Hagen-Mitte. Warum der chinesische Künstler Wang Huangsheng, der in Hagen ausstellt, mit Nato-Draht arbeitet.

2020 ist das Jahr der chinesischen Künstler im Osthaus-Museum. „2015 war ich auf China-Reise und habe wertvolle Kontakte zu dortigen Künstlern geknüpft“, sagt Tayfun Belgin. Das Ergebnis der Reise - vier Ausstellungen mit Werken chinesischer Künstler - präsentiert der Direktor des Osthaus-Museums in diesem Jahr in seinem Haus.

Künstler lebt in Peking

Die Zeichnungen von Zhong Biao sind noch bis November im Kunstquartier zu sehen, eine neue Ausstellung mit Tuschearbeiten und Installationen von Wang Huangsheng wird am Samstag, 15. August, eröffnet, es folgen noch Werkschauen von Tong Yanrunan (ab 2. Oktober) und von Chen Danqing (ab 28. November).

„Wang Huangsheng gehört zu einem der zehn bekanntesten und erfolgreichsten zeitgenössischen Künstlern Chinas“, begeistert sich Tayfun Belgin für die Arbeiten des in Peking lebenden Mannes.

Im Osthaus-Museum werden Arbeiten aus den Jahren 2012 bis 2019 des 64-Jährigen gezeigt. Die Tusche- und Tintenbilder - kalligrafische Arbeiten - spiegeln die Kunst der Linie wider.

Beeindruckend und irritierend zugleich sind die Installationen, die im Obergeschoss des Altbaus des Museums gezeigt werden. Die großen, dreidimensionalen Werke werden teils akustisch untermalt und wirken wie gewollt störende Lärmelemente.

In dem monumentalen Werk „Bounds“ (zu deutsch Grenzen) werden mehrteilige, in ihrem Inneren mit Nato-Draht ausstaffierte offene­ Metallwände bei diffusem Licht hin und her bewegt. Die Installation erinnert an Sprungfederrahmen. „Nato-Draht ist das fürchterlichste, was es gibt. Und die Schatten, die die bewegten Metallwände werfen, wecken Assoziationen zu Menschen, die in der trügerischen Sicherheit des Schattens versuchen, zu flüchten“, sagt Tayfun Belgin.

Blutige Gase oder Mullbinden

Nato-Draht wird auch indirekt aufgenommen in den Bildern, die der auch als Kurator und Kunstkritiker tätige Künstler zeigt: Blutige Gase oder Mullbinden sind in den 2018 entstandenen Bildern zu sehen; das blutverschmierte Material deutet darauf hin, dass jeder, der mit dem verhängnisvollen Draht in Berührung kommt, sofort Schmerzen erleidet und anfängt, zu bluten.

Wang Huangsheng  zeigt Bilder, die Assoziationen zu Blut durch Gewalt wecken.
Wang Huangsheng  zeigt Bilder, die Assoziationen zu Blut durch Gewalt wecken. © Yvonne Hinz

Aber zurück zur Linie, die sämtliche Werke des chinesischen Künstlers, der auch an Akademien und Universitäten unterrichtet, bestimmt: Die Linie, so Wang Huangshengs Botschaft, wird vor einem politischen Hintergrund zur (gefährlichen) Grenze.

Mehrere Ateliers

Zum Künstler selbst: Er wurde 1956 in Shantou, Provinz Guangdong, geboren, lebt und arbeitet mittlerweile meist in Peking und hat mehrere Ateliers.

Die Ausstellung, die im Kunstquartier zu sehen ist, wurde in Kooperation mit der Gesellschaft für Deutsch-Chinesischen kulturellen Austausch in Berlin und mit dem Kunstraum Villa Friede in Bonn realisiert.

Die Werkschau ist überschrieben mit „Breathe In/Out“, und so lautet auch der Titel des gut vierminütigen Kurzfilms, eine 2019 entstandene Installation-Performance-Video-Arbeit, die als Endlosschleife im Kunstquartier gezeigt wird. Die Szene in einem Atelier-Loft stellt Sauerstoffmasken in den Mittelpunkt, Wang Huangsheng schlägt und trommelt gegen sie und gerät in eine Art Trance.

Die Ausstellung wird am Samstag, 15. August, um 16 Uhr im Osthaus-Museum eröffnet und läuft bis zum 20. September. Der Eintritt zur Vernissage ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.