Breckerfeld. Edgar Wehrle war 36 Jahre als Soloposaunist im Hagener Theater beschäftigt. Sein Lieblingsplatz ist nun sein Garten Am Fernblick in Breckerfeld.

„Ich bin ein Sonnenkind, deshalb fühl’ ich mich hier draußen auch so wohl“, sagt Edgar Wehrle mit Begeisterung in der Stimme. Der stämmige Mann, den vermutlich halb Hagen und ganz Breckerfeld kennt, da er gefühlte 100, in Echtzeit 36 Jahre als Soloposaunist am Hagener Theater beschäftigt war, nimmt gemütlich im Gartensessel Platz.

Ein Sonnenkind? Edgar Wehrle lacht, „ich wurde mitten im Sommer­, im August, zwischen Freiburg und Basel, genauer gesagt im sonnigen Markgräflerland, geboren. Das hinterlässt Spuren. Und Leidenschaften.“ Seine Leidenschaft ist der Aufenthalt an der frischen Luft, „wenn das Wetter mitspielt, sitz’ ich morgens hier schon auf unserer Südterrasse, trinke Kaffee und lese die Zeitung. Nachmittags und abends genieße ich meine freie Zeit auf unserer zweiten, Richtung Westen gewandten Terrasse. Und wenn es sehr heiß ist oder regnet, gehen wir unter das Carport.“

Die Kollegen fehlen

Apropos freie Zeit: In wenigen Wochen wird der Musiker, der vor genau einem Jahr in Rente gegangen ist, 65 Jahre alt. „Am 14. Juli 2019 hab’ ich meinen letzten Dienst gespielt, wir haben ,Viva Verdi’ gegeben. Die Arbeit fehlt mir überhaupt nicht, nur die Kollegen. Endlich hab’ ich Zeit, die Idylle hier oben, unseren Garten und unser Haus Am Fernblick zu genießen.“

Er sei ein Genussmensch, sagt Edgar Wehrle, „ich esse gern in netter Gesellschaft, trinke gern ein Glas Wein, allerdings nur Wein aus unserer Heimat, ich beziehe badischen Wein von der dortigen Winzergenossenschaft. Und ich genieße es, mir einfach mal ein, zwei Stunden Zeit zu gönnen.“

Bekennender Fan der Egerländer Blasmusik

Bei den Hagener Philharmonikern hat Edgar Wehrle als Soloposaunist gearbeitet, privat ist er seit Jahrzehnten bekennender Fan der Egerländer Blasmusik. „Unter Ernst Mosch hab’ ich schon mit den Egerländern gemeinsam gespielt, und auch mit dem neuen Leiter Ernst Hutter und den Egerländern war ich schon auf Tournee.“

Wie es zu den Auftritten mit einem der bekanntesten Blasorchestern der Welt kam und noch immer kommt? „Am Jahresanfang bekomme ich immer eine Email mit Konzertterminen, an denen mich Ernst Hutter gern dabei hätte. Ich checke meine privaten Termine und sage dann jene Konzerte, die gut in meinen Kalender passen, zu. Das läuft alles ganz unkompliziert ab.“

Auftritte bereiten Spaß

Aufs Jahr betrachtet, tritt Edgar Wehrle etwa einmal pro Monat mit den Egerländern auf, „mit wechselnder Besetzung und unterschiedlichen Programmen. Das macht wirklich Spaß.“

Mindestens genau so gern spielt der Noch-64-Jährige allerdings im Hofbräuhaus. „Unsere erwachsene Tochter lebt mit ihrer Familie in München. Wenn wir sie dort besuchen, mach’ ich meist im Vorfeld einen Auftritt im Hofbräuhaus klar. Unter Musikanten kennt man sich eben.“

Von Klassik bis Marschmusik

Edgar Wehrle wurde – genau wie seine Frau – im süddeutschen Markgräferland geboren. Seit etwa 40 Jahren lebt die Familie in unserer Region, anfangs in Hagen, später in Breckerfeld.

Für den Musiker gibt es keine strikte Trennung zwischen Hoch-Kultur und Volksmusik. Er liebt Klassik genau wie Polka und Marschmusik.

Daher erreichen ihn auch im Ruhestand etliche Anfragen, „ich dachte, nach dem Dienst bei den Philharmonikern brauchst du niemals wieder deinen Frack, aber von wegen - dann kamen Angebote zu Neujahrskonzerten“, lacht der musikverliebte Mann.

Vor einigen Jahren haben Edgar Wehrle und seine Frau, die ebenfalls aus Süddeutschland stammt, noch mit dem Gedanken gespielt, nach dem Renteneintritt wieder in die Heimat zurückzukehren. Den Gedanken haben sie verworfen: „Wir bleiben in Breckerfeld. Wir wohnen hier oben Am Fernblick ja auch herrlich ländlich. Meinen Lieblingsplatz verlasse ich nicht mehr“, sagt Edgar Wehrle mit überzeugter Stimme.