Breckerfeld. Schwarz-Weiß Breckerfeld ehrt zwei Originale: Thea Naujokat und Platzwart Herbert Richter haben sich über Jahrzehnte für den Verein engagiert.

Es gibt eine offizielle Hierarchie in einem Sportverein. Der Vorsitzende steht da an erster Stelle. Stellvertreter folgen, vielleicht ein sportlicher Leiter, die Trainer. Und es gibt abseits dieses Organigramms eine inoffizielle Hackordnung. Die bekam Marvin Tholen, heute erster Vorsitzender von Schwarz-Weiß Breckerfeld zu spüren, als er als Spieler zum ersten Mal an der Pommesbude vorbei hinunter zum Platz der Sport- und Freizeitanlage ging. „Wer bist du denn. Stell dich mal vor“, hallte es da aus der Holzhütte.

Diese Bude, die man eigens errichtet hatte, hat eine gute Seele. Und diese gute Seele ist nicht nur die der Bude, sondern gemeinsam mit ihrem Mann die der schmucken Anlage, gar die des ganzen Vereins. Thea und Herbert, ein Ehepaar, dessen Nachnamen Naujokat und Richter eigentlich niemand kennt, weil man sich hier sowieso beim Vornamen nennt. Auch den Marvin.

Zwei Breckerfelder Originale

Herbert Richter hat sich als Platzwart mit Herz und Seele um die Sport- und Freizeitanlage gekümmert.
Herbert Richter hat sich als Platzwart mit Herz und Seele um die Sport- und Freizeitanlage gekümmert. © Michael Kleinrensing

Der Marvin hat sich damals vorgestellt, ihn kennen sie längst. Und jetzt, da zwei Originale quasi in den Ruhestand gehen, falls so etwas für gute Seelen überhaupt vorgesehen ist, ist es ihm vorbehalten, einen Korb mit Köstlichkeiten zu übergeben und warme Worte zu sprechen. Worte, die nicht nur so dahin gesagt sind, Worte, die von Herzen kommen: „Die beiden sind wirklich ein Musterbeispiel für ehrenamtliches Engagement. Was sie in all den Jahren für den Verein getan haben, das kann man kaum in Worte fassen. Sie haben so lange gewirkt, bis es wirklich nicht mehr ging.“

Der Kopf ist noch frisch, der Körper aber will nicht mehr. Was den Sonntag von Herbert (76) und Thea (75) zwangsweise völlig auf den Kopf gestellt hat. „Manchmal“, sagt Thea, „da sitze ich sonntags zu Hause und denke an meine Bude.“

Mit dem Luftgewehr bedroht

14 Jahre alt ist die Sportanlage mittlerweile. Der Tag, an dem Thea und Herbert begonnen haben, sich für den Verein zu engagieren, liegt aber noch viel länger zurück. Irgendwann Ende der 80er-Jahre mag das gewesen sein. So genau weiß das keiner mehr. „Mein damaliger Schwiegersohn war Hausmeister an der Schule, zu der ja auch der Sportplatz gehörte. Er hat mich mal gefragt, ob ich den Platz abkreiden kann“, sagt Herbert, der lange Jahre auch als Linienrichter mit der Fahne an der Seitenlinie den Schiedsrichtern assistierte.

Das war der Beginn. Wobei diese Tätigkeit keineswegs ungefährlich war. „Es gab ja Nachbarn, die hatten was gegen den Platz an dieser Stelle. Die haben die Bälle nicht rausgerückt, wenn mal einer über den Zaun geflogen ist“, sagt Herbert, „einmal hat einer sogar mit einem Luftgewehr auf mich angelegt, als ich den Platz abgekreidet habe. Da bin ich aber rüber . . .“

6.30 Uhr beginnt der Dienst

Dank für jahrzehntelanges Engagement bei Schwarz-Weiß Breckereld (von links): Platzwart Herbert Richter, Ex-Vorstand Udo Baumeister, Vorsitzender Marvin Tholen und Thea Naujokat.
Dank für jahrzehntelanges Engagement bei Schwarz-Weiß Breckereld (von links): Platzwart Herbert Richter, Ex-Vorstand Udo Baumeister, Vorsitzender Marvin Tholen und Thea Naujokat. © Jens Stubbe | Jens Stubbe

Es waren andere Zeiten auf dem Ascheplatz zwischen Schule und den Wohnhäusern. Zeiten, die Thea und Herbert trotz der Arbeit genossen haben. „Wenn sonntags um 13 Uhr die zweite Mannschaft gespielt hat, dann war ich schon um halb sieben morgens da“, sagt Herbert. „Ich habe den Platz fertig gemacht und habe für Thea ihren Stand aufgebaut.“

Die Fritteuse stand unter einem Vordach. Im Herbst und Winter pfiff der Wind. „Aber die Atmosphäre, die Kameradschaft – das war noch anders“, sagt Herbert, „da haben wir oft noch mit den Spielern an der Tischtennisplatte auf dem Schulhof zusammengesessen.“

Im BVB-Bus zur Sportanlage

Dann kam der Umzug. Und für Herbert (eigener Aufsitz-Rasenmäher, kein Abkreiden mehr) und Thea (feste Pommesbude) begann eine neue Zeit, die durchaus eigene Höhepunkte bereithielt. Als die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund anreist, darf BVB-Fan Thea die letzten Meter im Mannschaftsbus mitfahren. „Ich war die erste Frau, die da rein durfte“, sagt Thea. „Das werde ich nie vergessen.“

Die Pommesbude ist zurzeit verwaist. Es gibt an den Heimspiel-Sonntagen Würstchen vom Grill. Aber niemand hat sich gefunden, der sich an die fettige Fritteuse stellt. Immerhin: Für Platzwart Herbert, der dafür gesorgt hat, das auch nach 14 Jahren die Anlage noch zu einer der schönsten im gesamten Fußballkreis gehört, hat sich mit Paul Hanna ein Nachfolger gefunden.