Hagen-Mitte. Seine sympathische Art hat Feras Jasim Khder einen Franchisevertrag mit HBB beschert. Dort verkauft der 21-Jährige Lebensmittel to go und Blumen.
Der Leerstand ist behoben – im Bahnhofsgebäude hat ein neues Geschäft eröffnet: HBB kann man seit kurzem in großen Lettern über der Eingangstür lesen. Die Abkürzung steht für Hamburger Bahnhofs Betriebe. Das Unternehmen betreibt Verkaufsstellen und Kioske im eigenen Namen und auf eigene Rechnung sowie im Franchiseverfahren.
Auch Blumen im Angebot
In Hagen ist Feras Jasim Khder Franchisenehmer, er verkauft allerdings nicht nur, wie sonst bei HBB üblich, Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren, sondern auch Blumen. „Ich sage zu Kunden, die nach meinem Sortiment fragen, , Ich führe einen Kiosk mit Lebensmitteln to go und frischen Blumen’“, lächelt der 21-Jährige, der derzeit mit seiner Frau und seinem Bruder kaum zum Schlafen kommt. „Wir arbeiten viel, alles muss sich erst einspielen, aber bis jetzt läuft’s gut. Drei Tage nach der Eröffnung waren alle Blumen bereits ausverkauft.“
Dass Feras Jasim Khder auch Schnittblumen in seinem Shop anbietet, ist leicht zu erklären: Früher befand sich an gleicher Stelle in der Bahnhofshalle ein Blumengeschäft, und Blumen werden von ankommenden Zuggästen gern als Mitbringsel gekauft.
Kleines, junges Familienunternehmen
„Wir sind ein kleines, junges Familienunternehmen“, sagt der gebürtige Iraker stolz und blickt auf seine Unterstützer im Laden – auf seine Frau Dalal Elias und seinen jüngeren Bruder Anwar Khder. Die drei sind in eine Wohnung in Bahnhofsnähe gezogen, „wir sind zu Fuß in fünf Minuten im Geschäft“, erzählt Dalal Elias glücklich.
Bis vor kurzem hat die Familie Khder in Hamm gelebt.
Wie es dazu kam, dass das Trio nun in Hagen zu Hause ist? Feras Jasim Khder ist die Schlüsselfigur, die das Rad ins Rollen gebracht hat: Vor fünfeinhalb Jahren musste der als Jeside geborene junge Mann vor dem Islamischen Staat (IS) fliehen, seitdem lebt er in Deutschland, bis vor wenigen Wochen in Hamm.
Zu Beginn seiner Zeit in Deutschland machte er ein Langzeitpraktikum beim Liefergroßhandel Handelshof. Weil er geschickt und fleißig war, konnte er nahtlos eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel anschließen. „Deutsch habe ich in Intensiv-Nachhilfestunden und durch Online-Kurse gelernt, es war mir von Anfang an wichtig, die Sprache in meiner neuen Heimat schnell und gut zu beherrschen.“
Sieben Tage die Woche geöffnet
Feras Jasim Khder bestand problemlos seine Prüfung zum Einzelhandelskaufmann und wurde vom Handelshof fest übernommen. Nebenbei jobbte der junge Mann, der mittlerweile fast fließend und akzentfrei Deutsch spricht, bei den Hamburger Bahnhofs Betrieben in Hamm. Auch dort registrierte die Geschäftsführung, dass Feras Jasim Khder mit seiner sympathischen, aufgeschlossenen Art bei den Kunden gut ankam. Und dass er ein echtes Verkaufstalent ist.
„Vor zwei Monaten bot mir die HHB-Geschäftsleitung den Laden hier in Hagen an. Sie hätten mich gern als Franchisenehmer“, erzählt der 21-Jährige bescheiden. Er besprach das Angebot mit seiner Frau und seinem Bruder, die mittlerweile ebenfalls aus dem Irak nach Deutschland gekommen sind, und „machte die Sache klar“.
Die Khders haben zwei Angestellte, zwei weitere Beschäftigte suchen sie noch, „wir haben schließlich sieben Tage die Woche geöffnet“, sagt der junge Chef.
Belegte Baguettes laufen gut
Mit Mozzarella, Salami oder Hähnchenschnitzel belegte Baguettes laufen im Shop am besten, „für seine guten Baguettes ist HHB bekannt“, betont das Verkaufstalent schmunzelnd, „und Börek mit Feta oder Spinat gefüllt und Sesamringe werden als Snacks auch gern gekauft.“ Alkoholische und alkoholfreie Getränke gehören ebenfalls zum Sortiment, „allerdings dürfen wir keinen Ausschank betreiben“, sagt Feras Jasim Khder.
Laden hat von 4 Uhr bis 22 Uhr geöffnet
In ganz Deutschland gibt es etwa 45 Hamburger-Bahnhofs-Betriebe-Geschäfte (HHB), alle Shops befinden sich in Bahnhofsgebäuden.
Der HHB-Laden am Hagener Bahnhof hat täglich von 4 Uhr morgens bis 22 Uhr abends geöffnet.
Feras Jasmin Khder möchte auch Außengastronomie betreiben und wird bei der Stadt Hagen einen entsprechenden Antrag stellen.
Heißgetränke to go können die Kunden an der Kaffeebar per Knopfdruck bestellen, „und unsere Auswahl an Blumen werden wir auf jeden Fall aufstocken.“
Was Feras Jasim Khder an Hagen gefällt? „Hier ist mehr los als in Hamm. In Hagen ist einfach mehr Bewegung.“