Hagen. Die Blechbläser und Schlagzeuger der Hagener Philharmoniker feiern mit einem neuen Format Premiee. Mit dabei: Der neue Soloposaunist
Sie wollen ja nur spielen. Das ist in Pandemie-Zeiten gar nicht einfach, besonders für Musiker. Als Antwort auf den Corona-Blues entwickeln die Blechbläser der Hagener Philharmoniker jetzt ein neues Format. Mit „Brass, Bond and Beats“ präsentieren sie sich am Samstag, 17. Oktober, im Theater Hagen als beschwingte Brassband mit großem Schlagzeug und Sängerin Tanja Schun.
Für Christian Masser bedeutet das Konzert den Auftakt zu einem neuen Lebensabschnitt. Der 28-Jährige Österreicher ist der neue Solo-Posaunist des Orchesters. „Ich habe mit sechs Jahren angefangen, Bariton zu spielen, für meinen Großvater, der das Instrument auch bei uns im Verein gespielt hat“, beschreibt er seinen musikalischen Werdegang. Die Region um Graz ist geprägt von zahlreichen Musikvereinen, „ich komme aus einer Gegend, wo jedes Dorf eine eigene Musikkapelle hat“. Das ist nicht die einzige Verbindung zwischen alter und neuer Heimat. „Die Landschaft in Hagen ist interessanterweise sehr ähnlich zu der Gegend, wo ich aufgewachsen bin, diese leichten Hügel, das macht nicht viel Unterschied.“
Letztes Probespiel vor dem Lockdown in Hagen
Musik ist seit früher Jugend integraler Bestandteil des Lebens von Christian Masser, daher entschloss er sich mit 18 Jahren, Profimusiker zu werden. Die Ausschreibung der Hagener Solostelle interessierte ihn; das Probespiel hat er gegen 173 Mitbewerber gewonnen, „das war eines der letzten Probespiele vor dem Lockdown. Das Schicksal hat mich nach Hagen geführt“, freut er sich. Eine feste Orchesterstelle ist in der Musikerszene ohnehin so begehrt wie ein Sechser im Lotto, das gilt in Corona-Zeiten umso mehr.
Musikalisch ist Christian Masser breit aufgestellt, „das Wichtigste in der Musik ist, dass sie etwas zu sagen hat“. Bei „Brass, Bond and Beats“ reicht die stilistische Bandbreite von Giovanni Gabrieli bis zur Filmmusik aus James Bond. Da können die Blechbläser der Hagener Philharmoniker in jeder Hinsicht ihr Können zeigen.
Der Bond muss swingen
„Per Ottoni“ von Herbert Baumann steht ebenfalls auf dem Spielplan. Soloposaune und Horn wechseln sich darin mit der Melodie ab, darüber strahlt wenige Takte später die Kantilene der Solotrompete. „Manche Stellen können wir noch mal auseinander nehmen“, kommentiert Dirigent Steffen Müller-Gabriel den ersten Durchlauf bei der Probe. Das Programm verlangt den Bläsern technisch und musikalisch enorm viel ab. Der Baumann und der Bond müssen swingen, bei Bach und Gabrieli kommt der Drive aus dem Bass, und bei allen Stücken hört das Publikum jeden Kratzer.
Ergänzt wird das Projekt mit vielfältigen Stücken für Schlagwerk. Soloschlagzeuger Heiko Schäfer hat dafür zwei historische Paukenmärsche aus der Zeit des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. ausgegraben, „die spielen wir auf Barockpauken mit Ziegenfell und Handkurbel“. Am anderen Ende des Zeitstrahls stehen zwei Tangos von Astor Piazzolla, die Heiko Schäfer für Marimbaphon und Vibraphon arrangiert hat.
Die Hagener Orchestermusiker sind nach wie vor auf Kurzarbeit; im Theater und in den Sinfoniekonzerten kann wegen der Abstandsregeln nur mit reduzierter Besetzung gespielt werden, das macht die Arbeit schwierig. Denn bei den weiten Entfernungen ist es schwierig, aufeinander zu hören.
Ausweg aus der Krise
Heiko Schäfer: „Die Wiener Philharmoniker sagen ja nicht umsonst: Unser Klang beruht darauf, dass wir alle eng zusammensitzen. Musizieren hat seine Grenzen, wenn man keinen Kontakt hat und nicht weiß, ob man zusammen ist.“
Der Ausweg aus der Krise kann nur Kreativität heißen. Entsprechend werden Projekte wie „Brass, Bond and Beats“ zur Herzenssache der Musiker. Einziger Wermutstropfen für den Soloposaunisten Christian Masser. Die Eltern wollten aus Österreich extra anreisen, um zu hören, wie der Sohn seinen Einstand gibt. Das klappt jetzt wegen Corona nicht.
Das Konzert „Brass, Bond and Beats“ wird am 17. und 31. Oktober jeweils um 19.30 Uhr im Theater Hagen gespielt. www.theaterhagen.de