Hagen. Eine zweite Chance für jedes Teil: Für Hagenerin Caroline Gehrmann steht Nachhaltigkeit im Fokus. Von Deko bis zu Designerteilen ist alles dabei.

Jedes Teil bekommt bei Caroline Gehrmann eine zweite Chance. „Ich halte nichts davon, Sachen sofort wegzuwerfen“, sagt die 37-Jährige. Ihr Motto ist gleichermaßen Name für ihr Geschäft. „Second Chance - Dein Regal“, steht auf dem Schaufenster und verrät bereits das Konzept hinter dem Laden in der Kampstraße. Hier steht Nachhaltigkeit im Fokus, verrät die gebürtige Hagenerin, die eigentlich erst in einer ganz anderen Branche arbeitete. „Vor vier Jahren entschied ich mich dann dazu, meinen Bürojob aufzugeben und den Laden hier aufzumachen“, erinnert sie sich. Gewissermaßen liege ihr das in den Genen, sagt sie. „Meine Mutter war lange Jahre als Antiquitätenhändlerin tätig, hatte einen eigenen Laden in Hagen.“

Service-Abschlag

Caroline Gehrmann berechnet einen Service-Abschlag von etwa 20 Prozent vom Verkaufspreis pro verkauftem Artikel.

Montags ist bei ihr im Geschäft Ruhetag, dienstags bis freitags ist es von 10 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 16 Uhr. Weitere Informationen gibt es auf der Facebook-Seite oder unter www.second-chance-hagen.de.

Caroline selbst war immer mit bei Trödelmärkten in ganz Deutschland und entdeckte dort bereits früh ihre Leidenschaft für Mode und Antiquitäten. Die gibt es jetzt direkt aus dem Regal. Dabei sucht die Hagenerin die Mode nicht selbst aus – die Kunden bringen sie mit. Denn die 42 Regale im Ladengeschäft werden jeden Monat vermietet. Ein Konzept, das immerhin seit vier Jahren funktioniert.

Für 60 Euro im Monat kann ein Regal - mit drei Böden und einer integrierten Kleiderstange – angemietet werden. Was am Ende dort steht, entscheiden die Kunden selbst. „Es können Bekleidungsartikel, Schuhe, Deko, Antiquitäten aber auch Taschen oder Schmuck sein.“ Dabei gebe es im Geschäft auch verschiedene „Themen-Ecken“, wie ein Schmuckregal, einen Taschen-Ständer für normale und eine Vitrine für hochwertige Markentaschen. Alle Artikel werden vorab geprüft. „Jacken die nach Keller riechen oder Klamotten mit Mottenlöchern nehmen wir nicht“, erklärt die 37-Jährige.

Kein Platz für Plagiate

Gemeinsam mit den Kunden werden die Artikel gesichtet und etikettiert. Die Hagenerin setzt dabei auch auf jahrelang gesammeltes Fachwissen: „Wir verkaufen hier keine Plagiate“, verweist sie beispielsweise auf eine Tasche von Louis Vuitton in der Vitrine. Die Nähte seien mit Bienenwachs umwickelt, die Taschen am Stück gefertigt. „Man kann sie leicht von Nachahmungen unterscheiden, wenn man weiß, worauf man achten muss.“

Beliebig oft können die Kunden auch Sachen nachliefern, wenn sich das Regal leert. Wenn Dinge gar nicht verkauft werden, kann man im Nachgang noch mit dem Preis runtergehen. Ansonsten müssten die Artikel nach dem Monat abgeholt werden, um Platz für Neues zu schaffen. „Uns ist wichtig, dass wir hier Artikel aus allen Preisklassen haben“, sagt Caroline Gehrmann. Es gebe auch Kunden, die beispielsweise über Monate ein Regal mieten. „Neue Interessenten kommen auf die Warteliste. Wenn etwas frei wird, rufen wir an.“ Wegen der Corona-Schließung wurde allen Mietern ein kostenloser Monat eingeräumt.

„Wir haben viele Stammkunden“, sagt die 37-Jährige. Sowohl die, die verkaufen, als auch die, die im Laden shoppen. „Ansonsten kommen die Leute meist wegen Empfehlungen zu uns.“

Kuriose Fälle, an die sie sich aus den letzten Jahren erinnert? „Kurios ist erst mal fast alles, was zu uns kommt“, sagt sie und lacht. Zwei große Pferde stehen auf dem Gang, teilweise 200 Jahre alte Silberringe liegen in der Vitrine an der Kasse, kleine Meerjungfrauen-Figuren stehen auf einer Glasplatte, auch Kaviar-Dosen gingen hier schon über den Verkaufstresen. Und jedes Teil hat seine Geschichte. „Das liebe ich an dem Job.“