Hagen. Der mutmaßliche Feuerteufel von Vorhalle (38) muss sich ab sofort vor dem Landgericht Hagen verantworten.

Bei Facebook präsentiert er sich in Rotkreuz-Uniform. Und als nachts in Vorhalle mehrmals Autos brannten, war der 38-Jährige sofort mit dem Feuerlöscher zur Stelle. Doch jetzt ist der „Helfer in der Not“ vor dem Landgericht angeklagt: Er selbst soll die Autos angezündet haben.

Ist der in Handschellen in den Gerichtssaal geführte Mann mit dem kurz geschorenen Schädel und dem finsteren Blick tatsächlich der Serienbrandstifter? Staatsanwältin Beatrix Föhring wirft ihm vor, dafür verantwortlich zu sein, dass zwischen Ende Oktober vergangenen Jahres und Ende Januar diesen Jahres sieben Fahrzeuge in Flammen aufgingen. Die Feuer hätte er jeweils dadurch gelegt, dass er Papier oder Stofftücher mit Brandbeschleuniger tränkte, diese auf den linken Vorderreifen der Autos ablegte und anzündete.

Tatorte liegen dicht beieinander

Der Angeklagte schweigt in diesem Indizienprozess, in dem bislang 35 Zeugen geladen sind. Auffällig ist: Alle betroffenen Fahrzeuge brannten gegen Mitternacht, und sämtliche Tatorte befanden sich in der Ophauser Straße und der Reichsbahnstraße. Dort, wo auch der Ortsverein Vorhalle des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ansässig ist, für den der Angeklagte tätig war. Hier lebte er, bis er vor fast sechs Monaten in Untersuchungshaft genommen wurde, in einer Hausmeisterwohnung.

Verteidiger David Lakwa (rechts) erwartet noch ein Gutachten zum psychischen Befinden seines Mandanten (links).
Verteidiger David Lakwa (rechts) erwartet noch ein Gutachten zum psychischen Befinden seines Mandanten (links). © WP | Michael Kleinrensing

War es deshalb selbstverständlich, dass der Angeklagte gegen Mitternacht stets hellwach war, wenn im Umkreis von nur hundert Metern oder in unmittelbarer Nachbarschaft mal wieder ein Auto in Flammen stand? So auch in der Nacht vom 23. auf den 24. November, als ein an der Reichsbahnstraße abgestellter BMW und ein VW-Touran ausbrannten und der angeblich hilfsbereite DRK-Hausmeister schon mal löschte, noch bevor in Vorhalle die Berufsfeuerwehr eintraf.

„Er saß auf der Treppe und atmete schwer“, berichtete gestern eine Polizeibeamtin (25) als Zeugin, „ihm ging es gesundheitlich gar nicht gut. Ein Rettungswagen musste ihn ins Krankenhaus schaffen.“ Der Angeklagte hatte sich bei seinem mutigen Lösch-Einsatz eine Rauchvergiftung eingefangen. „Das kam uns schon komisch vor“, so die Beamtin, „dass, wenn man schon Probleme mit Asthma hat, man dann auch noch in die Rauchgase hineinläuft.“

Am Tag darauf hatte sich der Angeklagte dann stolz vor einer Fernsehkamera präsentiert und berichtet, wie er als Helfer den BMW gelöscht und dadurch Schlimmeres verhindert habe. Sein Verteidiger David Lakwa: „Ein Gutachter wird im Prozess noch zu klären haben, ob mein Mandant vielleicht psychisch krank ist und sich auf der Suche nach Anerkennung als Retter in der Not aufspielt.“