Breckerfeld. Zusammenarbeit für die Chancengleichheit: Der Breckerfelder Verein „Pferde stärken Dich“ wird Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Dieses Dilemma erleben die Mitglieder des Breckerfelder Vereins „Pferde Stärken Dich“ fast jeden Tag: Das Dilemma zwischen einer Maßnahme, die eigentlich gut für den betroffenen Menschen wäre und den finanziellen Möglichkeiten, die den Betroffenen zur Verfügung - oder eben nicht zur Verfügung - stehen.

„Es ist herzzerreißend, wenn man deswegen einer Familie oder einem Betroffenen absagen muss“, sagt die Vorsitzende, Jana Mücher. Denn die Krankenkassen zahlen nicht. Es geht um die therapeutischen Reitstunden auf dem Hof Wengeberg. Auf diesem Hof in Breckerfeld hat der Verein „Pferde stärken Dich“ vor fünf Jahren eine Heimat gefunden. Er will Kindern und Erwachsenen die nötige Reittherapie ermöglichen, die sie selbst finanziell nicht stemmen können.

„Das Angebot vor Ort ist einzigartig“, bestätigt auch Jan-Philipp Krawinkel vom Paritätischen Wohlfahrtsverband (Kreisgruppengeschäftsführer EN-Kreis) die Wichtigkeit der Therapiemaßnahmen. Dort ist „Pferde stärken Dich“ jetzt offiziell Mitglied.

Chancengleichheit fördern

„Ein wesentliches Merkmal ist unsere Funktion als Dienstleistungsverband“, betont Krawinkel, dass es gar nicht so leicht ist, einen Verein zu führen. „Das bedeutet für die Mitglieder: Sie erhalten unter anderem Rat in fachlichen, rechtlichen und organisatorischen Fragen sowie Hilfe bei der Finanzierung von Projekten.“

Chancengleichheit, das Recht eines jeden Menschen, ein Leben in Würde zu führen und seine Persönlichkeit frei zu entfalten – Ziele, denen sich sowohl der Paritätische als auch der Verein und der Hof Wengeberg verschrieben haben. Frühförderung, Paarberatung, Kommunikationstraining für Einzelpersonen oder Firmen, Mutter/Vater-Kind Reiten. Das sind nur einige der Angebote, die Raphael und Anna Trier, Sozialarbeiter, Paarberater und Diplom-Sozialpädagogin, anbieten.

„Die Reittherapie hilft beispielsweise Menschen mit Entwicklungsverzögerungen, Sprach- und Bewegungsauffälligkeiten, bei Ängsten und Unsicherheit, geistigen Behinderungen oder psychosomatischen Erkrankungen“, sagt Anna Trier. Auf dem Hof finden darüber hinaus auch therapeutische Reitmaßnahmen statt, die von den Teilnehmern selbst gezahlt werden.

Der Gemeinnützige Verein will genau diese Arbeit unterstützen – und im gleichen Zug Menschen ohne finanzielle Mittel die Therapie ermöglichen.

Erschwerte Coronabedingungen

Auch Coronabedingt war dieses Jahr für die Mitglieder schwierig: „Unsere Veranstaltungen fielen flach, wie bei allen. Wir wären beispielsweise auf dem Bauernmarkt vertreten oder dem Weihnachtsmarkt. Wir sind auf die Spenden angewiesen“, sagt Jana Mücher. Eine positive Nachricht hat sie aber: Ab Donnerstag startet auf dem Hof wieder eine neue Mini-Gruppe die Reittherapie. Zwei Hagener Kinder werden von dem Verein unterstützt. „Es ist schön, dass der Reitbetrieb weitergehen kann“, sind alle sich einig. Gerade in der Coronazeit, die psychische Probleme auch verstärken kann.

Verein wurde 2015 gegründet

Das pferdegestützte Coaching findet auf dem Hof Wengeberg statt. Der Hof ist seit vielen Jahren im Familienbesitz und befindet sich am Ortsrand von Breckerfeld­.

Die zwölf auf dem Hof untergebrachten Therapiepferde leben in Gruppenhaltung im Offenstall. Vor Ort gibt es eine Reithalle, einen Reitplatz und einen Seminarraum.

Der Verein wurde 2015 gegründet. Einen Antrag auf Untersützung können Kinder oder Erwachsene stellen, die Schwierigkeiten in emotionalen, sozialen, psychomotorischen, kognitiven und sensorischen Bereichen aufweisen. Voraussetzung ist, dass keine öffentliche Stelle bereit ist, die Finanzierung zu übernehmen.

„Wir haben derzeit sehr viele Anfragen“, betont auch die zweite Vorsitzende Andrea Seidel. Zuletzt sei sogar eine aus Bayern darunter gewesen. Dass die Arbeit jetzt vom Paritätischen Wohlfahrtsverband unterstützt wird, sorgt auf beiden Seiten für freudige Gesichter. „Für uns ist das ein tolles Geschenk zu unserem fünfjährigen Jubiläum“, betont Jana Mücher. Und der Paritätische hat ein weiteres Mitglied – wie Krawinkel betont gibt es derzeit nur wenige Mitglieder aus Breckerfeld. „Es ist schön, engagierte Menschen mit außergewöhnlichen Ideen direkt vor Ort zu unterstützen.“