Hagen. In Hagen ist der Corona-Inzidenzwert am Mittwoch auf 47,7 gestiegen. Diese Maßnahmen hat der Krisenstab auf den Weg gebracht. Der Überblick.

  • Die Zahl der Corona-Infizierten in Hagen ist sprunghaft angestiegen.
  • Die Sieben-Tages-Inzidenz hat (Stand Mittwoch) den Wert von 55,6 erreicht.
  • Ab einer Sieben-Tages-Inzidenz von 50 müssen zwingend zusätzliche Schutzmaßnahmen angeordnet werden.
  • Der Krisenstab hat bereits erste Maßnahmen auf den Weg gebracht: Maskenpflicht an weiterführenden Schulen, Feste höchstens mit 50 Personen. Weitere Maßnahmen folgen.

Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz – also die Corona-Neuerkrankungsrate binnen einer Woche – hat in Hagen am Mittwoch (Stand 0 Uhr, Quelle Robert-Koch-Institut) den Wert von 47,7 erreicht. Die Zahl der Corona-Infizierten in Hagen steigt weiter an und der Krisenstab der Stadt hat bereits vor diesem Hintergrund Maßnahmen getroffen. Das Infektionsgeschehen in der Stadt im Überblick.

Corona-Dynamik: Ab wann gehandelt wird

Bund und Länder hatten die Sieben-Tages-Inzidenz als den wichtigsten Richtwert erklärt. Wird der Wert von 50 Fällen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner überschritten, können augenblicklich Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen angeordnet werden. Das gilt bundesweit. Ab einem Inzidenzwert von 35 treten in NRW erste Corona-Maßnahmen in Kraft. „Die Städte haben dabei in Abstimmung mit den Bezirksregierungen einen Spielraum“, sagt Stadt-Pressesprecher Michael Kaub.

Dieser Spielraum ist wichtig mit Blick auf Hagen. Denn: In Hagen infizieren sich die meisten Menschen in Schulen – entweder Lehrer oder Schüler oder das direkte familiäre Umfeld. „Nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung haben wir deshalb im Krisenstab auch Maßnahmen getroffen“, so Kaub.

Die Kita Gabriel in Yorckstraße ist der größte Kindergarten in NRW. Sie bleibt geschlossen
Die Kita Gabriel in Yorckstraße ist der größte Kindergarten in NRW. Sie bleibt geschlossen © WP Hagen | Hubertus Heuel

Die Schulen

Weil sich die Mehrzahl der aktuellen Infektionen auf Schulen und das familiäre Umfeld zurückführen lässt, besteht für Schüler der Sekundarstufen I und II sowie an den Berufskollegs eine Maskenpflicht während des Unterrichts und während der Betreuung immer dann, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann.

In Grundschulen gilt diese Pflicht weiterhin nicht, solange sich die Klassen im Klassenverband im Unterrichtsraum aufhalten. Die weiteren Vorschriften der Coronabetreuungsverordnung des Landes NRW bleiben für Hagen unberührt.

Für Lehrkräfte, Betreuungskräfte und sonstiges Personal besteht eine Maskenpflicht auch bei Konferenzen, Besprechungen und auf Sitzplätzen im Lehrerzimmer, falls der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann.

Feste und Partys

Bei privaten Festen dürfen in Hagen ab sofort und mindestens für die nächsten 14 Tage zeitgleich höchstens 50 Personen teilnehmen.

NRWs größte Kita

Die Kita Gabriel in Hagen, mit 200 Kindern der größte Kindergarten in ganz Nordrhein-Westfalen, ist wegen mehrerer Corona-Fälle geschlossen. Wie die Stadt Hagen mitteilte, sei die Einrichtung am vergangenen Donnerstag geschlossen worden, nachdem mehrere Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet worden seien.

Die gesamte Belegschaft – 36 Erzieherinnen, zwei Leiterinnen, vier Hauswirtschafterinnen, eine Sekretärin – sind derzeit in Quarantäne. Ob auch Kinder der Einrichtung von Corona betroffen sind, konnte bislang nicht bestätigt werden.

Die geschlossene Grundschule

Die Kindertagesstätte liegt in der Yorckstraße und befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Grundschule Henry van de Velde, die wegen positiver Tests bei drei Schülern derzeit ebenfalls geschlossen ist. Schulleiterin Barbara Brück und ihre Konrektorin Annette Rexa hatten am Wochenende alle Hände voll zu tun, um die Kontaktwege zurückzuverfolgen, die Eltern zu benachrichtigen und alle notwendigen Maßnahmen mit den Behörden abzustimmen. „Es sind drei Schüler aus drei verschiedenen Klassen betroffen“, so Rektorin Brück.

Lehrer und Schüler unter Quarantäne

Unter Quarantäne stehen Lehrer, Mitarbeiter des Offenen Ganztags sowie mehrere Schüler. Sie alle gelten als Kontaktpersonen der Kategorie I und werden auf das Virus getestet. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht mehr am Lehrbetrieb teilnehmen, sondern für alle 325 Kinder und das Lehrpersonal der Schule gilt: Distanz- statt Präsenzunterricht. Bei den Familien sei individuell abgefragt worden, ob die Kinder digital oder analog (dann werden die Arbeitsmaterialien per Post zugeschickt) betreut werden sollten, so Barbara Brück: „Ungefähr die Hälfte hat sich für letzteren Weg entschieden, schließlich verfügen viele Familien nicht über die entsprechenden digitalen Geräte.“

Es sind die Kinder, die der Schulleiterin leid tun; sie hätten sich in den vergangenen Monaten diszipliniert verhalten und alles getan, um eine Situation wie die jetzt eingetretene zu vermeiden: „Es ist mir wichtig zu sagen, dass die Kinder alles richtig gemacht haben. Und wir Erwachsenen? Wir wissen ja alle, dass das Virus nicht von heute auf morgen verschwinden wird. Inzwischen haben wir verschiedene Szenarien durchgemacht, und jedesmal reagieren wir ein bisschen besser.“

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Da passt ins Bild, dass sich alle Hagener Grundschulrektoren in der vergangenen Woche auf Einladung von Schulrätin Dagmar Speckmann zu einer zweitägigen Fortbildung in der Villa Post in Wehringhausen trafen. Thema: die Verknüpfung von Präsenz- und Distanzunterricht. „Ich glaube, wir stehen der durch Corona hervorgerufenen Situation nicht machtlos gegenüber“, so Speckmann: „Wir sind in Hagen ganz gut vorbereitet und wissen, dass wir flexibel bleiben müssen.“ Gerade aufgrund der unterschiedlichen Konstellationen in den Familien sei es derzeit besonders wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes einzugehen.