Haspe. Wer in die Corbacher 20 kommt und wie sich die Einrichtung für Bedürftige in Hagen-Haspe finanziert.

„Wir sind im Stadtteil verankert und werden hier wertgeschätzt“, sagt Birgit Kleine mit ein wenig Stolz in der Stimme. Mit „wir“ spielt sie auf die Beratungsstelle Corbacher 20 an, mit dem Stadtteil meint Birgit Kleine Haspe.

Die Mitarbeiterin der Beratungs- und Begegnungsstätte ist vom ersten Tag der Gründung der Einrichtung an dabei. Und die Gründung der Corbacher 20 liegt mittlerweile 30 Jahre zurück.

„Im September 1990 haben wir unsere Pforten zum ersten Mal geöffnet“, blickt Heinrich Baumann, seit eineinhalb Jahren Pfarrer im Ruhestand, zurück. Und auch Roland Kunigk, der gemeinsam mit Birgit Kleine hauptamtlich in der Corbacher 20 beschäftigt ist, hat in den letzten Jahren viel mit und um die Besucher erlebt.

1000 Beratungsgespräche pro Jahr

„Wir führen pro Jahr 1000 Beratungsgespräche bei uns im Haus in der Corbacher 20 am Markanaplatz“, rechnet Sozialpädagoge Kunigk vor, „zu unseren über die Woche verteilten Treffen kommen in der Regel insgesamt 50 Personen.“

Montags heißt es in der Einrichtung, die sich in einer ehemaligen Gaststätte befindet, „Treff für jedermann“. „Wir kochen gemeinsam mit den etwa 20 Gästen. Die benötigten Lebensmittel erhalten wir aus den Hasper Kirchengemeinden und von Privatleuten“, sagt Sozialarbeiterin Birgit Kleine. Anschließend wird gemeinsam gespielt, einige lesen etwas oder unterhalten sich.

„Viele Langzeitarbeitslose kommen montags zu uns. Wir helfen ihnen bei ihrer Freizeitgestaltung, ohne dass es Geld kostet. Der Treff zur festen Zeit bringt Struktur in ihr Leben“, betont Birgit Kleine.

Viele Privatspenden

In einem normalen Jahr verfügt die Einrichtung Corbacher 20 über ein Jahresbudget von 140.000 Euro.

Die katholische und die evangelische Kirchengemeinde spenden etwa 25.000 Euro jährlich, die Bezirksvertretung Haspe unterstützt das Haus mit 2500 Euro pro Jahr.

An Privatspenden – größtenteils Kleinspenden – kommen ca. 70.000 Euro zusammen.

Außerdem unterstützen einige Firmen und Stiftungen die Einrichtung.

Bei der Corbacher 20 handelt es sich um ein ökumenisches Projekt christlicher Sozialarbeit der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Haspe und der St. Bonifatius-Gemeinde Haspe.

Der Corbacher-20-Verein für christliche Sozialarbeit Haspe wurde vor 25 Jahren gegründet.

Dienstags zum Senioren-Café und zum Kreativ-Treff kommen etwa 15 Frauen. Das Frühstück für Arbeitslose jeden Donnerstag ist ein echter Klassiker, „seit 1990 laden wir dazu ins katholische Pfarrheim an der Berliner Straße ein“, sagt Baumann. Seit drei Jahren steht zeitgleich auf dem Kirchplatz das Arztmobil der Diakonie, in dem sich Bedürftige untersuchen und behandeln lassen können.

Viele Alleinerziehende kommen

„Die Armut ist heute im Vergleich zu früheren Jahren erschreckender“, resümiert Roland Kunigk, „früher gab es noch die ,gute, alte Sozialhilfe’, heute Beschäftigungsmodelle, die Menschen selten in den Ersten Arbeitsmarkt bringen, viele Minijobs und Leiharbeitsstellen.“ Außerdem kämen seit ein paar Jahren mehr Alleinerziehende zu den Beratungsgesprächen.

Was das Corbacher-20-Team aber immer aufs Neue motiviert? „Die Solidarität untereinander ist erfreulich und groß“, sagt Kunigk. „Häufig begleitet einer unserer Besucher den anderen zu Behördengängen, dann ist derjenige nicht allein, außerdem hören vier Ohren mehr als zwei.“

Was dem Team zu schaffen macht? „Durch Corona sind etliche Benefizveranstaltungen und die Kollekte ist in Gottesdiensten ausgefallen. Das hat bis jetzt schon ein Minus von 10.000 Euro in unsere Kasse gefressen“, sagt Baumann.