jedem Antragsstellern suchen. Im Vorfeld der BV-Sitzungen möchte ich dann gemeinsam mit den Fraktionsvorsitzenden und Einzelvertretern alle eingegangenen Anträge besprechen und gemeinsam überlegen, welche auf die Tagesordnung der Bezirksvertretung kommen.
Nun sind Sie selbst Vorsitzender des Schützenvereins Holthausen. Ist da nicht ein Interessenkonflikt?
Das ist kein Interessenkonflikt. Die Holthauser Schützen haben auch Fördergelder bekommen, aber ich würde nicht jedes Jahr aufs neue Anträge stellen. Ich möchte die Förderanträge an die BV sammeln. Wie viel haben die Vereine bekommen? Wer bekommt jedes Jahr Geld? Wer ist neu und hat auch mal einen Zuschuss verdient? Es muss gerecht verteilt und nachvollziehbar sein.
Bleiben Sie Vorsitzender der Schützen in Holthausen?
Ich bin gewählt bis 2022 als Vorsitzender vom Schützenverein. Das ist mir eine Herzensangelegenheit, da kann ich nicht einfach loslassen. Aber wenn es jemanden gibt, der das Amt übernehmen will, dann kann er mich anrufen. Ich muss nicht immer als Vorsitzender vornewegtanzen, aber weitermachen möchte ich das Schützenleben schon.
Ich wollte darauf hinaus, dass Sie in vielen Bereichen engagiert sind: Schützenvereinsvorsitz, Ortsunionsvorsitz...
Ich würde in manchen Dingen kürzer treten, aber möchte es dann auch in gute Hände geben.
Stichwort: Die ersten 100 Tage im Amt. Was wollen Sie angehen?
Durch Corona ist alles gebremst. Aber wenn es zum Beispiel um die Innenstadt geht, da müssen wir klären, wer durch die Fußgängerzone fahren darf und wer nicht. Wir müssen den Runden Tisch mit Polizei und Ordnungsamt einrichten.
...der Arbeitskreis, der letztes Jahr angekündigt wurde...
Ja, genau. Wir müssen uns zu dem Thema Fußgängerzone endlich zusammensetzen. Das Problem betrifft im Übrigen nicht nur Hohenlimburg. Und wenn es um Lösungen geht, sollten wir generell mehr über den eigenen Tellerrand hinausgucken. Wir waren zum Beispiel mit der CDU in Altena. Da gibt es viele gute Sachen. Auch in Letmathe, Nachrodt. Wir müssen uns mehr vernetzen und Hohenlimburg mehr vernetzen. Gucken, was andere besser machen und überlegen, ob wir das nicht übernehmen. Die Idee mit dem Weihnachtsbrunnen in der Innenstadt zum Beispiel: So etwas hatte ich in Cochem gesehen und das haben wir übertragen. Wenn die Leute was Schönes sehen, dann können sie mir das gerne schicken.
Vielfältig engagiert
Jochen Eisermann saß von 1994 bis 2009 sowie von 2014 bis 2020 für die CDU Hohenlimburg in der Bezirksvertretung .
Aktuell hat er den Vorsitz der Ortsunion Hohenlimburg und des Schützenvereins Holthausen inne. Zudem sitzt der gebürtige Elseyer im Aufsichtsrat des Werkhofes.