Hagen. Die Deutsche Umwelthilfe zieht die Daumenschrauben nach: Die Luftqualität in der Hagener Innenstadt wird an weiteren Kontrollstellen gemessen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) lässt nicht locker: Nachdem die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation der Stadt Hagen im Februar bei Vergleichsverhandlungen vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster bereits erhebliche Restriktionen beim Innenstadtverkehr auferlegt hatte, um somit eine Einhaltung der Stickstoffdioxidwerte zu erzwingen, sollen neben den Messstationen am Graf-von-Galen-Ring sowie in der Finanzamtsschlucht (Märkischer Ring) jetzt noch zwei weitere Kontrollstellen in Hagen etabliert werden. Standorte sind der Bergische Ring sowie die Eckeseyer Straße.
Hagen steht mit dieser Auflage keineswegs allein: In sieben NRW-Städten hat die DUH insgesamt 16 neue Messstationen zur Kontrolle des Grenzwerts für das Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO2) durchgesetzt. Damit will sie sicherstellen, dass es keine unentdeckten NO2-Hotspots gibt oder sich die Belastung von einer in die andere Straße verlagert. Erste Monatswerte erhält die Organisation bereits in diesem Jahr. Immerhin hat sich das Land im Fall der Stadt Hagen dazu verpflichtet, mit konkreten Maßnahmenkatalogen den NO2-Grenzwert von 40 µg/m3 (Mikrogramm pro Kubikmeter) im Jahresmittel noch in diesem Jahr einzuhalten. Für das Jahr 2019 waren nach Angaben des Umweltbundesamtes am Graf-von-Galen-Ring noch 45 µg/m3 sowie am Märkischen Ring 44 µg/m3 ermittelt worden.
„Zur Überwachung der Wirksamkeit der von uns durchgesetzten konkreten Maßnahmen wird das Messnetz der verkehrsnahen Stickstoffdioxid-Messungen in NRW nun ausgeweitet“, erläutert Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, das Nachfassen. „So stellen wir sicher, dass die Luft flächendeckend sauber wird und nicht nur punktuell rund um die bestehenden Messstationen. Schließlich sollen die ergriffenen Maßnahmen nicht zu Überschreitungen an bisher nicht überwachten Stellen führen.“ Dieses Recht wurde der DUH seitens des Landes im Rahmen der Vergleichsverhandlungen ausdrücklich eingeräumt. In Hagen hat sich die DUH für eine Messstation an der Eckeseyer Straße 7 (zwischen Wehrstraße und Galen-Ring) entschieden, die mit Fertigstellung der Bahnhofshinterfahrung noch stärker belastet sei, sowie einen Standort am Bergischen Ring 32 (zwischen Hoch- und Bergstraße). Der von vielen Anwohner entlang der Remberg- und Eppenhauser Straße erhoffte Kontrollpunkt ist hingegen nicht vorgesehen.
Veränderte Verkehrsströme greifen
Bei den Vergleichsverhandlungen vor dem Oberverwaltungsgericht konnte im Februar zunächst ein drohendes Dieselfahrverbot für die Hagener Innenstadt abgewendet werden. Wesentlicher Schlüssel war seinerzeit eine Reduzierung der Verkehrszahlen in der Finanzamtsschlucht, vorzugsweise durch eine Linksabbiegerspur von der Heinitzstraße in Richtung Finanzamtsschlucht. Diese seit März geltende Einschränkung wurde zwar aufgrund der Sperrung an der Marktbrücken-Baustelle zwischenzeitlich vorerst aufgehoben, dafür ist aber in der Gegenrichtung der Verkehrsdurchfluss gedrosselt worden.
Hinzu kommt die Eröffnung der Bahnhofshinterfahrung, die naturgemäß die Verkehrsbelastung auf dem Graf-von-Galen-Ring und somit auch die Umweltbelastung auf diesem Abschnitt des Innenstadtrings erheblich reduziert hat. Zumal vom Durchgangsverkehr auch die einsturzgefährdete und daher abgeriegelte Arbeitsamtsrampe nicht mehr angesteuert werden kann. Parallel sind während der Corona-Pandemie – und das nicht bloß in der Phase des Shutdowns – die Verkehrsströme nach Angaben des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) um bis zu 50 Prozent zurückgegangen.
Aber auch im Vorfeld des 13. März konnte die Hagener Umweltverwaltung schon eine deutliche Verbesserung der Luftwerte an den Messpunkten feststellen, wofür auch das streng überwachte Tempo-30-Limit am Märkischen Ring eine entscheidende Rolle spielen dürfte. Bereits im Februar wurden am Bahnhof und Finanzamt Stickstoffdioxid-Werte von 35 bzw. 36 µg/m3 ermittelt. Aktuellere, validierte Daten liegen zurzeit nicht vor. Seitens der Stadt geht man davon aus, dass an den beiden Hagener Hotspots der europäische Grenzwert von 40 µg/m3, der bereits im Jahr 1999 verbindlich beschlossen wurde, erstmals im Jahresmittel eingehalten wird.