Hagen. Feste Laufwege, Maskenpflicht auf den Gängen, Plexiglas auf der Tanzfläche: So war der zweite Party-Abend im Capitol Hagen.
Samstagabend, 23 Uhr: Seit Wochen wirken die Elbershallen in den Nächten am Wochenende gespenstisch leer. Heute nicht. Trotzdem ist alles anders als sonst. Mehr Security am Eingang, rote Abstandsmarkierungen auf dem Boden, eine graue Fußmatte, auf der in großen, weißen Buchstaben „Abstand halten“ prangt. Am Eingang zum Hagener Capitol steht ein Desinfektionsmittel-Spender. Warten.
Bis ein weiterer Security-Mann zum Eingang kommt, um eine Gruppe abzuholen und zur Kasse zu begleiten. Alles ist getaktet. Im Kassenbereich liegt ein Stapel weißer Zettel mit leeren Feldern aus. Kontaktpersonennachverfolgung, falls doch etwas passiert.
Auf den Gängen im Capitol, wo heute „Hagens einzige Partynacht“ auf dem Programm steht, herrscht Maskenpflicht. Es gibt feste Laufwege, um den Begegnungsverkehr so gering wie möglich zu halten. Laute Musik dröhnt aus dem „Delight“ und dem „Palais“. Nur „Franzis Stadl“ ist heute zu.
Fast 18.000 Euro haben die Eigentümer in den coronagerechten Umbau und in die Umsetzung der Hygienevorschriften investiert. Die Räume sind kaum wiederzuerkennen. Große, von einander abgetrennte Plexiglas-Boxen zieren die Tanzflächen, auf denen sich sonst Menschen dicht an dicht drängen.
Laufwege und Hygiene-Erinnerungen
Bereich Nummer 201: Der Platz liegt im ersten Obergeschoss mit Blick auf die Tanzfläche im Palais. Unten gibt es 18 Bereiche, oben vier. Platz im gesamten Club ist aktuell für etwa 200 Menschen. Mehr geht nicht, Corona-Auflage.
23.30 Uhr. Der Discjockey kündigt an: „Jetzt legen wir langsam mal los.“ Bis jetzt sind nur wenige Boxen gefüllt, nach und nach kommen aber mehr Gäste. „Wir sind auch heute wieder ausverkauft“, sagt Betreiberin Stefanie Henning.
Bereits die erste Feier, die Test-Party vor zwei Wochen, kam gut an. Auch wenn der Vorverkauf dieses Mal etwas schleppender lief. Auf jedem Tisch klebt ein kleiner QR-Code. Die Vermutung, dass die Gäste selbst darüber Getränke bestellen können, bestätigt sich nicht. Die Kellner können aber so die Buchungen aufnehmen. Bedienung am Tisch, natürlich mit Maske. „Die Resonanz ist trotzdem sehr positiv“, sagt die Betreiberin. „Trotz Maske und Plexiglas entsteht ein wenig Disco-Gefühl. Das hat vielen gefehlt.“
Zwei Stammgäste erzählen
Zum Beispiel Luis Klaus (19) aus Schwelm und Lukas Beiküfner (21) aus Ennepetal. Die beiden besten Freunde sind eigentlich Stammgäste. „Wir waren fast jedes Wochenende hier.“ Mehrere Monate war das Capitol nun geschlossen. Dass der Club – wenn auch unter Auflagen – wieder öffnen kann, ist nicht nur für die Betreiber eine Erleichterung. „Wir waren am Anfang etwas kritisch“, gesteht Lukas Beiküfner. „Reicht der Platz? Wie ist die Stimmung in so einer Box? Aber das Konzept hat uns überzeugt“, sind beide sich einig. Feiern, nur eben coronakonform.
Ein Rundgang durch die Gänge. So leer sieht man sie selten. Im Raucherbereich stehen Tische und Bänke mit Sicherheitsabstand. Nicht viel los. Kein Licht im sonst gut besuchten Stadl. Corona ist überall präsent – selbst auf den Toiletten. Rote oder grüne Schilder zeigen an, welche Toiletten gerade benutzt wurden und erst noch desinfiziert werden müssen. Eine Reinigungskraft sorgt minütlich für Sauberkeit.
Vorne im Bar-Bereich arbeitet das Personal an den Getränkewünschen. Die Sitzbänke sind leer. Auf den großen Bildschirmen seitlich an der Wand, wo sonst Party-Fotos zu sehen sind, laufen Erinnerungen an die Corona-Regeln. „Haltet Abstand“, „Wascht eure Hände“, „Vermeidet Berührungen“
0.30 Uhr: Alle Boxen sind belegt. Die Stimmung ist ausgelassen. Getanzt wird überall, trotz Plexiglas und Stehtischen. Leuchtstäbe, laute Musik, bunte Lichteffekte. Die Corona-Auflagen scheinen niemanden zu stören. „Wir sind einfach froh, dass wir mit Freunden wieder rauskönnen“, sagt der 19-jährige Johann. „Die Stimmung ist cool.“