Haspe. Die Landesregierung installiert eines ihrer prestigeträchtigsten Projekte in Hagen. Die Stadt Bochum hat dafür das Nachsehen.

Die NRW-Landesregierung wird die Geschäftsstelle des prestigeträchtigen Leuchtturmprojektes „Virtuelles Krankenhaus für Nordrhein-Westfalen“ in Hagen unterbringen. Und zwar im ehrwürdigen Ensemble Haus Harkorten in Haspe. Laut Regierungskreisen gilt es als sicher, dass Hagen in einer heutigen Kabinettssitzung den Zuschlag erhält und damit den Gesundheitscampus in Bochum als Standort aussticht.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hatte im August vergangenen Jahres erklärt, bis zum Sommer dieses Jahres das Virtuelle Krankenhaus für ganz Nordrhein-Westfalen an den Start zu bringen. Mit dem Virtuellen Krankenhaus biete, so die Landesregierung, Nordrhein-Westfalen die deutschlandweit erste Plattform, die fachärztliche Expertise im Land flächendeckend digital vernetzt.

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Kooperationen mit Spitzenzentren sollen Patienten helfen

Das Know-how aller nordrhein-westfälischen Fachärzte soll darauf gebündelt werden, der elektronische Patientendaten-Austausch wird möglich bis hin zur Videosprechstunde bei dem für das jeweilige Leiden am besten geeigneten Arzt. Das Virtuelle Krankenhaus soll Kooperationen mit medizinischen Spitzen­zentren suchen. Fehle in einer Praxis eine spezielle Ex­pertise, können Ärzte ein Spitzenzentrum über ein zentrales Verzeichnis sofort digital erreichen.

In dem Gebäude war zuvor das Landesinstitut für Qualifizierung untergebracht.
In dem Gebäude war zuvor das Landesinstitut für Qualifizierung untergebracht. © Archiv.

Eigentlich sollte Pilotphase im vergangenen Frühjahr starten

Eigentlich sollte zunächst eine Pilotphase im vergangenen Frühjahr starten. Als Anschubfinanzierung waren zwei Millionen Euro gedacht. Doch auf Initiative der Landesregierung und angesichts der aktuellen Corona-Krise startete das Virtuelle Krankenhaus früher als geplant. Und zwar mit den medizinischen Feldern „Intensivmedizin und Infektiologie“. Mit der Leitung und Steuerung der Startphase ist bislang der Klinikdirektor für Operative Intensivmedizin der Uniklinik Aachen, Univ.-Prof. Dr. Gernot Marx, beauftragt.

Vorhandene Intensivbetten können landesweit nun effizient genutzt werden

Auf der Homepage des Virtuellen Krankenhauses NRW heißt es: „Seit dem 30. März 2020 können Krankenhäuser in NRW bei der Behandlung von Covid-19-Patienten per Videokonferenz mit Experten aus den Universitätskliniken Aachen und Münster zusammenarbeiten. Die Häuser der Grund- und Regelversorgung können so auf die besondere Expertise der Unikliniken zurückzugreifen. Die vorhandenen Intensivbetten für schwer betroffene Patienten können damit landesweit optimal genutzt werden. Möglicherweise patientengefährdende Transporte zwischen Krankenhäusern werden reduziert, da die Patienten länger vor Ort behandelt werden können.“

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Mietvertrag des Landes in Hagen läuft noch bis zum Jahr 2029

Jetzt also sollen auch alle anderen medizinischen Disziplinen in das Virtuelle Krankenhaus geholt werden. An einem zentralen Standort in NRW. Und zwar in Hagen in einem Gebäude des Ensembles Haus Harkorten, wo noch im Jahr 2005 mit Getöse von der rot-grünen Landesregierung das Landesinstitut für Qualifizierung eröffnet wurde, ehe die nachfolgende schwarz-gelbe Regierung kurzerhand beschloss, die Einheit wieder aufzulösen. Zurück blieben in Hagen Unverständnis und ein Mietvertrag des Landes mit dem Architektenbüro Meier und Partner bis 2029.

Bochum hatte sich Hoffnung auf den Zuschlag der Landesregierung gemacht

Und auf eben jenen seit vielen Jahren leerstehenden 1000 Qua­dratmetern will die aktuelle Landesregierung nach Informationen unserer Zeitung nun die Kommando-Zentrale des Virtuellen Krankenhauses NRW unterbringen. Damit zerschlägt sich die Hoffnung der Stadt Bochum, dass die digitale Pioniereinheit mit 20 bis 25 Mitarbeitern auf dem Gesundheitscampus in Bochum installiert werden könnte. Während man in Bochum glaubt, solche Signale schon länger von der Landesregierung vernommen zu haben, heißt es aus Regierungskreisen, dass Hagen schon lange als der Ort der ersten Wahl gelte.

Oberbürgermeister Erik. O Schulz nimmt aktuell auf Anfrage unserer Zeitung keine Stellung zur sich anbahnenden Ansiedlung des Virtuellen Krankenhauses in Hagen. Er möchte dazu nichts sagen.