Hagen. Mit ihrem Buch will Julia Morgenthaler Kindern wichtige Werte mit auf den Weg geben und sich für Tiere einsetzen. Ein Einblick in ihre Arbeit.
Julia Morgenthaler klettert über den Fahrersitz nach hinten in das Camping-Mobil. Den Sitz kann sie nur mit wenigen Handgriffen umdrehen. Ihr Arbeitsplatz: Der kleine, ausklappbare Tisch im nur ein paar Quadratmeter großem Wohnraum.
Mit ihrem Camper reist die Hagener Autorin seit Juli mit ihrem Mann durch Europa – durch die Niederlande, Belgien, die Pyrenäen, die Mittelmeerküste entlang nach Norden. Zwischenstopp: Am Kratzkopf in Hagen. Auch wenn es nur ein kurzer Halt auf der Reise ist, zieht es die gebürtige Hagenerin immer wieder in ihre Heimat. Mittlerweile ist sie in Skandinavien, hat Flip-Flops gegen Schneeschuhe getauscht. Immer dabei; und das nicht nur auf dem Laptop: Friedolin und seine tierischen Freunde – die Hauptcharaktere ihres Kinderbuchs.
Unterwegs arbeitet die Hagenerin an einer Fortsetzung zum ersten Teil. Mit den Tiergeschichten will die Autorin Kindern Werte wie Mitgefühl, Freundschaft und Zusammenhalt vermitteln und ihnen mit auf den Weg geben, ihre Träume zu leben. Genau wie sie ihre Träume nun auf ihrer Reise lebt. Gleichzeitig setzt sie sich ganz nach dem Motto „über Tiere für Tiere“ für das Tierwohl ein.
Ein Rückblick: Die Idee und das erste Kinderbuch
Julia Morgenthaler ist in Hagen geboren und aufgewachsen. Seit 20 Jahren lebt die Journalistin nun in Hofheim. Vor drei Jahren veröffentlichte sie ihr erstes Buch über die tierischen Freunde: Sechs Charaktere von Friedolin, dem verträumten Schaf mit schwarzem Klecks am Po, bis zu Karla, der weisen Schildkröte, hat sie dafür entwickelt.
„Es waren verschiedene Faktoren, die mich zu dieser Entscheidung bewegt haben“, sagt Morgenthaler. Unter anderem ihre ZDF-Reportage zum Thema Sterben. „Außerdem war ich schon immer sehr Tier- und Naturverbunden“, sagt sie. Werte, die sie weitergeben wollte. Und die Resonanz war riesig.
„Ich habe über den Verkauf meines Buches inzwischen mehr als 8000 Euro an verschiedene Tierschutzprojekte gespendet, unter anderem an ein Tierheim, den Verein „Heart for Strays“, der sich für die Rettung rumänischer Straßenhunde einsetzt sowie mehrere Lebenshöfe, die Tiere vor dem Schlachter retten.“
Außerdem liegen mehr als 80 Lesungen in Kitas und Grundschulen hinter ihr. „Bei diesen Projekten ging mir das Herz auf. Die Reaktionen waren so toll und die Kinder haben immer wieder nachgefragt, wann es noch ein Buch gibt.“
Ein Einblick: Die Autorin und ihre Motivation
Nach einem Besuch auf einem der Lebenshöfe im vergangenen Jahr – nach ihrer Spende wurde dort ein gerettetes Schaf auf den Namen Friedolin getauft – griff Julia Morgenthaler wieder zu Stift und Papier und schrieb an der Fortsetzung.
In der Autorin reifte immer mehr die Entscheidung, ihre feste Stelle für ihren Traum aufzugeben. „Ich habe dann nach 20 Jahren als Redakteurin beim ZDF aufgehört“, sagt Morgenthaler.
„Mit Gewissheit in die Ungewissheit“, ergänzt die Hagenerin mit einem Lächeln. Frei sein und seine Träume leben. Genau das erlebt die Autorin jetzt auf ihrer Reise.
„Man lebt bewusster. Nimmt sich mehr Zeit für Dinge, die einem wichtig sind. Das sind Werte, die ich vermitteln möchte.“ Friedolin und seine Freunde sind auf dem Laptop, aber auch als Stofftiere immer mit dabei. Arbeiten mit Meerblick. „Jeden Tag nehme ich mir Zeit für den Sonnenuntergang. Das entspannt mich unheimlich.“
Ganz wichtig ist der Autorin: „Wo wir auch sind, wir halten uns fast nur in der Natur auf, stehen frei auf Stellplätzen, wo es erlaubt ist, respektieren die Natur und sind komplett autark. Wir halten in diesen Coronazeiten bewusst respektvoll Abstand von Menschen und tun in jedem Land nur Dinge, die erlaubt sind.“
Ein Ausblick: Die große Reise und das zweite Buch
Die Geschichten für den zweiten Teil sind bereits lektoriert, auch ein Name steht fest: „Friedolins Freunde: Das Geheimnis des Regenbogens“.
Derzeit arbeitet Morgenthaler in Absprache mit ihrer Illustratorin und ihrem 14-jährigen Sohn, der als Co-Autor ein Kapitel für Teil 2 geschrieben hat, an der Bebilderung. „Dass mein Sohn Co-Autor ist macht mich stolz. Die Zusammenarbeit klappt super, obwohl er derzeit in Norwegen in einem Outdoor-College ist und dort nur begrenzte Internetzeiten hat“, sagt Julia Morgenthaler.
Das Buch soll 2021 erscheinen. Bis dahin müssen sich die Kita- und Grundschulkinder noch gedulden. „Dann können hoffentlich auch wieder Lesungen stattfinden, die jetzt wegen Corona lange ausfielen.“