Hagen-Lennetal. Durch welche Maßnahmen die Federwerke Grueber im Lennetal in Hagen gut durch die Corona-Krise gekommen sind.

„Wir hatten Glück. Und wir haben sofort schnell und konsequent gehandelt“, sagt Matthias Nettmann und spielt damit auf die letzten Monate der Federnwerke Grueber an.

Das 1828 gegründete Unternehmen mit Sitz im Lennetal sei, so ergänzt der Co-Geschäftsführer, zumindest bislang wirtschaftlich gut durch die Corona-Zeit gekommen. „Glück hatten beziehungsweise haben wir in zweierlei Hinsicht: Zum einen sind unsere Mitarbeiter gesund geblieben, wir hatten bislang keinen einzigen ausgewiesenen Coronafall. Zum anderen sind wir kein direkter Zulieferer für die schwächelnde Automobilbranche. Die Umsatzzahlen, die wir bis jetzt erwirtschaftet haben, liegen genau im Plan – und das trotz etlicher Corona-Schutzmaßnahmen.“

Corona-Not-Team gegründet

Was Matthias Nettmann mit schnellem und konsequentem Handeln meint? „Schon am 12. März, als sich die Corona-Meldungen überschlugen, haben wir ein Corona-Not-Team gegründet. Diese fünfköpfige Leitungsrunde hat nicht lange rumdiskutiert, sondern schnelle und konsequente Entscheidungen getroffen, an die sich alle Mitarbeiter halten mussten. So blieben wir als Firma zu jedem Zeitpunkt handlungsfähig.“

Eine dieser Entscheidungen war zum Beispiel die rasche Einführung eines konsequenten Zwei-Schichten-Modells: Seit Anfang April arbeiten die Mitarbeiter in der Produktion von 6 bis 17 und von 18 bis 5 Uhr, die Teams werden grundsätzlich nicht gemischt. „Wir haben die Tagesstundenzahl teilweise auf zehn Arbeitsstunden pro Mitarbeiter erhöht. Natürlich haben wir Überstundenzuschläge gezahlt, doch wenn die Leute nicht mitgezogen hätten, hätten wir Probleme bekommen“, spricht Nettmann ein deutliches Lob für das 140-köpfige Produktionsteam aus.

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Die 40 Mitarbeiter in der Verwaltung hingegen wurden Mitte März ins Homeoffice geschickt. Die Geschäftsleitung hat die Beschäftigten, damit sie auch zuhause effektiv arbeiten konnten, so schnell es ging mit benötigter Hard- und Software ausgestattet, „in den ersten Corona-Wochen haben wir alles, was wir an Laptops bekommen konnten, aufgekauft“, erinnert sich Nettmann zurück.

Zwei Präsenztage sind Pflicht

Mittlerweile kann bei Grueber auf freiwilliger Basis im Homeoffice gearbeitet werden, zwei Präsenztage sind allerdings Pflicht.

Die Hälfte der Federn, die im Lennetal produziert werden, sind kaltgewalzt; der Drahtdurchmesser für die Federn liegt zwischen 4 und 25 Millimetern. Bei warmgeformtem Draht liegt er bei 25 bis 65 Millimetern. Die bei Grueber hergestellten Federn finden zum Beispiel Verwendung in Lokomotiven, Reisezugwagen, Triebzügen und Hochgeschwindigkeitszügen.

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„Wir sind weltweit unterwegs. Im internationalen Bahn-Geschäft sind wir gut aufgestellt, in der Branche liegt die Zukunft, da bin ich grundoptimistisch“, betont der Geschäftsführer. Auch die Agrarindustrie – Stichwort Landmaschinen – wird von Grueber beliefert, „allerdings spüren wir in dem Bereich schon finanzielle Einbrüche; die Bauern investieren momentan kaum“. Auch im allgemeinen Maschinenbau liefen die Geschäfte für Federn derzeit schleppend, „da spürt man, dass in den Bereich die kränkelnde Automobilindustrie hineinspielt.“

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Andererseits liefe das Tuning-Geschäft momentan sehr gut, „viele Leute sind aufgrund von Covid 19 wohl nicht in den Urlaub gefahren und haben stattdessen ihr Auto getunt“, vermutet Matthias Nettmann.

Volle Auftragsbücher

Was der 60-Jährige für Grueber als Vorteil ansieht? „Wir haben einen sehr langen Liefervorlauf von bis zu zwölf Monaten, und Anfang des Jahres hatten wir erfreulicherweise volle Auftragsbücher. In fast allen Fällen haben unsere Kunden die bestellten Federn trotz Corona-Problemen auch tatsächlich abgenommen. Dadurch war das Thema Kurzarbeit bei uns nie akut.“

Zwei Geschäftsführer an der Spitze

Die Federnwerke J.P. Grueber GmbH & Co. KG werden von zwei Geschäftsführern, Matthias Nettmann und Titus Water­stradt, geleitet. Die Firma hat nur einen Standort – der Hauptsitz befindet sich seit 1828 in Hagen.

Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Herstellung von warmgeformten und kaltgeformten Federn für die Landwirtschaft, den Fahrzeugbau, Bahnbedarf, Anlagenbau und allgemeinen Maschinenbau sowie für Pulverlackiertechnik. Die seit fast 200 Jahren existierende Firma ist eines der weltweit führenden Unternehmen für Federungslösungen.

Ein kleines Dankeschön an die Belegschaft für ihre gute Mitarbeit während der Corona-Krise hat sich die Geschäftsführung auch einfallen lassen: Statt des Sommerfestes, das sonst auf dem Firmengelände an der Buschmühlenstraße gefeiert wird, in diesem Sommer aufgrund der Covid-19-Einschränkungen allerdings nicht stattfinden durfte, wurde jetzt ein Food-Truck organisiert. „In dem Zuge habe ich auch gleich mit unseren Mitarbeitern meinen runden Geburtstag gefeiert. Zwar wurde auf Abstand gegessen und getrunken, doch es war trotzdem nett“, resümiert Matthias Nettmann zufrieden.