Hohenlimburg. Wie Blumenhändlerin Ulla Macekas aus Hohenlimburg den Krebs besiegte und warum diese Zeit auch ihren Blick auf Corona prägt

Wenn man die Blumenhandlung „Schilken“ in der Wiedenhofstraße betritt, trifft man auf eine fröhliche, lebensfrohe Frau – Inhaberin Ulla Macekas. Vor zwei Jahren sah das aber noch ganz anders aus: Im Mai 2018 bekommt die Floristin plötzlich die Diagnose Pankreaskopfkarzinom – Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Damals wendet sich ihr Leben um 180 Grad – sie nimmt rund 25 Kilogramm ab, schläft tagelang durch und muss aufhören, in ihrem Geschäft zu arbeiten. Zurzeit ist die 59-jährige krebsfrei. Durch Corona hat die Floristin gemerkt, dass viele Menschen mit der ungewohnten Situation und fehlender Kontrolle über das eigene Leben nicht klarkommen. Sie spricht von ihrer Krankheit, um Menschen Mut zu machen und Kraft zu schenken.

Auch interessant

Die Diagnose

An einem Freitag im Mai 2018 sucht Ulla Macekas ihren Hausarzt auf, weil sie sich nicht gut fühlt. Durch ein Blutbild wird schnell klar, dass etwas mit der damals 57-Jährigen nicht stimmt. Bei ihr wird ein Pankreaskopfkarzinom festgestellt, ein Tumor an der Bauchspeicheldrüse. „Die Diagnose habe ich einfach stoisch hingenommen, das kam in meinem Kopf zunächst gar nicht richtig an, ich saß einfach nur da und habe dem Arzt zugehört“, erzählt die Floristin, „aber die Diagnose hat auch Kraft bei mir freigesetzt und den Gedanken: Ich hätte da noch was zu erleben.“

Die 57-jährige muss sofort im Krankenhaus in Bochum operiert werden; drei Wochen liegt sie dort stationär und beginnt kurz danach eine halbjährige Chemotherapie. „Diese Therapie war eine Grenzerfahrung in meinem Leben, bei der ich gemerkt habe, dass mein Körper nicht mehr kann, in meinem Kopf aber noch Kraft war. Ich habe immer gedacht: Es wird einen Weg geben ohne Krebs“, erklärte Ulla Macekas.

Auch interessant

Alle 14 Tage muss sie zur Chemotherapie, anfangs in Bochum, später in Hagen: „Ich hatte das Glück, immer gute Ärzte zu haben und eine Familie und Freunde, die immer und bedingungslos da sind. Allein war ich nie, auch wenn man sich oft so gefühlt hat.“ Während der Therapie nimmt Ulla Macekas 25 Kilogramm ab, sie schläft tagelang durch, um neue Kräfte zu mobilisieren. Im Mai 2019 fährt sie zur Reha nach Sankt Peter-Ording, im Juni 2019 beginnt die heute 59-jährige, wieder in ihrem Geschäft zu arbeiten – erst mit weniger Stunden, dann wieder in Vollzeit.

Die Reaktionen

Viele Kundinnen und Kunden schickten der Floristin Karten, Bücher und Blumen. Die Krankheit haben ihre Mitarbeiterinnen und die Inhaberin immer nach außen getragen, um Spekulationen zu vermeiden; auch ihnen ist sie bis heute dankbar: „Wir haben so ein enges Verhältnis und kennen uns teilweise seit 21 Jahren. Sie haben so toll an einem Strang gezogen, das ist eine unglaubliche Loyalität.“

Während der Chemotherapie war Ulla Macekas auch oft im Laden. „Damals wurde ich häufig gefragt, ob ich mir denn eine Liste geschrieben hätte mit Dingen, die ich noch erleben möchte. Da habe ich immer gedacht: Mir reicht es einfach, glücklich zu sein, dafür brauche ich keine Liste, auf der Reisen oder teure Klamotten stehen. Nicht, dass das nicht toll ist, aber ich habe gelernt, dass viele Dinge mittlerweile eine andere Wertigkeit für mich haben.“

Während der Chemotherapie holte eine Freundin die Floristin regelmäßig zum Spazierengehen am Seilersee ab. Das sind Dinge, die sie heute ganz anders zu schätzen weiß: „Damals waren das die Momente, die mich gesund gehalten haben. Wenn ich heute meine Schwestern besuche, freue ich mich wie Bolle darauf. Das ist Zeit, die wir uns nehmen und die für mich mit das größte Glück bedeutet.“

Auch interessant

Nach der Therapie

Heute kommen oft Kundinnen und Kunden in die Blumenhandlung Schilken, die in der aktuellen Zeit Probleme zu Hause oder im Job haben. Verständnis hat Ulla Macekas für die Situation allemal: „Wenn aber Leute in den Laden kommen, die klagen, weil sie nicht in ein Restaurant oder ins Kino gehen konnten, muss ich oft schmunzeln. Das ist so banal – Luxusjammern. Ich könnte jedem von ihnen zehn Dinge aufzählen, die sie trotzdem machen könnten – und die Sonne scheint vielleicht auch noch.“

Für sie zählen heute kleine Glücksmomente wie Spaß im Alltag, nette Kundinnen und Kunden oder tolle Momente mit Freundinnen und der Familie – „Tagesglück“ nennt sie es. Besonders ihr Mann habe oft gesagt: „Zusammen halten wir uns, zusammen schaffen wir alles, zusammen ist das Leben viel schöner.“ Denn die Situation hat der Floristin und ihrem Mann gezeigt, dass es auch in Zeiten von Corona oft gut ist, einen ruhigen Gedanken zu fassen, ohne die Situation falsch einzuschätzen, und zu wissen „Wir haben so viel geschafft, auch das schaffen wir noch.“

Heute ist Ulla Macekas einfach dankbar – für ihre Familie, für ihre Freundinnen und für das Glück, eine rechtzeitige Diagnose bekommen zu haben. „Ich hatte einfach absolutes Glück, durch Zufall und dadurch, dass mein Hausarztes die Diagnose frühzeitig gestellt hat“, sagt die 59-Jährige. „Meine Schwestern, mein Mann, meine Familie und Freunde waren immer an meiner Seite und haben mir Kraft gegeben. Durch sie konnte ich stark sein, Hoffnung haben und den Glauben, dass es eine gute Prognose gibt und es einen Weg nach dem Krebs geben wird.“