Hagen-Wehringhausen. Die Hagener Tiertafel Hagen hat neue Räumlichkeiten bezogen. Wem das engagierte Team hilft und was besonders benötigt wird.

Ein weißes und ein schwarzes Ohr, treue braune Augen: Das ist Pitbull Rocky. Auch wenn man es ihm auf den ersten Blick nicht ansieht: Rocky hatte es nicht immer leicht im Leben. Der Pitbull im Seniorenalter hat bereits drei Schlaganfälle überlebt. Jetzt braucht er Spezialfutter. Aber die Besitzer können es sich nicht leisten. Eigentlich.

Hund Rocky hat drei Schlaganfälle überlebt. Jetzt ist er auf spezielles Futter angewiesen. Die Tiertafel unterstützt die Besitzer
Hund Rocky hat drei Schlaganfälle überlebt. Jetzt ist er auf spezielles Futter angewiesen. Die Tiertafel unterstützt die Besitzer © Annette Schoenrock

Denn für Fälle wie Rocky gibt es die Tiertafel in Hagen. Sie hilft Tierhaltern, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden. „Es könnte einem manchmal das Herz zerreißen“, erinnert sich Moni Kowald an einige Fälle aus der Vergangenheit.

Oft nur kleine Rente

Eine kleine Rente, Grundsicherung: „Viele der Menschen, die zu uns kommen, wissen am Ende des Monats nicht, wie sie über die Runden kommen sollen. Sie würden aber lieber selbst auf ihr Essen verzichten, als ihren Tieren nichts zu geben“, erzählt sie.

Da setzt die Arbeit der Tiertafel, die erst vor kurzem die neuen Räume in Wehringhausen bezogen hat, an. Der gemeinnützige Verein unterstützt mit Futter außerdem mit Sachspenden wie Leinen, Spielzeug oder auch einem Kratzbaum für die Katze.

Stadt stellt Räume zur Verfügung

Aber die Arbeit geht noch viel tiefer, hat in gewisser Weise auch einen psychologischen Ansatz, sagen die Mitglieder. „An den Ausgabetagen kommen viele mit ihren Tieren her, bleiben für Gespräche, erzählen von Problemen“, sagt die Vorsitzende Sabine Schaake. „Manchmal hilft es ihnen schon, einfach mit jemandem zu sprechen.“ Außenstehende würden oft fragen, warum man diese Menschen überhaupt unterstütze. Nach dem Motto: Warum holt man sich ein Tier, wenn man es sich nicht leisten kann? „Diese Menschen brauchen ihr Tier. Es hilft ihnen durch schwierige Zeiten, ist quasi bester Freund, gibt dem Alltag eine Struktur. Sie haben oft ein ganz ganz enges Verhältnis zu ihrem Tier“, sagt die Vorsitzende. Deswegen gibt es den Verein.

Ein Blick in die neuen Räume der Hagener Tiertafel.
Ein Blick in die neuen Räume der Hagener Tiertafel. © Annette Schoenrock | Annette Schoenrock

Ganz am Anfang, vor etwa vier Jahren, hatte die Tiertafel nur ein kleines Futterlager in Hohenlimburg. Die Ausgabe erfolgte damals in Luthers Waschsalon. „Wir brauchten aber mehr Platz“, sagt Sabine Schaake. Lange suchte der Verein nach geeigneten Räumen. Wurde dann zunächst in Wehringhausen fündig. Hausnummer 61. Das Gebäude war heruntergekommen, baufällig.

Futter- und Sachspenden willkommen

Interessierte Hagener können Futter- oder Sachspenden zu folgenden Zeiten bei der Tiertafel in Wehringhausen, Wehringhauser Straße 70, abgeben: Dienstag 13 bis 15 Uhr und Donnerstag 15 bis 17 Uhr. Um kurze telefonische Anmeldung unter 0157/36543820 wird gebeten.

Im August wurden insgesamt 80 Kilogramm an Hunde-Trockenfutter ausgegeben und 100 Kilo Nassfutter. Mehr als 210 Kilogramm Katzenfutter ging bei der Tiertafel in Wehringhausen im August über die Theke. „Wegen der Coronasituation haben wir in einem Monat auch Hausbesuche gemacht und das Futter bei den Menschen abgeliefert“, erinnert sich Moni Kowald.

„Es wurde dann, wie einige weitere Häuser, von der Stadt gekauft“, erinnert sich Schaake. Im fast gegenüberliegenden Haus, Nummer 70, konnte der Verein dann im April einziehen, die Stadt stellte die Räume zur Verfügung. „Wir haben hier mehr Platz. Mit viel Herzblut haben wir hier alles umgekrempelt und umgebaut“, sagt Mitglied Jutta Lujan und lacht. Der Verein finanziert sich ausschließlich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. An verschiedenen Stellen im Stadtgebiet hat das Tiertafel-Team Futterspendeboxen aufgestellt.

Futter für 140 Tiere

Die Ausgabe findet einmal monatlich statt. „Ende August hatten wir rund 80 Menschen, die zu uns gekommen sind, um Futter für etwa 140 Tiere zu holen. Die Kunden müssen natürlich ihre Einkommen offenlegen. Das wird bei uns alles ganz akribisch geprüft“, sagt Sabine Schaake. Es gibt auch eine Begrenzung: Maximal für drei Tiere pro Person wird Futter ausgegeben. „Wir haben außerdem eine Kooperation mit zwei Hagener Tierärzten, die sich in Notfällen die Tiere anschauen“, erklärt die Vorsitzende. Auch Spezialfutter für kranke Tiere wie Rocky gibt die Tiertafel in Einzelfällen aus. „Das Geld dafür wird meist über gezielte Spendenaufrufe gesammelt.“

Aktuell gibt es eine Warteliste: „Der Bedarf in Hagen ist groß, wir können leider aber nicht alle versorgen“, sagt die Sabine Schaake. Fehle jemand dreimal unentschuldigt, rücke dafür eine Person von der Warteliste nach. „Was uns alle antreibt ist die Dankbarkeit“, sagt Moni Kowald. „Die Menschen sind unfassbar dankbar über unsere Hilfe. Das gibt uns allen sehr viel zurück und zeigt, dass sich unsere Arbeit lohnt.“