Hagen. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen kann die Sparkasse Hagen/Herdecke die Bilanzsumme um 147 Millionen Euro erhöhen.
Mit einer Bilanzsumme von 3,35 Milliarden Euro, was eine Erhöhung um 147 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr entspricht, blickt die Sparkasse Hagen/Herdecke „sehr zufrieden“ auf das Geschäftsjahr 2019.
„Als Treiber des Wachstums zeigte sich erneut das Kreditgeschäft mit Firmenkunden. So konnten im Jahr 2019 Darlehen im Volumen von 363 Millionen Euro an die gewerbliche Wirtschaft vergeben werden. Der Darlehensbestand an Unternehmen und Selbstständige erhöhte sich um rund 165 Millionen Euro“, betont Vorstandsvorsitzender Frank Walter gegenüber der Stadtredaktion, dass sein Haus ein verlässlicher Partner an der Seite von Handwerk und Mittelstand sei. „Annähernd 100 Millionen Euro haben wir im abgelaufenen Jahr zudem für private Finanzierungen bereitgestellt.“
Sparer meiden lange Laufzeiten
Fokus auf Digitalisierung
Mit 376 Mitarbeitern hat die Sparkasse Hagen/Herdecke ihr Personal fast auf dem Niveau des Vorjahres gehalten.
Konkrete Veränderungen am Filialnetz sind aktuell nicht geplant, doch das Bankhaus betont, dass man permanent das Kundenverhalten beobachte und entsprechende Schlussfolgerungen ziehe.
So dürfte die Tatsache, dass nach den Investitionen in die Kundenhalle des Sparkassen-Karrees in diesem die Digitalisierung im Fokus steht, hier bereits einen Fingerzeig für den Weg der Zukunft liefern. Hier sind auch weitere Projekte geplant.
Die Sanierung des Kundenhallen-Daches am Sparkassen-Karree zieht sich derweil hin. Das inzwischen abgeschlossene Beweissicherungsverfahren hat gezeigt, dass es sich eindeutig um Mängel bei der Bauausführung handelt. Alles Weitere klärt ein Gerichtstermin im Dezember.
Die Kundeneinlagen stiegen im gleichen Zeitraum um 96 Millionen Euro an, wobei die Kunden angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen nicht bereit sind, in längere Laufzeiten zu gehen. „Die Niedrigzinsphase wird uns sicherlich noch länger erhalten bleiben, so dass wir versuchen, unsere Kunden von den Vorteilen der mittel- bis langfristigen Anlage in Wertpapiere oder Investmentfonds zu überzeugen“, setzt Walter hier auf intensive Kundenbetreuung vor allem bei der Altersvorsorge. „Wir suchen gemeinsam nach individuellen Lösungen, die Renditen oberhalb eines Nullzinssatzes bieten.“ Angesichts der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank sei die Sparkasse Hagen/Herdecke inzwischen jedoch auch dazu übergegangen, mit gewerblichen Kunden Verwahrentgelte für hohe Einlagevolumina zu vereinbaren, um das Provisionsergebnis des Bankhauses in Zeiten von Negativ-Zinsen zu verbessern.
Zur Verwendung des Jahresüberschusses von 6,3 Millionen Euro möchte der Vorstandsvorsitzende vorbehaltlich der Empfehlung des Verwaltungsrates noch keine abschließende Aussage treffen. „Sofern Teile des Jahresüberschusses nicht ausgeschüttet werden, werden wir diese Mittel zur weiteren Stärkung der Eigenkapitalbasis verwenden, um den weiter steigenden Anforderungen der Bankenaufsicht gerecht zu werden.“ Allerdings strebe die Sparkasse Hagen/Herdecke auch im kommenden Jahr eine Ausschüttung an die beiden Trägerkommunen an. Allerdings sei dies, so Walter, aktuell noch eine Gleichung mit einigen Unbekannten: „Die Höhe wird kurz- bis mittelfristig von den Auswirkungen der Corona-Pandemie und langfristig von der weiteren Entwicklung der Niedrigzinslandschaft und der Regulierung bestimmt. Möglicherweise setzt uns auch die Finanzaufsicht enge Grenzen im Hinblick auf künftige Ausschüttungen, da sie den Kreditinstituten eine Vielzahl an Erleichterungen während der Corona-Krise eingeräumt hat.“
Corona verändert das Tagesgeschäft
Ansonsten hat Corona natürlich auch das Tagesgeschäft der Sparkasse verändert: Die Kunden nutzen verstärkt die digitalen Zugänge, zusätzliche Online-Verträge wurden abgeschlossen, die Sparkassen-App verstärkt heruntergeladen und das kontaktlose Bezahlen mit Karte rückte weiter in den Mittelpunkt. Auch komplexere Bankgeschäfte sind inzwischen per Videokonferenz gefragt. Allerdings ist auch das direkte Gespräch unter Einhaltung der Hygieneschutzregeln wieder möglich.
Angesichts der anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen in der Banken-Branche erwartet auch die heimische Sparkasse sowohl in der Spakassen-Finanzgruppe als auch bei den genossenschaftlichen Banken mittelfristig weitere Fusionen. „Die Sparkasse Hagen/Herdecke ist wirtschaftlich gut aufgestellt und erfüllt alle aufsichtsrechtlichen Kennzahlen deutlich“, sieht Walter das Unternehmen nach der Verschmelzung mit Herdecke als einen attraktiven Kandidaten für weitere Partnerschaften: „Vor dem Hintergrund zunehmender betriebswirtschaftlicher Herausforderungen in Folge von Regulatorik, Niedrigzinsphase, Digitalisierung und demografischer Entwicklungen ist die fusionierte Sparkasse Hagen/Herdecke offen für Gespräche mit anderen Sparkassen zu dem Thema Zusammenarbeit in unterschiedlichen Ausprägungsstufen“, formuliert der Vorstandsvorsitzende durchaus selbstbewusst.