Hagen. Im Radverkehrskonzept der Stadt Hagen sind Maßnahmen für rund 20 Millionen Euro dargestellt. Wir zeigen auf, wo es damit weiter geht.
Im Zuge des Pop-up-Radweg-Desasters vor wenigen Wochen an der Enneper Straße in Haspe haben sich viele Bürger die Frage gestellt, wieso die Stadt eigentlich ein Radverkehrskonzept erarbeiten lassen hat, in dem Maßnahmen für rund 20 Millionen Euro dargestellt sind, dann aber auf so wilde Aktionen wie an der Enneper Straße zurückgreift. Die war von vier auf zwei Spuren reduziert worden. Ein Test, der fünf Wochen laufen sollte, aber nach massivem Bürgerprotest nach sechs Tagen beendet wurde. Die Stadtredaktion hat recherchiert, wo Hagen bei der Umsetzung steht und welche Maßnahmen auf Autofahrer, Radler und Bürger als nächstes warten.
206 Seiten stark und mit riesigem Tamtam vorgestellt: Das Büro „Planungssocietät“ hatte das Radverkehrskonzept für die Stadt Hagen vor genau zwei Jahren vorgelegt. Darin zeigten die Planer ihren Weg auf, wie Hagen ein attraktives und sicheres Radwegenetz anbieten könnte, mit dem man von Haupt-Fahrradachsen auf direktem Weg in jedes Viertel der Stadt kommt. Über allem stand und steht: Radfahrer gehören in Hagen auf die Straße. Und nicht auf Gehwege, wo sie sich Verkehrsraum mit Fußgängern teilen müssen. Es soll mehr Radwege auf Schutzstreifen oder Radfahrstreifen geben. Und das nicht nur in Nebenstraßen.
Lückenschluss am Südufer des Harkortsees
„Mit dem Beschluss des Radverkehrskonzeptes am 4. April 2019 wurden Haushaltsgelder für den Doppelhaushalt 2020/21 zur Umsetzung der Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept für die Jahre 2020 und 2021 beantragt“, erklärt die Stadt auf Anfrage. Das Radverkehrskonzept beinhalte eine Prioritätenliste, die einen Umsetzungshorizont der Maßnahmen vorschlage sowie die Bedeutung der Maßnahme für den Radverkehr in Hagen definiere. „Anhand dieser Maßnahmenliste hat die Stadt Hagen ein Maßnahmenkonzept für den Doppelhaushalt 2020/21 erstellt, das unter Berücksichtigung personeller Ressourcen die Maßnahmen des Radverkehrskonzeptes umsetzt“, so Stadt-Pressesprecherin Clara Treude.
In der nebenstehenden Grafik kann man die ersten Maßnahmen sehen. Gesamtumfang: knapp 1,18 Millionen Euro. Der Lückenschluss am Südufer des Harkortsees im Zuge des Volmebrückenbaus, die Umgestaltung der Augustastraße in Wehringhausen zur Fahrradstraße und die Optimierung der Anbindung des Bahnhofes zum Ruhrtal benötigen das meiste Geld.
Aber auch viele kleinere und eher kosmetische Eingriffe sind darunter. Der Tunnel an der Becheltestraße, der eine Radverbindung von Eckesey durch den Vorhaller Steinbruch schaffen soll, ist ebenfalls auf der Liste und schon seit über zehn Jahren Thema. Ein rund 15 Meter langer, völlig verwucherter Tunnel, gelegen an einem Trampelpfad direkt hinter dem Dänischen Bettenlager, führt bislang am verlängerten Ende der Brücke unter den Gleisen der Märkischen-Bahn-Trasse hindurch zur Becheltebrücke. Doch genau diese Stelle bildet das Problem bei der finalen Umsetzung des gesamten „Durchstichs“. Der nächste Schritt ist die Lageplanung der Trassen für die Radwege. Im Anschluss muss noch ein Zuschussantrag gestellt werden, so dass noch nicht gesagt werden kann, wann das Projekt in die Umsetzung geht.
Weitere Maßnahmen im Doppelhaushalt
Mittelfristig sollen auf Grundlage des Radverkehrskonzeptes weitere Maßnahmen, geordnet nach der Priorität und der Bedeutung für den Radverkehr in Hagen, im nächsten Doppelhaushalt umgesetzt werden.
Im Folgenden eine Auswahl der Maßnahmen, vorbehaltlich des Haushaltsbeschlusses und weiterer Maßnahmen, die für den Haushalt 2022/2023 vorgesehen sind: 1. Umgestaltung der Bahnhofstraße als Hauptachse in die Innenstadt (investive Mittel 650.000 Euro). 2. Deckensanierung der Hammerstraße und Ausbau des zweiten Bauabschnittes Enneperadweg (367.000 Euro). 3. Neuanlage von Radfahrstreifen auf der Feithstraße und Prüfung von Alternativen (125.000 Euro). 4. Markierungsarbeiten am Knotenpunkt Märkischer Ring/Rathausstraße (20.000 Euro). 5. Enneperadweg zwischen der Kuhlestraße und Obere Spiekerstraße (900.000 Euro/1,9 Mio. Euro Gesamtsumme im Zuschussantrag). 6. Lückenschluss Lenne-Radweg (erneut 1,74 Mio. Euro). Bereits im Doppelhaushalt 2021/22 ist Geld für den Lenneradweg eingestellt, womit der Startschuss für die Maßnahme gegeben werden soll.