Hagen. Erhöhte Corona-Gefahr für das Hagener Ballett-Ensemble: Eine private Premierenfeier hat jetzt fatale Folgen.
Die „Zart“-Ballett-Premiere im Hagener Stadttheater wurde am vergangenen Wochenende symbolstark als Tanz auf einem Scherbenhaufen inszeniert. Jetzt hat die Hagener Corona-Realität die vom Publikum gefeierte Compagnie eingeholt: Zwei positive Covid-19-Befunde im direkten Umfeld des Ensembles verdonnern das Team zu einer 14-tägigen Quarantäne.
Treffen der Ballettfreunde abgesagt
Aufgrund der aktuellen Corona-Situation rund um das Ballett des Hagener Stadttheaters müssen auch die Ballettfreunde Hagen ihre ursprüngliche Terminplanung stoppen.
Die für den kommenden Samstag, 10. Oktober, um 15 Uhr im Stadttheater vorgesehene Mitgliederversammlung muss aufgrund der Covid-19-Situation ausfallen.
Während die beiden Choreographien der in Richtung Osnabrück scheidenden Chefin Marguerite Donlon und ihres ebenfalls auf gepackten Koffern sitzenden Ballettmeisters Francesco Vecchione sich am Samstag noch künstlerisch mit der Extremsituation der Pandemie und der erzwungenen Distanz im Alltag auseinandersetzten, wird die totale Isolation für die Ballettmitglieder jetzt zur bitteren Alltagsrealität.
Zu der fatalen Risiko-Begegnung ist es offenbar am vergangenen Samstagabend nach der „Zart“-Premierenfeier in einer nahe gelegenen Lokalität gekommen. Dort sollen, so bestätigt die Stadt Hagen, zwei Personen aus dem privaten Umfeld eines Ensemble-Mitglieds mit anwesend gewesen sein, zu denen seit Mittwoch zwei positive Corona-Tests vorliegen.
Test in Italien fällt positiv aus
Intendant Francis Hüsers hat gestern im Gespräch mit der Stadtredaktion berichtet, dass die Mutter und die Schwester eines Tänzers bei der Rückkehr nach Italien sich pflichtgemäß einem Test unterzogen hätten, der in beiden Fällen letztlich positiv ausfiel, obwohl beide bis heute keinerlei Krankheitssymptome zeigen. „Der Vorfall hat bei uns natürlich Alarm ausgelöst“, betont der Chef des Hauses, der sich seitdem in enger Abstimmung mit den Hagener Gesundheitsbehörden befindet.
Seitdem wurden drei weitere Verdachtsfälle aus der Compagnie, die bei der privaten Feier – neben einigen Vertretern der Ballettfreunde – an diesem Abend den engsten Kontakt mit den Infizierten hatten, getestet, weil diese auch über leichte Kratzsymptome im Rachenraum klagten. Diese Ergebnisse liegen zwar noch nicht vor, dennoch wurde nach Angaben von Hüsers vorsorglich eine Quarantäne bis zum 16. Oktober angeordnet.
Schnelltests alle negativ
Aber auch die übrigen Mitglieder der Compagnie haben sich zwischenzeitlich einem Corona-Schnelltest unterzogen. Die Resultate sind bislang alle negativ ausgefallen und niemand zeigt irgendwelche Infektionssignale.
Dennoch hat das Theater entschieden, dass das gesamte Ballett-Team vorsorglich zu Hause bleibt, sich also quasi einer selbstauferlegten Quarantäne unterzieht. In der nächsten Woche sollen bei diesen Teilen der Crew erneute Schnelltests durchgeführt werden, um ganz sicher zu gehen, dass keine Covid-19-Infektionen vorliegen.
Damit ist auch klar, dass die ursprünglich für den kommenden Sonntag, 11. Oktober, vorgesehene erneute „Zart“-Aufführung an diesem Termin nicht stattfinden kann. Die aufgrund der Corona-Regeln bereits jetzt namentlich bekannten Zuschauer wurden allesamt telefonisch informiert. Wann das Stadttheater einen adäquaten Ersatztermin anbietet, stand gestern noch nicht endgültig fest.
Hüsers stellte ausdrücklich klar, dass technische Abteilungen oder auch weitere künstlerische Bereiche des Hauses von den Corona-Verdachtsfällen nicht betroffen sind, so dass weitere Teile des Spielplans zurzeit nicht zur Disposition stehen. Gleichzeitig kündigte der Intendant an, dass am Hagener Theater aufgrund des aktuell hohen Inzidenzwertes in Hagen das Publikum ab sofort auch während der Vorstellungen einen Mund-Nasen-Schutz tragen müsse. Gleichzeitig zeigte er sich überzeugt: „Der gesamte Vorfall zeigt, dass unsere Hygienekonzepte greifen und die Besucher unseres Hauses absolut sicher sind.“
Eine Selbsteinschätzung, die vom Hagener Gesundheitsamt ausdrücklich mitgetragen wird: Für die Stadt besteht aufgrund des Vorfalls, der ausschließlich auf einer Begegnung im privaten Bereich fußt, zurzeit keinerlei Veranlassung, das genehmigte Hygienekonzept des Theaters noch einmal zu hinterfragen. Seitens der Behörden ist man weiterhin überzeugt, dass die Abläufe während des Spielbetriebs sowohl für die Beschäftigten als auch für das zahlende Publikum pandemiesicher organisiert sind.