Hagen. Vivian Vogel (21) aus Hagen hat mehrere Jobs - einer davon ist Instagram. Über Vorurteile, Herausforderungen und die Arbeit mit dem Handy.
Vivian Vogel ist blond, hübsch, mode- und sportbegeistert, reitet in ihrer Freizeit oder geht mit Hündin Luna aus. Ihr stetiger Begleiter dabei: ihr Handy. „Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, lasse ich es eigentlich immer in der Tasche. Es ist mir wichtig, dass ich auch am realen Leben teilnehme“, sagt die 21-jährige Hagenerin . Vivian Vogel hat mehrere Jobs.
Einer davon ist das soziale Netzwerk Instagram . Mehr als 22.000 Menschen folgen dem Profil der Hagenerin. Sie nimmt sie mit in ihren Alltag, zeigt Beautyprodukte und Mode, oder Fitnessübungen. „Meine Follower sind wie Freunde, nur dass ich sie nicht persönlich kenne“, sagt sie und lacht. Sie gibt Einblicke in einen Job, der oft belächelt wird. „Aber – das kann man nicht wegreden“, betont Vivian Vogel , „es ist ein Job mit Zukunft.“ Sie spricht offen über Vorurteile, Herausforderungen, Kooperationen mit Firmen und Geld.
Eine Portion Glück gehört dazu
Die 21-Jährige ist in Hagen geboren und aufgewachsen, hat ihr Abitur am Theodor-Heuss-Gymnasium absolviert. Im fünften Semester studiert sie aktuell „Business and Management“ an der „University of Applied Sciences Europe“ in Iserlohn. Instagram spielte noch nicht immer so eine große Rolle in ihrem Leben wie heute. „Ich habe mir nicht vorgenommen, damit Geld zu verdienen“, betont die junge Frau.
Aber dann wuchs die Zahl ihrer Follower in kurzer Zeit stark an. „Maßgeblich für die Reichweite ist die Interaktion. Also wie viele Leute schauen deine Storys, speichern oder versenden deine Fotos“, erklärt Vivian Vogel den Hintergrund. „Und eine Portion Glück gehört natürlich auch dazu.“
Von Instagram leben kann sie bislang nicht. Dafür ist sie noch „zu klein“. Neben dem Studium jobbt sie an einer Tankstelle, kellnert und gab eine Zeit lang auch Kurse im Fitnessstudio. Während viele sich zieren, in dem Beruf über Geld zu sprechen, ist das für Vivian Vogel kein Problem.
„Ich gehe da offen mit um. Lehrer oder andere Berufstätige können ja auch offen über ihr Gehalt sprechen.“
Hagenerin stellt Followern Produkte vor
Im Prinzip funktioniere das Geldverdienen mit Instagram wie eine Fernsehwerbung. Firmen oder Kooperationspartner stellen der Hagenerin Produkte zur Verfügung, die sie ihren Followern vorstellt und Rabatt-Codes anbietet. Vorher gibt es dazu ein ausführliches Briefing.
„Alle Produkte teste ich vorher“, sagt die Hagenerin. „Ich stelle nur Sachen vor, von denen ich überzeugt bin.“ Wichtig sei ihr auch: „Nur weil es bei mir gut funktioniert, heißt es im Umkehrschluss natürlich nicht, dass es alle überzeugt.“ Sie will authentisch bleiben und ihren Followern nichts vorspielen. „Sonst ist man schnell weg vom Fenster, wenn man Schwachsinn empfiehlt.“
Bezahlung je nach Reichweite
Die Bezahlung richtet sich zum einen nach der Reichweite, zum anderen nach den Forderungen der „Influencer“. Gezahlt wird für sogenannte Storys, also Videos, die nur 24 Stunden auf dem Portal zu sehen sind, danach aber auch dauerhaft gespeichert werden können, oder für Einzelbilder. Es gibt auch Kombi-Pakete, erklärt die Hagenerin. Pro 1000 Zuschauer bekommt sie für eine Story zwischen 30 und 40 Euro für 15 Sekunden Videomaterial.
Aber nicht jede Kooperation wird bezahlt. „Manchmal bekommt man auch Kleidung oder Produkte als Geschenk zugeschickt und bewirbt sie im Gegenzug, wenn man überzeugt ist.“
Bewusstsein schaffen: „Vieles was man sieht, ist nicht real“
Dass viele für den Job belächelt werden, kann die Hagenerin nicht verstehen. Teilweise verbringt sie für die Arbeit 10 Stunden am Tag am Handy. „Klar, es ist ein leichter Job und keine harte, anstrengende Arbeit“, räumt sie ein. „Man vermarktet sich selbst als Marke.“ Dafür nimmt sie in Kauf, dass auch mal fiese Kommentare kommen. „Man ist eben angreifbar.“
Vieles in sozialen Netzwerken nicht real
Wenn sich die Chance ergibt, hauptberuflich davon leben zu können, würde Vivan Vogel die Chance nutzen. Das könnte man, schätzt sie, ab etwa 60.000 Followern, sofern man feste Kooperationen mit Marken hat und nicht von Einzelaufträgen lebt.
„Aber ich bin realistisch und will mich absichern. Ansonsten wäre es mein Traum, bei einem größeren Unternehmen im Bereich Vertrieb oder Einkauf zu arbeiten.“
Ihr liegt es auch am Herzen, jungen Menschen mit auf den Weg zu geben, „dass vieles was man in den sozialen Netzwerken sieht nicht real ist.“ Man dürfe nie vergessen, dass Fotos bearbeitet werden und die Influencer ihre Follower mitnehmen in eine schier perfekte Welt.
„Das ist ihr Job. Sie verkaufen ein schönes, positives und perfektes Leben. Das muss man sich einfach immer wieder bewusst machen.“ Sie selbst schließe sich davon nicht aus. „Auch ich will möglichst positive Inhalte zeigen, aber trotzdem ich selbst sein.“